massen sie die Gütigkeit selbsten sind, habe ich mich erkühnet, solche anzuflehen, als, Unvergleichliche Schöne!
Dero ewig-beständiger Verehrer.
Sie laß ihn zwey-biß dreymal durch, nicht wis- sende, worzu sie sich in dieser Sache entschliessen sollte; Weil aber die Liebe auf seine Seite über- trat, sahe sich ihre Modestie gezwungen, ihm ein so verbündliches Begehren nicht zu verweigern; Und ihm dauchte, wie er ihr nachgehends erzehlte, als sey er, wegen des überschwenglichen Lichts, daß er in seinem Hertzen empfande, in einer Wolcke ent- zückt worden; Kurtz: Sie beschlosse, ihn in Be- gleitung ihres Mägdgens, an einem gewissen Orte zu sprechen; woselbst er sie mit allen Zeichen eines vergnügten Gemüths, und unaussprechlich entzü- ckender Freude empfienge, sich mit Reverenz und Ehrfurcht so tieff vor ihr neigende uud beugende, als ob sie eine anbethens-würdige Göttin gewesen wäre. Sie kamen hernachmals öffters zusammen, und weil seine Verdienste ihre Liebe völlig beherr- scheten, unterliesse sie nicht, ihm alle Versicherun- gen von ihrer Neigung zu geben, welche aber die Gräntzen der Erbarkeit niemals überschritten: Und ob sie schon wuste, daß er der jüngste Sohn eines Edelmannes war; So gab sie ihm dennoch Er-
laub-
und Madame ‒ ‒.
maſſen ſie die Guͤtigkeit ſelbſten ſind, habe ich mich erkuͤhnet, ſolche anzuflehen, als, Unvergleichliche Schoͤne!
Dero ewig-beſtaͤndiger Verehrer.
Sie laß ihn zwey-biß dreymal durch, nicht wiſ- ſende, worzu ſie ſich in dieſer Sache entſchlieſſen ſollte; Weil aber die Liebe auf ſeine Seite uͤber- trat, ſahe ſich ihre Modeſtie gezwungen, ihm ein ſo verbuͤndliches Begehren nicht zu verweigern; Und ihm dauchte, wie er ihr nachgehends erzehlte, als ſey er, wegen des uͤberſchwenglichen Lichts, daß er in ſeinem Hertzen empfande, in einer Wolcke ent- zuͤckt worden; Kurtz: Sie beſchloſſe, ihn in Be- gleitung ihres Maͤgdgens, an einem gewiſſen Orte zu ſprechen; woſelbſt er ſie mit allen Zeichen eines vergnuͤgten Gemuͤths, und unausſprechlich entzuͤ- ckender Freude empfienge, ſich mit Reverenz und Ehrfurcht ſo tieff vor ihr neigende uud beugende, als ob ſie eine anbethens-wuͤrdige Goͤttin geweſen waͤre. Sie kamen hernachmals oͤffters zuſammen, und weil ſeine Verdienſte ihre Liebe voͤllig beherr- ſcheten, unterlieſſe ſie nicht, ihm alle Verſicherun- gen von ihrer Neigung zu geben, welche aber die Graͤntzen der Erbarkeit niemals uͤberſchritten: Und ob ſie ſchon wuſte, daß er der juͤngſte Sohn eines Edelmannes war; So gab ſie ihm dennoch Er-
laub-
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und Madame ‒ ‒.
maſſen ſie die Guͤtigkeit ſelbſten ſind, habe
ich mich erkuͤhnet, ſolche anzuflehen, als,
Unvergleichliche Schoͤne!
Dero
ewig-beſtaͤndiger Verehrer.
Sie laß ihn zwey-biß dreymal durch, nicht wiſ-
ſende, worzu ſie ſich in dieſer Sache entſchlieſſen
ſollte; Weil aber die Liebe auf ſeine Seite uͤber-
trat, ſahe ſich ihre Modeſtie gezwungen, ihm ein
ſo verbuͤndliches Begehren nicht zu verweigern;
Und ihm dauchte, wie er ihr nachgehends erzehlte,
als ſey er, wegen des uͤberſchwenglichen Lichts, daß
er in ſeinem Hertzen empfande, in einer Wolcke ent-
zuͤckt worden; Kurtz: Sie beſchloſſe, ihn in Be-
gleitung ihres Maͤgdgens, an einem gewiſſen Orte
zu ſprechen; woſelbſt er ſie mit allen Zeichen eines
vergnuͤgten Gemuͤths, und unausſprechlich entzuͤ-
ckender Freude empfienge, ſich mit Reverenz und
Ehrfurcht ſo tieff vor ihr neigende uud beugende,
als ob ſie eine anbethens-wuͤrdige Goͤttin geweſen
waͤre. Sie kamen hernachmals oͤffters zuſammen,
und weil ſeine Verdienſte ihre Liebe voͤllig beherr-
ſcheten, unterlieſſe ſie nicht, ihm alle Verſicherun-
gen von ihrer Neigung zu geben, welche aber die
Graͤntzen der Erbarkeit niemals uͤberſchritten: Und
ob ſie ſchon wuſte, daß er der juͤngſte Sohn eines
Edelmannes war; So gab ſie ihm dennoch Er-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/497>, abgerufen am 23.11.2024.
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