Diese Gewaltthätigkeit verdroß Madame [Ba]rry aufs hefftigste, als welche von einem hoch- [m]thigen und stoltzen Gemüth war, und, ungeach- [tet] ihr der Lord zu Füssen fiel, und wegen einer so [gro]ssen Unhöflichkeit um Vergebung bath, dennoch [bey] sich beschlosse, ihm solches nicht leer ausgehen [zu] lassen. Er bemühete sich, dieselbe mit aller de- [mü]thigsten Submission, die ihm nur möglich [wa]r, zu befriedigen, und den erregten Sturm, durch [gla]tte und liebreiche Worte, zu besänfftigen; Al- [lein]e der gantze Sack seiner Beredsamkeit wurde [ver]geblich ausgeschüttet; Und weil er befande, [die]ses sey kein Ort für langes parlamentiren, [ver]traute er sie der Aufsicht eines special-guten [Fr]eundes, nebst noch zweer anderer von seinen Be- [kan]nten, daß sie dieselbe durch einen geheimen [W]eg nach seinem Land-Sitze führeten, indem er [un]umgänglicher Geschäfften wegen genöthiget [wu]rde, einige Tage nach London zu reisen. So [ba]ld er hieselbst seine Affairen verrichtet hatte, [gie]ng er par Poste gerade auf sein Land-Gut zu, [sei]ner Geliebten eine Visite zu machen; Er traff [ab]er unterwegs seinen Freund verwundet an, der [ih]m seinen Unstern, so ihm aufgestossen, umständ- [lic]h erzehlete: Daß nemlich Mad. Barry von [de]m Grafen von Sommersett, der nebst einem [gr]ossen Gefolge ihm ohngefehr auf der Strasse be- [ge]gnet, mit Gewalt entrissen worden. Diese Zei-
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und Mad. Barry.
Dieſe Gewaltthaͤtigkeit verdroß Madame [Ba]rry aufs hefftigſte, als welche von einem hoch- [m]thigen und ſtoltzen Gemuͤth war, und, ungeach- [tet] ihr der Lord zu Fuͤſſen fiel, und wegen einer ſo [gro]ſſen Unhoͤflichkeit um Vergebung bath, dennoch [bey] ſich beſchloſſe, ihm ſolches nicht leer ausgehen [zu] laſſen. Er bemuͤhete ſich, dieſelbe mit aller de- [muͤ]thigſten Submiſſion, die ihm nur moͤglich [wa]r, zu befriedigen, und den erregten Sturm, durch [gla]tte und liebreiche Worte, zu beſaͤnfftigen; Al- [lein]e der gantze Sack ſeiner Beredſamkeit wurde [ver]geblich ausgeſchuͤttet; Und weil er befande, [die]ſes ſey kein Ort fuͤr langes parlamentiren, [ver]traute er ſie der Aufſicht eines ſpecial-guten [Fr]eundes, nebſt noch zweer anderer von ſeinen Be- [kan]nten, daß ſie dieſelbe durch einen geheimen [W]eg nach ſeinem Land-Sitze fuͤhreten, indem er [un]umgaͤnglicher Geſchaͤfften wegen genoͤthiget [wu]rde, einige Tage nach London zu reiſen. So [ba]ld er hieſelbſt ſeine Affairen verrichtet hatte, [gie]ng er par Poſte gerade auf ſein Land-Gut zu, [ſei]ner Geliebten eine Viſite zu machen; Er traff [ab]er unterwegs ſeinen Freund verwundet an, der [ih]m ſeinen Unſtern, ſo ihm aufgeſtoſſen, umſtaͤnd- [lic]h erzehlete: Daß nemlich Mad. Barry von [de]m Grafen von Sommerſett, der nebſt einem [gr]oſſen Gefolge ihm ohngefehr auf der Straſſe be- [ge]gnet, mit Gewalt entriſſen worden. Dieſe Zei-
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[435/0455]
und Mad. Barry.
Dieſe Gewaltthaͤtigkeit verdroß Madame
Barry aufs hefftigſte, als welche von einem hoch-
mthigen und ſtoltzen Gemuͤth war, und, ungeach-
tet ihr der Lord zu Fuͤſſen fiel, und wegen einer ſo
groſſen Unhoͤflichkeit um Vergebung bath, dennoch
bey ſich beſchloſſe, ihm ſolches nicht leer ausgehen
zu laſſen. Er bemuͤhete ſich, dieſelbe mit aller de-
muͤthigſten Submiſſion, die ihm nur moͤglich
war, zu befriedigen, und den erregten Sturm, durch
glatte und liebreiche Worte, zu beſaͤnfftigen; Al-
leine der gantze Sack ſeiner Beredſamkeit wurde
vergeblich ausgeſchuͤttet; Und weil er befande,
dieſes ſey kein Ort fuͤr langes parlamentiren,
vertraute er ſie der Aufſicht eines ſpecial-guten
Freundes, nebſt noch zweer anderer von ſeinen Be-
kannten, daß ſie dieſelbe durch einen geheimen
Weg nach ſeinem Land-Sitze fuͤhreten, indem er
unumgaͤnglicher Geſchaͤfften wegen genoͤthiget
wurde, einige Tage nach London zu reiſen. So
bald er hieſelbſt ſeine Affairen verrichtet hatte,
gieng er par Poſte gerade auf ſein Land-Gut zu,
ſeiner Geliebten eine Viſite zu machen; Er traff
aber unterwegs ſeinen Freund verwundet an, der
ihm ſeinen Unſtern, ſo ihm aufgeſtoſſen, umſtaͤnd-
lich erzehlete: Daß nemlich Mad. Barry von
dem Grafen von Sommerſett, der nebſt einem
groſſen Gefolge ihm ohngefehr auf der Straſſe be-
gegnet, mit Gewalt entriſſen worden. Dieſe Zei-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/455>, abgerufen am 25.11.2024.
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