Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und Madame Danvers. denn vermögend, das edle Dessein in deroLiebe zu hintertreiben? Diese Frage, ver- satzte der Baronet, können sie am besten beantworten. Es ist ihre Tochter, die ich liebe: Sie allein ist der Gegenstand mei- ner Neigungen: zu deren Füssen ich mich, nebst allen Ehren-Tituln und Glücks- Gütern, über die ich ein Herr bin', werf- fen wollte, wenn ich nur den Nahmen ihres Ehe-Mannes erlangen könnte, wel- cher mir herrlicher und schätzbarer seyn würde, als aller Purpur derer Grossen in der Welt, oder die funckelnde Dia- manten der Morgenländischen Monar- chen. Herr Bennet verwunderte sich nicht ein klein wenig, als er den Baronet seine Tochter mit einer so inbrünstigen Neigung herausstreichen hörte, und wuste anfangs nicht gleich, was er für Ant- wort darauf ertheilen sollte. Der Ehrgeitz, seine Tochter als eines Baronets Liebste zu sehen, und die Treubrüchigkeit, ohne welche solches nicht ge- schehen kunnte, erregten zwey unterschiedene Leiden- schafften in seiner Brust, und verwirreten seine Ge- dancken dermassen, daß der Baronet den Streit und Unordnung seines Gemüths aus seinem con- fusen Angesicht und tieffen Stillschweigen leicht- lich abnehmen kunnte; Jedoch, nachdem er sich endlich wiederum ein wenig erholet, gab er ihm fol- F f 5
und Madame Danvers. denn vermoͤgend, das edle Deſſein in deroLiebe zu hintertreiben? Dieſe Frage, ver- ſatzte der Baronet, koͤnnen ſie am beſten beantworten. Es iſt ihre Tochter, die ich liebe: Sie allein iſt der Gegenſtand mei- ner Neigungen: zu deren Fuͤſſen ich mich, nebſt allen Ehren-Tituln und Gluͤcks- Guͤtern, uͤber die ich ein Herr bin’, werf- fen wollte, wenn ich nur den Nahmen ihres Ehe-Mannes erlangen koͤnnte, wel- cher mir herrlicher und ſchaͤtzbarer ſeyn wuͤrde, als aller Purpur derer Groſſen in der Welt, oder die funckelnde Dia- manten der Morgenlaͤndiſchen Monar- chen. Herr Bennet verwunderte ſich nicht ein klein wenig, als er den Baronet ſeine Tochter mit einer ſo inbruͤnſtigen Neigung herausſtreichen hoͤrte, und wuſte anfangs nicht gleich, was er fuͤr Ant- wort darauf ertheilen ſollte. Der Ehrgeitz, ſeine Tochter als eines Baronets Liebſte zu ſehen, und die Treubruͤchigkeit, ohne welche ſolches nicht ge- ſchehen kunnte, erregten zwey unterſchiedene Leiden- ſchafften in ſeiner Bruſt, und verwirreten ſeine Ge- dancken dermaſſen, daß der Baronet den Streit und Unordnung ſeines Gemuͤths aus ſeinem con- fuſen Angeſicht und tieffen Stillſchweigen leicht- lich abnehmen kunnte; Jedoch, nachdem er ſich endlich wiederum ein wenig erholet, gab er ihm fol- F f 5
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denn vermoͤgend, das edle Deſſein in dero
Liebe zu hintertreiben? Dieſe Frage, ver-
ſatzte der Baronet, koͤnnen ſie am beſten
beantworten. Es iſt ihre Tochter, die ich
liebe: Sie allein iſt der Gegenſtand mei-
ner Neigungen: zu deren Fuͤſſen ich mich,
nebſt allen Ehren-Tituln und Gluͤcks-
Guͤtern, uͤber die ich ein Herr bin’, werf-
fen wollte, wenn ich nur den Nahmen
ihres Ehe-Mannes erlangen koͤnnte, wel-
cher mir herrlicher und ſchaͤtzbarer ſeyn
wuͤrde, als aller Purpur derer Groſſen
in der Welt, oder die funckelnde Dia-
manten der Morgenlaͤndiſchen Monar-
chen. Herr Bennet verwunderte ſich nicht ein
klein wenig, als er den Baronet ſeine Tochter mit
einer ſo inbruͤnſtigen Neigung herausſtreichen hoͤrte,
und wuſte anfangs nicht gleich, was er fuͤr Ant-
wort darauf ertheilen ſollte. Der Ehrgeitz, ſeine
Tochter als eines Baronets Liebſte zu ſehen, und
die Treubruͤchigkeit, ohne welche ſolches nicht ge-
ſchehen kunnte, erregten zwey unterſchiedene Leiden-
ſchafften in ſeiner Bruſt, und verwirreten ſeine Ge-
dancken dermaſſen, daß der Baronet den Streit
und Unordnung ſeines Gemuͤths aus ſeinem con-
fuſen Angeſicht und tieffen Stillſchweigen leicht-
lich abnehmen kunnte; Jedoch, nachdem er ſich
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