[m]eine Hände zu sterben: Dieser gifftige Dolch soll euch meiner Wuth zum bluti- [g]en Opffer machen, woferne ihr euch nicht [a]lsbald zu Befriedigung meiner Begier- [d]en bequemen werdet! Wunderliche Cares- [fe]n! Jn Wahrheit, diese Dame war keine von denen- [je]nigen, welche verlangen, daß man sie anbethen und [n]ach ihnen seuffzen soll; Sie wollte sich für keine [H]eiligin verehren, oder als einer Vestalischen [K]euschheit zu Fusse fallen lassen; Jhre Liebe war kei- [ne] eingebildete oder Platonische, die sich nur bloß [au]f Schatten-Werck und eherbietige Ceremonien [gr]ündete; Jhre Flammen wollten gelöschet, und ih- [re] Begierden mit Verschwiegenheit und hurtiger [E]xpedition befriediget seyn.
Robert gebrauchte endlich sein Maulwerck, [un]d redete, indem er seine Augen an dem beliebten, [ied]och erschrecklichen Gegenstande kleben ließ, eins [un]d das andere so unordentlich, verwirret und ab- [geb]rochen unter einander her, daß die Dame das [S]chrecken, worein sie ihren Amanten gesetzet, und [wo]durch sie ihn zu der Satisfaction, die sie von [ihm] verlangte, unfähig gemacht hatte, bald innen [wu]rde. Damit sie nun die furchtsamen Geister, [die] sie rege gemacht, wiederum beruhigen möchte, [bem]ühete sie sich, den begangnen Jrrthum zu ver- [bes]sern, indem sie gelindere Säiten aufzog, und die [zär]tlichsten und holdseligsten Blicke hervor suchte:
Sie
II. Theil. H h
und Madame ‒ ‒.
[m]eine Haͤnde zu ſterben: Dieſer gifftige Dolch ſoll euch meiner Wuth zum bluti- [g]en Opffer machen, woferne ihr euch nicht [a]lsbald zu Befriedigung meiner Begier- [d]en bequemen werdet! Wunderliche Careſ- [fe]n! Jn Wahrheit, dieſe Dame waꝛ keine von denen- [je]nigen, welche verlangen, daß man ſie anbethen und [n]ach ihnen ſeuffzen ſoll; Sie wollte ſich fuͤr keine [H]eiligin verehren, oder als einer Veſtaliſchen [K]euſchheit zu Fuſſe fallen laſſen; Jhre Liebe war kei- [ne] eingebildete oder Platoniſche, die ſich nur bloß [au]f Schatten-Werck und eherbietige Ceremonien [gr]uͤndete; Jhre Flammen wollten geloͤſchet, und ih- [re] Begierden mit Verſchwiegenheit und hurtiger [E]xpedition befriediget ſeyn.
Robert gebrauchte endlich ſein Maulwerck, [un]d redete, indem er ſeine Augen an dem beliebten, [ied]och erſchrecklichen Gegenſtande kleben ließ, eins [un]d das andere ſo unordentlich, verwirret und ab- [geb]rochen unter einander her, daß die Dame das [S]chrecken, worein ſie ihren Amanten geſetzet, und [wo]durch ſie ihn zu der Satisfaction, die ſie von [ihm] verlangte, unfaͤhig gemacht hatte, bald innen [wu]rde. Damit ſie nun die furchtſamen Geiſter, [die] ſie rege gemacht, wiederum beruhigen moͤchte, [bem]uͤhete ſie ſich, den begangnen Jrrthum zu ver- [beſ]ſern, indem ſie gelindere Saͤiten aufzog, und die [zaͤr]tlichſten und holdſeligſten Blicke hervor ſuchte:
Sie
II. Theil. H h
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[481/0501]
und Madame ‒ ‒.
meine Haͤnde zu ſterben: Dieſer gifftige
Dolch ſoll euch meiner Wuth zum bluti-
gen Opffer machen, woferne ihr euch nicht
alsbald zu Befriedigung meiner Begier-
den bequemen werdet! Wunderliche Careſ-
fen! Jn Wahrheit, dieſe Dame waꝛ keine von denen-
jenigen, welche verlangen, daß man ſie anbethen und
nach ihnen ſeuffzen ſoll; Sie wollte ſich fuͤr keine
Heiligin verehren, oder als einer Veſtaliſchen
Keuſchheit zu Fuſſe fallen laſſen; Jhre Liebe war kei-
ne eingebildete oder Platoniſche, die ſich nur bloß
auf Schatten-Werck und eherbietige Ceremonien
gruͤndete; Jhre Flammen wollten geloͤſchet, und ih-
re Begierden mit Verſchwiegenheit und hurtiger
Expedition befriediget ſeyn.
Robert gebrauchte endlich ſein Maulwerck,
und redete, indem er ſeine Augen an dem beliebten,
iedoch erſchrecklichen Gegenſtande kleben ließ, eins
und das andere ſo unordentlich, verwirret und ab-
gebrochen unter einander her, daß die Dame das
Schrecken, worein ſie ihren Amanten geſetzet, und
wodurch ſie ihn zu der Satisfaction, die ſie von
ihm verlangte, unfaͤhig gemacht hatte, bald innen
wurde. Damit ſie nun die furchtſamen Geiſter,
die ſie rege gemacht, wiederum beruhigen moͤchte,
bemuͤhete ſie ſich, den begangnen Jrrthum zu ver-
beſſern, indem ſie gelindere Saͤiten aufzog, und die
zaͤrtlichſten und holdſeligſten Blicke hervor ſuchte:
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/501>, abgerufen am 16.02.2025.
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