Pairssind seine Richter! Sie gab auch zu- gleich Befehl, die schöne Supplicantin ebenfalls in genaue Verwahrung zu nehmen; Ja, die er- grimmte Königin war nunmehro so erbittert wider denjenigen, der vor kurtzem die vornehmste Staffel in ihrer Seele besessen, daß auch ihr Zorn biß zu ei- ner grausamen Wuth stiege, und sie voller Rach- Begierde sich ins Parlement verfügte: Denn, nachdem sie allhier die Ursache ihrer Ankunfft de- clariret hatte, wurden die Pairs ernennet, welche den Grafen von Essex verhören sollten. Uber die- sem Verfahren der Königin befand sich Cecil un- gemein vergnügt; Er kunnte die Zufriedenheit, die er deßwegen empfande, nicht bergen, sondern muste alsbald hin gehen, und die Gräfin von Not- tingham seiner Freude theilhafftig machen, welche das Commando so wohl über sein Hertz als Bet- te führete, und das letztere mit ihm mehr als zu offt besuchte, dem vergänglichen Vergnügen der un- rechtmäßigen Liebe Satisfaction zu leisten.
Es währete nicht lange, so wurde der Graf von Essex vorgestellt, verhöret und verurtheilet; und zwar aus folgenden Ursachen: Weil er eine sträff- liche Correspondenz mit dem Könige von Schottland und Spanien gepflogen: Weil er ein heimliches Bündniß mit dem Grafen von Tyro- ne, dem Jrrländischen Rebellen, gemachet: Und weil er mit einem heimlichen Anschlag wider der
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und dir Graͤfin von Nottingham.
Pairsſind ſeine Richter! Sie gab auch zu- gleich Befehl, die ſchoͤne Supplicantin ebenfalls in genaue Verwahrung zu nehmen; Ja, die er- grimmte Koͤnigin war nunmehro ſo erbittert wider denjenigen, der vor kurtzem die vornehmſte Staffel in ihrer Seele beſeſſen, daß auch ihr Zorn biß zu ei- ner grauſamen Wuth ſtiege, und ſie voller Rach- Begierde ſich ins Parlement verfuͤgte: Denn, nachdem ſie allhier die Urſache ihrer Ankunfft de- clariret hatte, wurden die Pairs ernennet, welche den Grafen von Eſſex verhoͤren ſollten. Uber die- ſem Verfahren der Koͤnigin befand ſich Cecil un- gemein vergnuͤgt; Er kunnte die Zufriedenheit, die er deßwegen empfande, nicht bergen, ſondern muſte alsbald hin gehen, und die Graͤfin von Not- tingham ſeiner Freude theilhafftig machen, welche das Commando ſo wohl uͤber ſein Hertz als Bet- te fuͤhrete, und das letztere mit ihm mehr als zu offt beſuchte, dem vergaͤnglichen Vergnuͤgen der un- rechtmaͤßigen Liebe Satisfaction zu leiſten.
Es waͤhrete nicht lange, ſo wurde der Graf von Eſſex vorgeſtellt, verhoͤret und verurtheilet; und zwar aus folgenden Urſachen: Weil er eine ſtraͤff- liche Correſpondenz mit dem Koͤnige von Schottland und Spanien gepflogen: Weil er ein heimliches Buͤndniß mit dem Grafen von Tyro- ne, dem Jrrlaͤndiſchen Rebellen, gemachet: Und weil er mit einem heimlichen Anſchlag wider der
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und dir Graͤfin von Nottingham.
Pairs ſind ſeine Richter! Sie gab auch zu-
gleich Befehl, die ſchoͤne Supplicantin ebenfalls
in genaue Verwahrung zu nehmen; Ja, die er-
grimmte Koͤnigin war nunmehro ſo erbittert wider
denjenigen, der vor kurtzem die vornehmſte Staffel
in ihrer Seele beſeſſen, daß auch ihr Zorn biß zu ei-
ner grauſamen Wuth ſtiege, und ſie voller Rach-
Begierde ſich ins Parlement verfuͤgte: Denn,
nachdem ſie allhier die Urſache ihrer Ankunfft de-
clariret hatte, wurden die Pairs ernennet, welche
den Grafen von Eſſex verhoͤren ſollten. Uber die-
ſem Verfahren der Koͤnigin befand ſich Cecil un-
gemein vergnuͤgt; Er kunnte die Zufriedenheit, die
er deßwegen empfande, nicht bergen, ſondern muſte
alsbald hin gehen, und die Graͤfin von Not-
tingham ſeiner Freude theilhafftig machen, welche
das Commando ſo wohl uͤber ſein Hertz als Bet-
te fuͤhrete, und das letztere mit ihm mehr als zu offt
beſuchte, dem vergaͤnglichen Vergnuͤgen der un-
rechtmaͤßigen Liebe Satisfaction zu leiſten.
Es waͤhrete nicht lange, ſo wurde der Graf von
Eſſex vorgeſtellt, verhoͤret und verurtheilet; und
zwar aus folgenden Urſachen: Weil er eine ſtraͤff-
liche Correſpondenz mit dem Koͤnige von
Schottland und Spanien gepflogen: Weil er ein
heimliches Buͤndniß mit dem Grafen von Tyro-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/407>, abgerufen am 16.02.2025.
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