Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Der schöne Seymour,
der Pulß schlug hurtig, und alle Theile erwiesen sich
frisch, munter und lebhafft. So gewaltsam ist der
hefftige Trieb der Liebe!

Ohngefehr eine Woche hernach stattete Herr
Bennet seine Schuldigkeit bey dem Baronet ab,
der ihn mit allem erdencklichen Respect und
Freundschaffts-Bezeigungen aufnahm; Und nach-
dem dieser ihn mit einer überaus köstlichen Mahl-
zeit bewirthet hatte, fieng er, der Baronet, nach
einem angenehmen Discours von dem grossen und
mancherley Vortheil einer wahren und aufrichti-
gen Freundschafft, eine vortreffliche Lob-Rede von
der Liebe an, worinnen er die Glückseligkeit des Ehe-
standes über die Sorge und Einsamkeit eines ein-
tzelen Lebens nicht gnugsam zu erheben wuste;
Worinnen ihm denn Herr Bennet also fort bey-
pflichtete, sagende: Jch wundre mich gar
sehr, daß eine Person ihres Standes,
welcher nichts mangelt, was sie vollkom-
men glücklich machen kan, die Vergnüg-
lichkeiten des Ehestandes, die sie so nach-
drücklich heraus gestrichen, noch niemals
gekostet habe?
Des Baronets Gegenrede
war: Unter allen Schönheiten dieser Na-
tion
hab ich nur eine eintzige gesehen,
welche unvergleichliche
Creatur meiner
Neigungen würdig ist. So sagen sie
mir doch,
erwiederte Herr Bennet, was war

denn

Der ſchoͤne Seymour,
der Pulß ſchlug hurtig, und alle Theile erwieſen ſich
friſch, munter und lebhafft. So gewaltſam iſt der
hefftige Trieb der Liebe!

Ohngefehr eine Woche hernach ſtattete Herr
Bennet ſeine Schuldigkeit bey dem Baronet ab,
der ihn mit allem erdencklichen Reſpect und
Freundſchaffts-Bezeigungen aufnahm; Und nach-
dem dieſer ihn mit einer uͤberaus koͤſtlichen Mahl-
zeit bewirthet hatte, fieng er, der Baronet, nach
einem angenehmen Diſcours von dem groſſen und
mancherley Vortheil einer wahren und aufrichti-
gen Freundſchafft, eine vortreffliche Lob-Rede von
der Liebe an, worinnen er die Gluͤckſeligkeit des Ehe-
ſtandes uͤber die Sorge und Einſamkeit eines ein-
tzelen Lebens nicht gnugſam zu erheben wuſte;
Worinnen ihm denn Herr Bennet alſo fort bey-
pflichtete, ſagende: Jch wundre mich gar
ſehr, daß eine Perſon ihres Standes,
welcher nichts mangelt, was ſie vollkom-
men gluͤcklich machen kan, die Vergnuͤg-
lichkeiten des Eheſtandes, die ſie ſo nach-
druͤcklich heraus geſtrichen, noch niemals
gekoſtet habe?
Des Baronets Gegenrede
war: Unter allen Schoͤnheiten dieſer Na-
tion
hab ich nur eine eintzige geſehen,
welche unvergleichliche
Creatur meiner
Neigungen wuͤrdig iſt. So ſagen ſie
mir doch,
erwiederte Herr Bennet, was war

