annehmen wollte, gestalt sie ihres Mannes Wie- derkunfft noch vor keiner Woche und länger ver- muthend wäre. Also kamen sie in Abwesenheit des Baroneten fleißig zusammen, und zwar durch Beystand des Kammer-Mägdgens, welches ver- schwiegen und folglich zu den Liebes-Affairen zwi- schen ihrer Frauen und Herrn Middleton, indem sie ihn des Nachts heimlich zum Hauß einliesse, überaus dienlich war.
Solchergestalt satzten sie ihre nächtliche und ver- bothene Vergnüglichkeiten öffters fort; und sie lies- sen sich von denen schweren Gerichten, welche ihren ehebrecherischen Leichtfertigkeiten so nahe waren, wenig träumen. Der Baronet war nun wieder zu Hauß angelanget, und verspührte an dem Hu- meur und Aufführung seiner Liebsten grosse Ver- änderungen: Jhr Gemüth hatte seine vormalige Lebhafftigkeit wieder angenommen, und nichts schiene ihr werther und angenehmer zu seyn, als die keusche Umarmungen ihres Ehe-Gemahls. Die- ser wuste sich deßwegen für Vergnügen kaum zu las- sen, und sahe dasjenige aus Jrrthum für Liebe und Holdseligkeit bey ihr an, welches doch nur eine ver- schmitzte Verstellung und teuffelhaffte Schlangen- List war, ihre empfindliche und nororische Belei- digung dadurch desto bester zu verbergen. Und da sie sich nach wenig Monaten gesegneten Leibes be- fande, caressirte sie ihr Gemahl mehr als iemals,
und
Der ſchoͤne Seymour,
annehmen wollte, geſtalt ſie ihres Mannes Wie- derkunfft noch vor keiner Woche und laͤnger ver- muthend waͤre. Alſo kamen ſie in Abweſenheit des Baroneten fleißig zuſammen, und zwar durch Beyſtand des Kammer-Maͤgdgens, welches ver- ſchwiegen und folglich zu den Liebes-Affairen zwi- ſchen ihrer Frauen und Herrn Middleton, indem ſie ihn des Nachts heimlich zum Hauß einlieſſe, uͤberaus dienlich war.
Solchergeſtalt ſatzten ſie ihre naͤchtliche und ver- bothene Vergnuͤglichkeiten oͤffters fort; und ſie lieſ- ſen ſich von denen ſchweren Gerichten, welche ihren ehebrecheriſchen Leichtfertigkeiten ſo nahe waren, wenig traͤumen. Der Baronet war nun wieder zu Hauß angelanget, und verſpuͤhrte an dem Hu- meur und Auffuͤhrung ſeiner Liebſten groſſe Ver- aͤnderungen: Jhr Gemuͤth hatte ſeine vormalige Lebhafftigkeit wieder angenommen, und nichts ſchiene ihr werther und angenehmer zu ſeyn, als die keuſche Umarmungen ihres Ehe-Gemahls. Die- ſer wuſte ſich deßwegen fuͤr Vergnuͤgen kaum zu laſ- ſen, und ſahe dasjenige aus Jrrthum fuͤr Liebe und Holdſeligkeit bey ihr an, welches doch nur eine ver- ſchmitzte Verſtellung und teuffelhaffte Schlangen- Liſt war, ihre empfindliche und nororiſche Belei- digung dadurch deſto beſter zu verbergen. Und da ſie ſich nach wenig Monaten geſegneten Leibes be- fande, careſſirte ſie ihr Gemahl mehr als iemals,
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Der ſchoͤne Seymour,
annehmen wollte, geſtalt ſie ihres Mannes Wie-
derkunfft noch vor keiner Woche und laͤnger ver-
muthend waͤre. Alſo kamen ſie in Abweſenheit des
Baroneten fleißig zuſammen, und zwar durch
Beyſtand des Kammer-Maͤgdgens, welches ver-
ſchwiegen und folglich zu den Liebes-Affairen zwi-
ſchen ihrer Frauen und Herrn Middleton, indem
ſie ihn des Nachts heimlich zum Hauß einlieſſe,
uͤberaus dienlich war.
Solchergeſtalt ſatzten ſie ihre naͤchtliche und ver-
bothene Vergnuͤglichkeiten oͤffters fort; und ſie lieſ-
ſen ſich von denen ſchweren Gerichten, welche ihren
ehebrecheriſchen Leichtfertigkeiten ſo nahe waren,
wenig traͤumen. Der Baronet war nun wieder
zu Hauß angelanget, und verſpuͤhrte an dem Hu-
meur und Auffuͤhrung ſeiner Liebſten groſſe Ver-
aͤnderungen: Jhr Gemuͤth hatte ſeine vormalige
Lebhafftigkeit wieder angenommen, und nichts
ſchiene ihr werther und angenehmer zu ſeyn, als die
keuſche Umarmungen ihres Ehe-Gemahls. Die-
ſer wuſte ſich deßwegen fuͤr Vergnuͤgen kaum zu laſ-
ſen, und ſahe dasjenige aus Jrrthum fuͤr Liebe und
Holdſeligkeit bey ihr an, welches doch nur eine ver-
ſchmitzte Verſtellung und teuffelhaffte Schlangen-
Liſt war, ihre empfindliche und nororiſche Belei-
digung dadurch deſto beſter zu verbergen. Und da
ſie ſich nach wenig Monaten geſegneten Leibes be-
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/486>, abgerufen am 25.11.2024.
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