Schlaff-Gemach hinaus, und durch den heimlichen Gang in des Roberts seines gienge.
Diese Erscheinung mitten in der Nacht (so annehmlich und liebreitzend auch die schöne Be- thörung aussahe,) rührte den furchtsamen Ro- bert mit Schrecken und Verwirrung dergestalt, daß er nicht wuste, ob er das gläntzende Gesichte für einen Englischen Geist, oder für ein sich in einen Engel des Lichts verstellendes Teuffels-Ge- spenst halten sollte: Erlag in seinem Bette, zitterte und bebete, indem zumal die Dame auf solches zu- gienge, und, indem sie ihren Dolch gegen seine Brust kehrte, sich also heraus ließ: Die vielfäl- tige Gnaden-Bezeigungen, die ich euch erwiesen, sind klare Kennzeichen meiner Affection,die ich zu euch trage: Derohal- ben verschmähet meine Liebe nicht, noch stellt euch etwa thämisch an, als ob ihr meine Leidenschafft nicht verstündet! Beydes ist so wohl mir als euch nachthei- lig, und setzet nicht nur meine Ruhe, son- dern auch euer Leben in Gefahr. Jch bin auf diese gegenwärtige Weise, in welcher ihr mich vor euch sehet, deßwegen erschie- nen, daß ich euch meine Ehre aufopffern will. Es ist euch keine andere Wahl übrig gelassen, als entweder meinem Verlan- gen ein Genügen zu leisten, oder durch
mei-
Der Hertzog von York,
Schlaff-Gemach hinaus, und durch den heimlichen Gang in des Roberts ſeines gienge.
Dieſe Erſcheinung mitten in der Nacht (ſo annehmlich und liebreitzend auch die ſchoͤne Be- thoͤrung ausſahe,) ruͤhrte den furchtſamen Ro- bert mit Schrecken und Verwirrung dergeſtalt, daß er nicht wuſte, ob er das glaͤntzende Geſichte fuͤr einen Engliſchen Geiſt, oder fuͤr ein ſich in einen Engel des Lichts verſtellendes Teuffels-Ge- ſpenſt halten ſollte: Erlag in ſeinem Bette, zitterte und bebete, indem zumal die Dame auf ſolches zu- gienge, und, indem ſie ihren Dolch gegen ſeine Bruſt kehrte, ſich alſo heraus ließ: Die vielfaͤl- tige Gnaden-Bezeigungen, die ich euch erwieſen, ſind klare Kennzeichen meiner Affection,die ich zu euch trage: Derohal- ben verſchmaͤhet meine Liebe nicht, noch ſtellt euch etwa thaͤmiſch an, als ob ihr meine Leidenſchafft nicht verſtuͤndet! Beydes iſt ſo wohl mir als euch nachthei- lig, und ſetzet nicht nur meine Ruhe, ſon- dern auch euer Leben in Gefahr. Jch bin auf dieſe gegenwaͤrtige Weiſe, in welcher ihr mich vor euch ſehet, deßwegen erſchie- nen, daß ich euch meine Ehre aufopffern will. Es iſt euch keine andere Wahl uͤbrig gelaſſen, als entweder meinem Verlan- gen ein Genuͤgen zu leiſten, oder durch
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Der Hertzog von York,
Schlaff-Gemach hinaus, und durch den heimlichen
Gang in des Roberts ſeines gienge.
Dieſe Erſcheinung mitten in der Nacht (ſo
annehmlich und liebreitzend auch die ſchoͤne Be-
thoͤrung ausſahe,) ruͤhrte den furchtſamen Ro-
bert mit Schrecken und Verwirrung dergeſtalt,
daß er nicht wuſte, ob er das glaͤntzende Geſichte
fuͤr einen Engliſchen Geiſt, oder fuͤr ein ſich in
einen Engel des Lichts verſtellendes Teuffels-Ge-
ſpenſt halten ſollte: Erlag in ſeinem Bette, zitterte
und bebete, indem zumal die Dame auf ſolches zu-
gienge, und, indem ſie ihren Dolch gegen ſeine
Bruſt kehrte, ſich alſo heraus ließ: Die vielfaͤl-
tige Gnaden-Bezeigungen, die ich euch
erwieſen, ſind klare Kennzeichen meiner
Affection, die ich zu euch trage: Derohal-
ben verſchmaͤhet meine Liebe nicht, noch
ſtellt euch etwa thaͤmiſch an, als ob ihr
meine Leidenſchafft nicht verſtuͤndet!
Beydes iſt ſo wohl mir als euch nachthei-
lig, und ſetzet nicht nur meine Ruhe, ſon-
dern auch euer Leben in Gefahr. Jch bin
auf dieſe gegenwaͤrtige Weiſe, in welcher
ihr mich vor euch ſehet, deßwegen erſchie-
nen, daß ich euch meine Ehre aufopffern
will. Es iſt euch keine andere Wahl uͤbrig
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/500>, abgerufen am 22.11.2024.
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