Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und Mad. Broughton. Hoffnung auf denjenigen glücklichen Sieg mach-te, welchen ihm anietzo des Obristen Galanterie und höfliche Bedienung geraubet zu haben schiene: Dieses flammete ihn zu einer Rache an, worzu ihm seine Gemeinschafft und Vertraulichkeit mit dem Gouverneur einiger massen Gelegenheit an die Hand gab: Denn als er eines Tages mit dem Gouverneur allein in seinem Cabinet war, nahm er sich Gelegenheit, dem Gouverneur zu vermelden, was massen er nie sähe, daß der Obriste in einer Schlacht viel ausrichtete, sondern seines Wissens nur in denen Scharmützel mit schönem Frauenzimmer am glücklichsten wäre. Was sa- get ihr? redete ihn der Gouverneur an, Jst der Obriste ein so grosser Artist in Lie- bes-Affairen? Ja, Herr Gouverneur, sagte der Hauptmann, und er hat Einbildung genug, eine Nonne in Versuchung zu führen, wenn seine Brust einmal von der Hitze der Liebe und des Verlangens ent- zündet ist. Jhr dürfftet mich eyfersüch- tig machen, sagte der Gouverneur, woferne ich nicht glaubte, daß ihr euch in seinem Character betrogen fändet: Jch habe vielmals seine vertrauliche Freyheit mit meinem Weibe beobachtet, niemals aber einiges Mißtrauen auf seine Ehre und Honnetete gesetzet. Da sey der Himmel vor! F f 2
und Mad. Broughton. Hoffnung auf denjenigen gluͤcklichen Sieg mach-te, welchen ihm anietzo des Obriſten Galanterie und hoͤfliche Bedienung geraubet zu haben ſchiene: Dieſes flammete ihn zu einer Rache an, worzu ihm ſeine Gemeinſchafft und Vertraulichkeit mit dem Gouverneur einiger maſſen Gelegenheit an die Hand gab: Denn als er eines Tages mit dem Gouverneur allein in ſeinem Cabinet war, nahm er ſich Gelegenheit, dem Gouverneur zu vermelden, was maſſen er nie ſaͤhe, daß der Obriſte in einer Schlacht viel ausrichtete, ſondern ſeines Wiſſens nur in denen Scharmuͤtzel mit ſchoͤnem Frauenzimmer am gluͤcklichſten waͤre. Was ſa- get ihr? redete ihn der Gouverneur an, Jſt der Obriſte ein ſo groſſer Artiſt in Lie- bes-Affairen? Ja, Herr Gouverneur, ſagte der Hauptmann, und er hat Einbildung genug, eine Nonne in Verſuchung zu fuͤhren, wenn ſeine Bruſt einmal von der Hitze der Liebe und des Verlangens ent- zuͤndet iſt. Jhr duͤrfftet mich eyferſuͤch- tig machen, ſagte der Gouverneur, woferne ich nicht glaubte, daß ihr euch in ſeinem Character betrogen faͤndet: Jch habe vielmals ſeine vertrauliche Freyheit mit meinem Weibe beobachtet, niemals aber einiges Mißtrauen auf ſeine Ehre und Honneteté geſetzet. Da ſey der Himmel vor! F f 2
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und Mad. Broughton.
Hoffnung auf denjenigen gluͤcklichen Sieg mach-
te, welchen ihm anietzo des Obriſten Galanterie
und hoͤfliche Bedienung geraubet zu haben ſchiene:
Dieſes flammete ihn zu einer Rache an, worzu ihm
ſeine Gemeinſchafft und Vertraulichkeit mit dem
Gouverneur einiger maſſen Gelegenheit an die
Hand gab: Denn als er eines Tages mit dem
Gouverneur allein in ſeinem Cabinet war,
nahm er ſich Gelegenheit, dem Gouverneur zu
vermelden, was maſſen er nie ſaͤhe, daß der Obriſte
in einer Schlacht viel ausrichtete, ſondern ſeines
Wiſſens nur in denen Scharmuͤtzel mit ſchoͤnem
Frauenzimmer am gluͤcklichſten waͤre. Was ſa-
get ihr? redete ihn der Gouverneur an, Jſt
der Obriſte ein ſo groſſer Artiſt in Lie-
bes-Affairen? Ja, Herr Gouverneur,
ſagte der Hauptmann, und er hat Einbildung
genug, eine Nonne in Verſuchung zu
fuͤhren, wenn ſeine Bruſt einmal von der
Hitze der Liebe und des Verlangens ent-
zuͤndet iſt. Jhr duͤrfftet mich eyferſuͤch-
tig machen, ſagte der Gouverneur, woferne
ich nicht glaubte, daß ihr euch in ſeinem
Character betrogen faͤndet: Jch habe
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