in einen Garten fielen, der dem Herrn Bennet, ei- nem Landsassen von einem ziemlich guten Vermö- gen, welcher 2. biß 3. Englische Meilen von obbe- sagter Stadt wohnete, angehörte: Weßwegen sie alle darauf zueileten, um dem Falcken zu Hülffe zu kommen, und ihr erjagtes Wildpret zu erhaschen. Als der Herr Bennet vernahm, daß der Baronet nebst unterschiedlichen andern Herren sich in seinen Garten begeben hätte, folgte er ihnen also fort nach, und traff sie gleich an, als sie den Reiger zwar le- bendig, iedoch entkräfftet, auf huben. Die gantze Compagnie lobte den Muth und die Stärcke des Falckens höchlich, worüber der Baronet sehr vergnügt zu seyn schiene, welcher in des Herrn Ben- nets Behausung eingeladen, und daselbst gar statt- lich tractiret wurde; Und weil er allda dieses Herrn Tochter zuerst sahe, praesentirte er derselben mit allen Bezeigungen einer vollkommenen Hochach- tung und Gütigkeit den Reiger, welchen sie mit gleichmäßigem Respect und Höflichkeit annahm.
Nun war diese Demoiselle, bey welcher Tu- gend und Schönheit in einem gleich-hohen Grad stunde, durch Consens und Genehmhaltung ihres Herrn Vaters, mit Herrn Miles Middleton ver- lobet, welches ein Herr von ohngefehr 600. Pfund jährlicher Einkünfften war, der in einem benach- barten Dorffe wohnte: Es war derselbe ohnlängst von seinen Reisen aus Spanien, Portugall und
Jta-
Der ſchoͤne Seymour,
in einen Garten fielen, der dem Herrn Bennet, ei- nem Landſaſſen von einem ziemlich guten Vermoͤ- gen, welcher 2. biß 3. Engliſche Meilen von obbe- ſagter Stadt wohnete, angehoͤrte: Weßwegen ſie alle darauf zueileten, um dem Falcken zu Huͤlffe zu kommen, und ihr erjagtes Wildpret zu erhaſchen. Als der Herr Bennet vernahm, daß der Baronet nebſt unterſchiedlichen andern Herren ſich in ſeinen Garten begeben haͤtte, folgte er ihnen alſo fort nach, und traff ſie gleich an, als ſie den Reiger zwar le- bendig, iedoch entkraͤfftet, auf huben. Die gantze Compagnie lobte den Muth und die Staͤrcke des Falckens hoͤchlich, woruͤber der Baronet ſehr vergnuͤgt zu ſeyn ſchiene, welcher in des Herrn Ben- nets Behauſung eingeladen, und daſelbſt gar ſtatt- lich tractiret wurde; Und weil er allda dieſes Herrn Tochter zuerſt ſahe, præſentirte er derſelben mit allen Bezeigungen einer vollkommenen Hochach- tung und Guͤtigkeit den Reiger, welchen ſie mit gleichmaͤßigem Reſpect und Hoͤflichkeit annahm.
Nun war dieſe Demoiſelle, bey welcher Tu- gend und Schoͤnheit in einem gleich-hohen Grad ſtunde, durch Conſens und Genehmhaltung ihres Herrn Vaters, mit Herrn Miles Middleton ver- lobet, welches ein Herr von ohngefehr 600. Pfund jaͤhrlicher Einkuͤnfften war, der in einem benach- barten Dorffe wohnte: Es war derſelbe ohnlaͤngſt von ſeinen Reiſen aus Spanien, Portugall und
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Der ſchoͤne Seymour,
in einen Garten fielen, der dem Herrn Bennet, ei-
nem Landſaſſen von einem ziemlich guten Vermoͤ-
gen, welcher 2. biß 3. Engliſche Meilen von obbe-
ſagter Stadt wohnete, angehoͤrte: Weßwegen ſie
alle darauf zueileten, um dem Falcken zu Huͤlffe zu
kommen, und ihr erjagtes Wildpret zu erhaſchen.
Als der Herr Bennet vernahm, daß der Baronet
nebſt unterſchiedlichen andern Herren ſich in ſeinen
Garten begeben haͤtte, folgte er ihnen alſo fort nach,
und traff ſie gleich an, als ſie den Reiger zwar le-
bendig, iedoch entkraͤfftet, auf huben. Die gantze
Compagnie lobte den Muth und die Staͤrcke
des Falckens hoͤchlich, woruͤber der Baronet ſehr
vergnuͤgt zu ſeyn ſchiene, welcher in des Herrn Ben-
nets Behauſung eingeladen, und daſelbſt gar ſtatt-
lich tractiret wurde; Und weil er allda dieſes Herrn
Tochter zuerſt ſahe, præſentirte er derſelben mit
allen Bezeigungen einer vollkommenen Hochach-
tung und Guͤtigkeit den Reiger, welchen ſie mit
gleichmaͤßigem Reſpect und Hoͤflichkeit annahm.
Nun war dieſe Demoiſelle, bey welcher Tu-
gend und Schoͤnheit in einem gleich-hohen Grad
ſtunde, durch Conſens und Genehmhaltung ihres
Herrn Vaters, mit Herrn Miles Middleton ver-
lobet, welches ein Herr von ohngefehr 600. Pfund
jaͤhrlicher Einkuͤnfften war, der in einem benach-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/474>, abgerufen am 18.07.2024.
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