Daß, wenn ihm von seiner Liebsten träumte, er ein weit grösseres Vergnügen darinnen empfände, als wenn er persönlich bey ihr wäre: Denn, sagte er, im Traum sind alle Kräffte der Seelen auf dieses eintzigeObjectgerichtet, wel- che hingegen, wenn ich wache, durch vie- le andere, so sich darzwischen einmengen, distrahiret oder zerstreuet werden. Al- leine, meines Erachtens, heist dieses den Schatten umfahen, die Lufft küssen, und seinen Hunger mit gemahlten Speisen sättigen, welches ein Poet also ausgedrucket:
Der Träume Schattenwerck ist eine schnö- de Speiß Der eiteln Phantasie,worvon der Leib nichts weiß.
Man muß es zugestehen, daß, wenn einer an zwey oder drey Orten liebet, das buhlen mehr Vergnü- gen, als reine Liebe bey sich führet; Nachdem aber der König sein Hertz dieser Dame ergeben hatte, so war die grosse Menge aller bezaubernden Schön- heiten, die er täglich vor Augen sahe, deren manch- fältige Veränderung, die Wahrheit zu bekennen, das freyeste Hertz bestricken mögen, nicht fähig, sei- nen Vorsatz im geringsten zu ändern. Seine Hochachtung gegen die Comtesse war so groß, daß, als er einsmals mit ihr auf einem Ball war, und ihr im Tantzen ein Knie-Band entfiel, es der
König
und Koͤnig Edward III.
Daß, wenn ihm von ſeiner Liebſten traͤumte, er ein weit groͤſſeres Vergnuͤgen darinnen empfaͤnde, als wenn er perſoͤnlich bey ihr waͤre: Denn, ſagte er, im Traum ſind alle Kraͤffte der Seelen auf dieſes eintzigeObjectgerichtet, wel- che hingegen, wenn ich wache, durch vie- le andere, ſo ſich darzwiſchen einmengen, diſtrahiret oder zerſtreuet werden. Al- leine, meines Erachtens, heiſt dieſes den Schatten umfahen, die Lufft kuͤſſen, und ſeinen Hunger mit gemahlten Speiſen ſaͤttigen, welches ein Poet alſo ausgedrucket:
Der Traͤume Schattenwerck iſt eine ſchnoͤ- de Speiß Der eiteln Phantaſie,worvon der Leib nichts weiß.
Man muß es zugeſtehen, daß, wenn einer an zwey oder drey Orten liebet, das buhlen mehr Vergnuͤ- gen, als reine Liebe bey ſich fuͤhret; Nachdem aber der Koͤnig ſein Hertz dieſer Dame ergeben hatte, ſo war die groſſe Menge aller bezaubernden Schoͤn- heiten, die er taͤglich vor Augen ſahe, deren manch- faͤltige Veraͤnderung, die Wahrheit zu bekennen, das freyeſte Hertz beſtricken moͤgen, nicht faͤhig, ſei- nen Vorſatz im geringſten zu aͤndern. Seine Hochachtung gegen die Comteſſe war ſo groß, daß, als er einsmals mit ihr auf einem Ball war, und ihr im Tantzen ein Knie-Band entfiel, es der
Koͤnig
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und Koͤnig Edward III.
Daß, wenn ihm von ſeiner Liebſten traͤumte, er ein
weit groͤſſeres Vergnuͤgen darinnen empfaͤnde, als
wenn er perſoͤnlich bey ihr waͤre: Denn, ſagte er,
im Traum ſind alle Kraͤffte der Seelen
auf dieſes eintzige Object gerichtet, wel-
che hingegen, wenn ich wache, durch vie-
le andere, ſo ſich darzwiſchen einmengen,
diſtrahiret oder zerſtreuet werden. Al-
leine, meines Erachtens, heiſt dieſes den Schatten
umfahen, die Lufft kuͤſſen, und ſeinen Hunger mit
gemahlten Speiſen ſaͤttigen, welches ein Poet alſo
ausgedrucket:
Der Traͤume Schattenwerck iſt eine ſchnoͤ-
de Speiß
Der eiteln Phantaſie, worvon der Leib
nichts weiß.
Man muß es zugeſtehen, daß, wenn einer an zwey
oder drey Orten liebet, das buhlen mehr Vergnuͤ-
gen, als reine Liebe bey ſich fuͤhret; Nachdem aber
der Koͤnig ſein Hertz dieſer Dame ergeben hatte, ſo
war die groſſe Menge aller bezaubernden Schoͤn-
heiten, die er taͤglich vor Augen ſahe, deren manch-
faͤltige Veraͤnderung, die Wahrheit zu bekennen,
das freyeſte Hertz beſtricken moͤgen, nicht faͤhig, ſei-
nen Vorſatz im geringſten zu aͤndern. Seine
Hochachtung gegen die Comteſſe war ſo groß,
daß, als er einsmals mit ihr auf einem Ball war,
und ihr im Tantzen ein Knie-Band entfiel, es der
Koͤnig
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/49>, abgerufen am 24.11.2024.
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