gedrucket hatte. Als die Damoiselle denselben erhielte, sagte es ihr alsbald ihr Hertz, von wem er käme; und indem sie sich mit begierigem Verlangen nach ihrem Cabinet verfügete, fande sie den Jnhalt folgender massen gestellet.
Allerschönstes Fräulein!
Es sind dero strahlende Augen die ein- tzigen zwo gläntzende Sonnen, welche das Reich der Liebe erleuchten: Sie er- barmen sich daher über eine Standes- Person, die bey dem ersten Anblick einer so unvergleichlichen Schönheit biß aufs Hertz verwundet worden. Sie betrach- ten denjenigen, den keine Gefahr über- winden kan, als einen um ihrent willen verschmachtenden Sterbenden, und ei- nen solchen, der wenige Tage in ihrer Dienstbarkeit lebendig zubringen wird, woferne ihn nicht dero angenehme Ant- wort von denen finstern Kammern des Grabes befreyet. Es ist zwar eine Ver- messenheit, die eine harte Straffe ver- dienet, daß ich, der eine so ungemeine Gnade niemals mit der allergeringsten Dienstleistung verdienet, solches zu ver- langen mich freventlich unterstehen darff; Nachdem ich aber weiß, was
mas-
Der Hertzog von York,
gedrucket hatte. Als die Damoiſelle denſelben erhielte, ſagte es ihr alsbald ihr Hertz, von wem er kaͤme; und indem ſie ſich mit begierigem Verlangen nach ihrem Cabinet verfuͤgete, fande ſie den Jnhalt folgender maſſen geſtellet.
Allerſchoͤnſtes Fraͤulein!
Es ſind dero ſtrahlende Augen die ein- tzigen zwo glaͤntzende Sonnen, welche das Reich der Liebe erleuchten: Sie er- barmen ſich daher uͤber eine Standes- Perſon, die bey dem erſten Anblick einer ſo unvergleichlichen Schoͤnheit biß aufs Hertz verwundet worden. Sie betrach- ten denjenigen, den keine Gefahr uͤber- winden kan, als einen um ihrent willen verſchmachtenden Sterbenden, und ei- nen ſolchen, der wenige Tage in ihrer Dienſtbarkeit lebendig zubringen wird, woferne ihn nicht dero angenehme Ant- wort von denen finſtern Kammern des Grabes befreyet. Es iſt zwar eine Ver- meſſenheit, die eine harte Straffe ver- dienet, daß ich, der eine ſo ungemeine Gnade niemals mit der allergeringſten Dienſtleiſtung verdienet, ſolches zu ver- langen mich freventlich unterſtehen darff; Nachdem ich aber weiß, was
maſ-
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Der Hertzog von York,
gedrucket hatte. Als die Damoiſelle denſelben
erhielte, ſagte es ihr alsbald ihr Hertz, von wem er
kaͤme; und indem ſie ſich mit begierigem Verlangen
nach ihrem Cabinet verfuͤgete, fande ſie den Jnhalt
folgender maſſen geſtellet.
Allerſchoͤnſtes Fraͤulein!
Es ſind dero ſtrahlende Augen die ein-
tzigen zwo glaͤntzende Sonnen, welche
das Reich der Liebe erleuchten: Sie er-
barmen ſich daher uͤber eine Standes-
Perſon, die bey dem erſten Anblick einer
ſo unvergleichlichen Schoͤnheit biß aufs
Hertz verwundet worden. Sie betrach-
ten denjenigen, den keine Gefahr uͤber-
winden kan, als einen um ihrent willen
verſchmachtenden Sterbenden, und ei-
nen ſolchen, der wenige Tage in ihrer
Dienſtbarkeit lebendig zubringen wird,
woferne ihn nicht dero angenehme Ant-
wort von denen finſtern Kammern des
Grabes befreyet. Es iſt zwar eine Ver-
meſſenheit, die eine harte Straffe ver-
dienet, daß ich, der eine ſo ungemeine
Gnade niemals mit der allergeringſten
Dienſtleiſtung verdienet, ſolches zu ver-
langen mich freventlich unterſtehen
darff; Nachdem ich aber weiß, was
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/496>, abgerufen am 23.11.2024.
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