und priese seine Glückseligkeit bey einem gar schlech- ten und im Mißverstand genommenen Glücke, in- dem er dasjenige für die Stärcke seines ohnmächti- gen Alters, und die Ehre seines beschneyten Hau- ptes hielte, welches doch die Würckung einer Brunst-entzündeten Jugend in seiner unverschäm- ten und ehebrecherischen Gemahlin war.
Aber nicht lange hernach hub der Baronet ohn- gefehr einen Brieff in seiner Liebsten Schlaff-Ge- mach auf, und fande den Jnhalt darvon an den Herrn Middleton gestellet. Er schoß über Er- blickung dieses Nahmens zusammen, wie ein Frosch, der erschrocken ins Wasser springet, und wunderte sich bald zu tode, wie doch dieser Brieff immermehr dahin kommen wäre; Zumal, da eines Herrn, der ausserhalb auf dem Lande seyn sollte, darinnen ge- dacht wurde. Nachdem er die Sache eine lange Zeit hin und her erwogen hatte, und derselben mit ei- ner recht Spanischen Inquisition einer Jtaliäni- schen Eyfersucht nachgeforschet, traff er endlich das Pflöckgen, und schlosse, daß dieser Herr gewiß genug seiner Liebsten Galan und sein ungebethener Mieths-Mann seyn müste, insonderheit da es Middleton war, dessen Vorrecht er nun zu spät erkannte. Er hinterhielte aber dennoch den Brieff, weil er glaubte, daß, wann eine solche Intrigue unter Händen wäre, das Kammer-Mägdgen ohn- fehlbar Wissenschafft darum haben müste: Als
dem-
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und Madame Danvers.
und prieſe ſeine Gluͤckſeligkeit bey einem gar ſchlech- ten und im Mißverſtand genommenen Gluͤcke, in- dem er dasjenige fuͤr die Staͤrcke ſeines ohnmaͤchti- gen Alters, und die Ehre ſeines beſchneyten Hau- ptes hielte, welches doch die Wuͤrckung einer Brunſt-entzuͤndeten Jugend in ſeiner unverſchaͤm- ten und ehebrecheriſchen Gemahlin war.
Aber nicht lange hernach hub der Baronet ohn- gefehr einen Brieff in ſeiner Liebſten Schlaff-Ge- mach auf, und fande den Jnhalt darvon an den Herrn Middleton geſtellet. Er ſchoß uͤber Er- blickung dieſes Nahmens zuſammen, wie ein Froſch, der erſchrocken ins Waſſer ſpringet, und wunderte ſich bald zu tode, wie doch dieſer Brieff immermehr dahin kommen waͤre; Zumal, da eines Herrn, der auſſerhalb auf dem Lande ſeyn ſollte, darinnen ge- dacht wurde. Nachdem er die Sache eine lange Zeit hin und her erwogen hatte, und derſelben mit ei- ner recht Spaniſchen Inquiſition einer Jtaliaͤni- ſchen Eyferſucht nachgeforſchet, traff er endlich das Pfloͤckgen, und ſchloſſe, daß dieſer Herr gewiß genug ſeiner Liebſten Galan und ſein ungebethener Mieths-Mann ſeyn muͤſte, inſonderheit da es Middleton war, deſſen Vorrecht er nun zu ſpaͤt erkannte. Er hinterhielte aber dennoch den Brieff, weil er glaubte, daß, wann eine ſolche Intrigue unter Haͤnden waͤre, das Kammer-Maͤgdgen ohn- fehlbar Wiſſenſchafft darum haben muͤſte: Als
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und Madame Danvers.
und prieſe ſeine Gluͤckſeligkeit bey einem gar ſchlech-
ten und im Mißverſtand genommenen Gluͤcke, in-
dem er dasjenige fuͤr die Staͤrcke ſeines ohnmaͤchti-
gen Alters, und die Ehre ſeines beſchneyten Hau-
ptes hielte, welches doch die Wuͤrckung einer
Brunſt-entzuͤndeten Jugend in ſeiner unverſchaͤm-
ten und ehebrecheriſchen Gemahlin war.
Aber nicht lange hernach hub der Baronet ohn-
gefehr einen Brieff in ſeiner Liebſten Schlaff-Ge-
mach auf, und fande den Jnhalt darvon an den
Herrn Middleton geſtellet. Er ſchoß uͤber Er-
blickung dieſes Nahmens zuſammen, wie ein Froſch,
der erſchrocken ins Waſſer ſpringet, und wunderte
ſich bald zu tode, wie doch dieſer Brieff immermehr
dahin kommen waͤre; Zumal, da eines Herrn, der
auſſerhalb auf dem Lande ſeyn ſollte, darinnen ge-
dacht wurde. Nachdem er die Sache eine lange
Zeit hin und her erwogen hatte, und derſelben mit ei-
ner recht Spaniſchen Inquiſition einer Jtaliaͤni-
ſchen Eyferſucht nachgeforſchet, traff er endlich das
Pfloͤckgen, und ſchloſſe, daß dieſer Herr gewiß genug
ſeiner Liebſten Galan und ſein ungebethener
Mieths-Mann ſeyn muͤſte, inſonderheit da es
Middleton war, deſſen Vorrecht er nun zu ſpaͤt
erkannte. Er hinterhielte aber dennoch den Brieff,
weil er glaubte, daß, wann eine ſolche Intrigue
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/487>, abgerufen am 24.11.2024.
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