denn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0476" n="456"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der &#x017F;cho&#x0364;ne <hi rendition="#aq">Seymour,</hi></hi></fw><lb/>
der Pulß &#x017F;chlug hurtig, und alle Theile erwie&#x017F;en &#x017F;ich<lb/>
fri&#x017F;ch, munter und lebhafft. So gewalt&#x017F;am i&#x017F;t der<lb/>
hefftige Trieb der Liebe!</p><lb/>
          <p>Ohngefehr eine Woche hernach &#x017F;tattete Herr<lb/><hi rendition="#aq">Bennet</hi> &#x017F;eine Schuldigkeit bey dem <hi rendition="#aq">Baronet</hi> ab,<lb/>
der ihn mit allem erdencklichen <hi rendition="#aq">Re&#x017F;pect</hi> und<lb/>
Freund&#x017F;chaffts-Bezeigungen aufnahm; Und nach-<lb/>
dem die&#x017F;er ihn mit einer u&#x0364;beraus ko&#x0364;&#x017F;tlichen Mahl-<lb/>
zeit bewirthet hatte, fieng er, der <hi rendition="#aq">Baronet,</hi> nach<lb/>
einem angenehmen <hi rendition="#aq">Di&#x017F;cours</hi> von dem gro&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
mancherley Vortheil einer wahren und aufrichti-<lb/>
gen Freund&#x017F;chafft, eine vortreffliche Lob-Rede von<lb/>
der Liebe an, worinnen er die Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit des Ehe-<lb/>
&#x017F;tandes u&#x0364;ber die Sorge und Ein&#x017F;amkeit eines ein-<lb/>
tzelen Lebens nicht gnug&#x017F;am zu erheben wu&#x017F;te;<lb/>
Worinnen ihm denn Herr <hi rendition="#aq">Bennet</hi> al&#x017F;o fort bey-<lb/>
pflichtete, &#x017F;agende: <hi rendition="#fr">Jch wundre mich gar<lb/>
&#x017F;ehr, daß eine Per&#x017F;on ihres Standes,<lb/>
welcher nichts mangelt, was &#x017F;ie vollkom-<lb/>
men glu&#x0364;cklich machen kan, die Vergnu&#x0364;g-<lb/>
lichkeiten des Ehe&#x017F;tandes, die &#x017F;ie &#x017F;o nach-<lb/>
dru&#x0364;cklich heraus ge&#x017F;trichen, noch niemals<lb/>
geko&#x017F;tet habe?</hi> Des <hi rendition="#aq">Baronets</hi> Gegenrede<lb/>
war: <hi rendition="#fr">Unter allen Scho&#x0364;nheiten die&#x017F;er</hi> <hi rendition="#aq">Na-<lb/>
tion</hi> <hi rendition="#fr">hab ich nur eine eintzige ge&#x017F;ehen,<lb/>
welche unvergleichliche</hi> <hi rendition="#aq">Creatur</hi> <hi rendition="#fr">meiner<lb/>
Neigungen wu&#x0364;rdig i&#x017F;t. So &#x017F;agen &#x017F;ie<lb/>
mir doch,</hi> erwiederte Herr <hi rendition="#aq">Bennet,</hi> <hi rendition="#fr">was war</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">denn</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[456/0476] Der ſchoͤne Seymour, der Pulß ſchlug hurtig, und alle Theile erwieſen ſich friſch, munter und lebhafft. So gewaltſam iſt der hefftige Trieb der Liebe! Ohngefehr eine Woche hernach ſtattete Herr Bennet ſeine Schuldigkeit bey dem Baronet ab, der ihn mit allem erdencklichen Reſpect und Freundſchaffts-Bezeigungen aufnahm; Und nach- dem dieſer ihn mit einer uͤberaus koͤſtlichen Mahl- zeit bewirthet hatte, fieng er, der Baronet, nach einem angenehmen Diſcours von dem groſſen und mancherley Vortheil einer wahren und aufrichti- gen Freundſchafft, eine vortreffliche Lob-Rede von der Liebe an, worinnen er die Gluͤckſeligkeit des Ehe- ſtandes uͤber die Sorge und Einſamkeit eines ein- tzelen Lebens nicht gnugſam zu erheben wuſte; Worinnen ihm denn Herr Bennet alſo fort bey- pflichtete, ſagende: Jch wundre mich gar ſehr, daß eine Perſon ihres Standes, welcher nichts mangelt, was ſie vollkom- men gluͤcklich machen kan, die Vergnuͤg- lichkeiten des Eheſtandes, die ſie ſo nach- druͤcklich heraus geſtrichen, noch niemals gekoſtet habe? Des Baronets Gegenrede war: Unter allen Schoͤnheiten dieſer Na- tion hab ich nur eine eintzige geſehen, welche unvergleichliche Creatur meiner Neigungen wuͤrdig iſt. So ſagen ſie mir doch, erwiederte Herr Bennet, was war denn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/476
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/476>, abgerufen am 25.11.2024.