Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Der Hertzog von York, laubniß, den Anspruch, so er an sie thate, ihremVater bekannt zu machen. Weil aber dieser von einem geitzigen Naturel war, und beschlossen hatte, sie an einen reichern Mann zu bringen, nahm er sei- nen Vortrag so kaltsinnig auf, daß, nachdem sie gäntzlich verzweiffelte, seinen Consens zu erlangen, sie den Schluß fassete, ungehorsam zu seyn, und ihn heimlich zu ehlichen. Weil aber ihr Vater bereits einen Argwohn auf dergleichen Absehen hatte, ey- lete er, demselben, durch ihre schnelle Vermählung mit einem Schottländischen Grafen, zuvor zu kom- men. Diesen nun besuchte der Hertzog von York öffters, als er zur Zeit der Catholischen Händel nach Schottland zu gehen genöthiget war; Und da er solcher gestalt Gegelegenheit hatte, mit der Gräfin zu conversiren, wurde er von der Schönheit die- ser Dame so hefftig entzündet, daß er keine List unversuchet liesse, sie zu seiner Maitresse zu ma- chen; Welches auch um so viel desto eher zu be- werckstelligen war, nachdem sie einen rechten Ab- scheu gegen ihren Gemahl, den sie wider ihr Belie- ben und Neigung zu ehligen gezwungen worden, bezeigte. Doch da der Graf endlich hinter ihre Schliche kam, und die seinem Ehe-Bette zugefügte Verunehrung merckte, war er auf eine gar seltzame Rache bedacht: Er gieng hin in ein berüchtigtes Bordel-Hauß, trieb daselbst eine von Frantzosen halb aufgefressene Canaille auf, und nachdem er sich
Der Hertzog von York, laubniß, den Anſpruch, ſo er an ſie thate, ihremVater bekannt zu machen. Weil aber dieſer von einem geitzigen Naturel war, und beſchloſſen hatte, ſie an einen reichern Mann zu bringen, nahm er ſei- nen Vortrag ſo kaltſinnig auf, daß, nachdem ſie gaͤntzlich verzweiffelte, ſeinen Conſens zu erlangen, ſie den Schluß faſſete, ungehorſam zu ſeyn, und ihn heimlich zu ehlichen. Weil aber ihr Vater bereits einen Argwohn auf dergleichen Abſehen hatte, ey- lete er, demſelben, durch ihre ſchnelle Vermaͤhlung mit einem Schottlaͤndiſchen Grafen, zuvor zu kom- men. Dieſen nun beſuchte der Hertzog von York oͤffters, als er zur Zeit der Catholiſchen Haͤndel nach Schottland zu gehen genoͤthiget war; Und da er ſolcher geſtalt Gegelegenheit hatte, mit der Graͤfin zu converſiren, wurde er von der Schoͤnheit die- ſer Dame ſo hefftig entzuͤndet, daß er keine Liſt unverſuchet lieſſe, ſie zu ſeiner Maitreſſe zu ma- chen; Welches auch um ſo viel deſto eher zu be- werckſtelligen war, nachdem ſie einen rechten Ab- ſcheu gegen ihren Gemahl, den ſie wider ihr Belie- ben und Neigung zu ehligen gezwungen worden, bezeigte. Doch da der Graf endlich hinter ihre Schliche kam, und die ſeinem Ehe-Bette zugefuͤgte Verunehrung merckte, war er auf eine gar ſeltzame Rache bedacht: Er gieng hin in ein beruͤchtigtes Bordel-Hauß, trieb daſelbſt eine von Frantzoſen halb aufgefreſſene Canaille auf, und nachdem er ſich
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Der Hertzog von York,
laubniß, den Anſpruch, ſo er an ſie thate, ihrem
Vater bekannt zu machen. Weil aber dieſer von
einem geitzigen Naturel war, und beſchloſſen hatte,
ſie an einen reichern Mann zu bringen, nahm er ſei-
nen Vortrag ſo kaltſinnig auf, daß, nachdem ſie
gaͤntzlich verzweiffelte, ſeinen Conſens zu erlangen,
ſie den Schluß faſſete, ungehorſam zu ſeyn, und ihn
heimlich zu ehlichen. Weil aber ihr Vater bereits
einen Argwohn auf dergleichen Abſehen hatte, ey-
lete er, demſelben, durch ihre ſchnelle Vermaͤhlung
mit einem Schottlaͤndiſchen Grafen, zuvor zu kom-
men. Dieſen nun beſuchte der Hertzog von York
oͤffters, als er zur Zeit der Catholiſchen Haͤndel nach
Schottland zu gehen genoͤthiget war; Und da er
ſolcher geſtalt Gegelegenheit hatte, mit der Graͤfin
zu converſiren, wurde er von der Schoͤnheit die-
ſer Dame ſo hefftig entzuͤndet, daß er keine Liſt
unverſuchet lieſſe, ſie zu ſeiner Maitreſſe zu ma-
chen; Welches auch um ſo viel deſto eher zu be-
werckſtelligen war, nachdem ſie einen rechten Ab-
ſcheu gegen ihren Gemahl, den ſie wider ihr Belie-
ben und Neigung zu ehligen gezwungen worden,
bezeigte. Doch da der Graf endlich hinter ihre
Schliche kam, und die ſeinem Ehe-Bette zugefuͤgte
Verunehrung merckte, war er auf eine gar ſeltzame
Rache bedacht: Er gieng hin in ein beruͤchtigtes
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