frühe um 10. Uhr will ich in meinemLo- gisinWhitehallseyn; Biß dahinadjeu!
Mein werther! Mein allerwerthester Cecil!
Nachdem der Graf von Nottingham dem Jnhalte dieses Brieffs eine lange Zeit, mit allen eyfersüchtigen Untersuchungen eines Spanischen Gehirns, nachgegriebelt hatte, schlosse er endlich, Cecil müsse unfehlbar seiner Liebsten Galan und sein Substitute seyn; Nichts destoweniger ver- helete er den Brieff, der gäntzlichen Meynung, daß, woferne eine solche Intrigue unter Händen wäre, seiner Liebsten Kammer-Fräulein nothwendig dar- um wissen müste: Als demnach die Gräfin aus- gegangen, stellete er ein genaues Examen mit sol- chem Kammer-Fräulein an, und drohete ihr gar mit einem peinlichen Bekäntniß; Sie widerstunde aber allem aufs standhaffteste; biß sie endlich mit einem Beutel voll Geld versuchet wurde, daß sie diejenige Treue, die vorher durch keine Bedrohun- gen noch Straffen verletzet werden kunnte, zu einer Sclavin des Goldes machte, und sie das gefähr- liche Geheimniß, so vorher auf keinerley Weise von ihr können heraus gepresset werden, nach allen sei- nen Umständen haarklein entdeckete. Der Graf hörte diese Abendtheuer mit Entsetzen an, verfluchte sein halsstarriges Unglück, noch vielmehr aber die Täuscherey seiner treulosen Gräfin. Nach einer
klei-
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und die Graͤfin von Nottingham.
fruͤhe um 10. Uhr will ich in meinemLo- gisinWhitehallſeyn; Biß dahinadjeu!
Mein werther! Mein allerwertheſter Cecil!
Nachdem der Graf von Nottingham dem Jnhalte dieſes Brieffs eine lange Zeit, mit allen eyferſuͤchtigen Unterſuchungen eines Spaniſchen Gehirns, nachgegriebelt hatte, ſchloſſe er endlich, Cecil muͤſſe unfehlbar ſeiner Liebſten Galan und ſein Subſtitute ſeyn; Nichts deſtoweniger ver- helete er den Brieff, der gaͤntzlichen Meynung, daß, woferne eine ſolche Intrigue unter Haͤnden waͤre, ſeiner Liebſten Kammer-Fraͤulein nothwendig dar- um wiſſen muͤſte: Als demnach die Graͤfin aus- gegangen, ſtellete er ein genaues Examen mit ſol- chem Kammer-Fraͤulein an, und drohete ihr gar mit einem peinlichen Bekaͤntniß; Sie widerſtunde aber allem aufs ſtandhaffteſte; biß ſie endlich mit einem Beutel voll Geld verſuchet wurde, daß ſie diejenige Treue, die vorher durch keine Bedrohun- gen noch Straffen verletzet werden kunnte, zu einer Sclavin des Goldes machte, und ſie das gefaͤhr- liche Geheimniß, ſo vorher auf keinerley Weiſe von ihr koͤnnen heraus gepreſſet werden, nach allen ſei- nen Umſtaͤnden haarklein entdeckete. Der Graf hoͤrte dieſe Abendtheuer mit Entſetzen an, verfluchte ſein halsſtarriges Ungluͤck, noch vielmehr aber die Taͤuſcherey ſeiner treuloſen Graͤfin. Nach einer
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und die Graͤfin von Nottingham.
fruͤhe um 10. Uhr will ich in meinem Lo-
gis in Whitehall ſeyn; Biß dahin adjeu!
Mein werther! Mein allerwertheſter
Cecil!
Nachdem der Graf von Nottingham dem
Jnhalte dieſes Brieffs eine lange Zeit, mit allen
eyferſuͤchtigen Unterſuchungen eines Spaniſchen
Gehirns, nachgegriebelt hatte, ſchloſſe er endlich,
Cecil muͤſſe unfehlbar ſeiner Liebſten Galan und
ſein Subſtitute ſeyn; Nichts deſtoweniger ver-
helete er den Brieff, der gaͤntzlichen Meynung, daß,
woferne eine ſolche Intrigue unter Haͤnden waͤre,
ſeiner Liebſten Kammer-Fraͤulein nothwendig dar-
um wiſſen muͤſte: Als demnach die Graͤfin aus-
gegangen, ſtellete er ein genaues Examen mit ſol-
chem Kammer-Fraͤulein an, und drohete ihr gar
mit einem peinlichen Bekaͤntniß; Sie widerſtunde
aber allem aufs ſtandhaffteſte; biß ſie endlich mit
einem Beutel voll Geld verſuchet wurde, daß ſie
diejenige Treue, die vorher durch keine Bedrohun-
gen noch Straffen verletzet werden kunnte, zu einer
Sclavin des Goldes machte, und ſie das gefaͤhr-
liche Geheimniß, ſo vorher auf keinerley Weiſe von
ihr koͤnnen heraus gepreſſet werden, nach allen ſei-
nen Umſtaͤnden haarklein entdeckete. Der Graf
hoͤrte dieſe Abendtheuer mit Entſetzen an, verfluchte
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/413>, abgerufen am 25.11.2024.
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