cket: Denn ich will Macht über meine Tochter haben: Drum stehet nur nicht länger hier, ihr Wäscher, sondern packet euch aus meinem Hause! Hierauf machte er ihr einen Bückling, und nahm seinen Abschied; Al- lein ihre Erbitterung war so groß, daß sie ihr nicht verstattete, ihm höflich zu dancken: Und der Ritter war ein solcher närrischer Phantast, daß er alsbald nach Hause gieng, und sich in einem von seinen Fisch-Teichen ersäuffete.
Dieses üble Verfahren der Alten gegen der De- moiselle Liebsten bekümmerte sie nicht wenig; Und als sie die traurige Zeitung erhielte, in was für einem seltzamen Lösch-Troge der verliebte Ritter seine Flamen abgekühlethatte, wurde sie melan- cholisch und rasend; Jedoch halff ihr die Erfah- renheit unterschiedlicher Medicorum wiederum zurechte; Da sie ihrer Mutter üblen Humeur, daß sie dieselbe eines Liebsten beraubet, dem sie ihr gantzes Hertz eingeräumet gehabt, aufs höchste ahn- te. Jhre Unglückseligkeit vollkommen zu machen, fassete sie den Schluß, niemals zu heyrathen, son- dern ihre Ehre und Tugend dem Ersten, der ihr ge- fiele, und ihr diese Gewissens-Frage proponirte, aufzuopffern. Nicht lange hernach reisete der Lord Cutts diesen Weg nach Chester, von wannen er seiner Charge halber folgends nach Jrrland gehen wollte; Da trug sichs zu, daß er in dieses Ritters
Hause
Der Lord Cutts,
cket: Denn ich will Macht uͤber meine Tochter haben: Drum ſtehet nur nicht laͤnger hier, ihr Waͤſcher, ſondern packet euch aus meinem Hauſe! Hierauf machte er ihr einen Buͤckling, und nahm ſeinen Abſchied; Al- lein ihre Erbitterung war ſo groß, daß ſie ihr nicht verſtattete, ihm hoͤflich zu dancken: Und der Ritter war ein ſolcher naͤrriſcher Phantaſt, daß er alsbald nach Hauſe gieng, und ſich in einem von ſeinen Fiſch-Teichen erſaͤuffete.
Dieſes uͤble Verfahren der Alten gegen der De- moiſelle Liebſten bekuͤmmerte ſie nicht wenig; Und als ſie die traurige Zeitung erhielte, in was fuͤr einem ſeltzamen Loͤſch-Troge der verliebte Ritter ſeine Flamen abgekuͤhlethatte, wurde ſie melan- choliſch und raſend; Jedoch halff ihr die Erfah- renheit unterſchiedlicher Medicorum wiederum zurechte; Da ſie ihrer Mutter uͤblen Humeur, daß ſie dieſelbe eines Liebſten beraubet, dem ſie ihr gantzes Hertz eingeraͤumet gehabt, aufs hoͤchſte ahn- te. Jhre Ungluͤckſeligkeit vollkommen zu machen, faſſete ſie den Schluß, niemals zu heyrathen, ſon- dern ihre Ehre und Tugend dem Erſten, der ihr ge- fiele, und ihr dieſe Gewiſſens-Frage proponirte, aufzuopffern. Nicht lange hernach reiſete der Lord Cutts dieſen Weg nach Cheſter, von wannen er ſeiner Charge halber folgends nach Jrrland gehen wollte; Da trug ſichs zu, daß er in dieſes Ritters
Hauſe
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Der Lord Cutts,
cket: Denn ich will Macht uͤber meine
Tochter haben: Drum ſtehet nur nicht
laͤnger hier, ihr Waͤſcher, ſondern packet
euch aus meinem Hauſe! Hierauf machte er
ihr einen Buͤckling, und nahm ſeinen Abſchied; Al-
lein ihre Erbitterung war ſo groß, daß ſie ihr nicht
verſtattete, ihm hoͤflich zu dancken: Und der Ritter
war ein ſolcher naͤrriſcher Phantaſt, daß er alsbald
nach Hauſe gieng, und ſich in einem von ſeinen
Fiſch-Teichen erſaͤuffete.
Dieſes uͤble Verfahren der Alten gegen der De-
moiſelle Liebſten bekuͤmmerte ſie nicht wenig;
Und als ſie die traurige Zeitung erhielte, in was fuͤr
einem ſeltzamen Loͤſch-Troge der verliebte Ritter
ſeine Flamen abgekuͤhlethatte, wurde ſie melan-
choliſch und raſend; Jedoch halff ihr die Erfah-
renheit unterſchiedlicher Medicorum wiederum
zurechte; Da ſie ihrer Mutter uͤblen Humeur,
daß ſie dieſelbe eines Liebſten beraubet, dem ſie ihr
gantzes Hertz eingeraͤumet gehabt, aufs hoͤchſte ahn-
te. Jhre Ungluͤckſeligkeit vollkommen zu machen,
faſſete ſie den Schluß, niemals zu heyrathen, ſon-
dern ihre Ehre und Tugend dem Erſten, der ihr ge-
fiele, und ihr dieſe Gewiſſens-Frage proponirte,
aufzuopffern. Nicht lange hernach reiſete der Lord
Cutts dieſen Weg nach Cheſter, von wannen er
ſeiner Charge halber folgends nach Jrrland gehen
wollte; Da trug ſichs zu, daß er in dieſes Ritters
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/468>, abgerufen am 26.11.2024.
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