grossen Anbether hatte, als der, ungeachtet aller sei- ner Gravität, einige Annehmlichkeit an dieser Da- me angemercket, die eine grosse Leidenschafft gegen sie in ihm erwecketen; Also wurde eben diese Pas- sion sowohl bey ihr, als dem Secretario, auch noch weiter durch den natürlichen Haß, den sie ge- gen den Grafen von Essex, iedoch aus verschiede- nen Ursachen, hegeten, vermehret: Cecil hassete ihn, weil er das Hinderniß seiner ehrgeitzigen Anfor- derungen war; die Gräfin aber aus einer Wuth und Abscheu, dergleichen gemeiniglich von einer ver- schmäheten Liebe entspringen.
Nachdem nun folglich der Graf von Essex in Ungnade verfiel, und Anfangs in seinem Hause als ein Gefangener bewachet, nachgehends aber gar in den Tower geführet wurde, spintisirten die Grä- fin von Nottingham und Cecil mit einander nur auf Mittel und Gelegenheit, diesen Pair gar aus dem Wege zu räumen. Nun war dieses zu ihrer gegossenen Bluts-Glocke eine angeschnittene Kap- pe, daß die Gräfin von Rutland eine Fürbitte für ihren Mann, den Essex, bey der Königin einlegte: Denn, weil diese, die Königin, also der Gewißheit von ihres Favoriten Vermählung überzeuget wur- de, überfiel sie eine dergleichen mit Zorn vermischte Bestürtzung, daß sie die Gräfin mit dieser hitzigen Antwort abfertigte: Das Leben, worum ihr mich bittet, ist nicht in meiner Gewalt, die
Pairs
Der Secretarius Cecil,
groſſen Anbether hatte, als der, ungeachtet aller ſei- ner Gravitaͤt, einige Annehmlichkeit an dieſer Da- me angemercket, die eine groſſe Leidenſchafft gegen ſie in ihm erwecketen; Alſo wurde eben dieſe Paſ- ſion ſowohl bey ihr, als dem Secretario, auch noch weiter durch den natuͤrlichen Haß, den ſie ge- gen den Grafen von Eſſex, iedoch aus verſchiede- nen Urſachen, hegeten, vermehret: Cecil haſſete ihn, weil er das Hinderniß ſeiner ehrgeitzigen Anfor- derungen war; die Graͤfin aber aus einer Wuth und Abſcheu, dergleichen gemeiniglich von einer ver- ſchmaͤheten Liebe entſpringen.
Nachdem nun folglich der Graf von Eſſex in Ungnade verfiel, und Anfangs in ſeinem Hauſe als ein Gefangener bewachet, nachgehends aber gar in den Tower gefuͤhret wurde, ſpintiſirten die Graͤ- fin von Nottingham und Cecil mit einander nur auf Mittel und Gelegenheit, dieſen Pair gar aus dem Wege zu raͤumen. Nun war dieſes zu ihrer gegoſſenen Bluts-Glocke eine angeſchnittene Kap- pe, daß die Graͤfin von Rutland eine Fuͤrbitte fuͤr ihren Mann, den Eſſex, bey der Koͤnigin einlegte: Denn, weil dieſe, die Koͤnigin, alſo der Gewißheit von ihres Favoriten Vermaͤhlung uͤberzeuget wur- de, uͤberfiel ſie eine dergleichen mit Zorn vermiſchte Beſtuͤrtzung, daß ſie die Graͤfin mit dieſer hitzigen Antwort abfertigte: Das Leben, worum ihr mich bittet, iſt nicht in meiner Gewalt, die
Pairs
<TEI><text><body><divn="1"><divn="3"><p><pbfacs="#f0406"n="386"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der <hirendition="#aq">Secretarius Cecil,</hi></hi></fw><lb/>
groſſen Anbether hatte, als der, ungeachtet aller ſei-<lb/>
ner <hirendition="#aq">Gravi</hi>taͤt, einige Annehmlichkeit an dieſer <hirendition="#aq">Da-<lb/>
me</hi> angemercket, die eine groſſe Leidenſchafft gegen<lb/>ſie in ihm erwecketen; Alſo wurde eben dieſe <hirendition="#aq">Paſ-<lb/>ſion</hi>ſowohl bey ihr, als dem <hirendition="#aq">Secretario,</hi> auch<lb/>
noch weiter durch den natuͤrlichen Haß, den ſie ge-<lb/>
gen den Grafen von <hirendition="#aq">Eſſex,</hi> iedoch aus verſchiede-<lb/>
nen Urſachen, hegeten, vermehret: <hirendition="#aq">Cecil</hi> haſſete<lb/>
ihn, weil er das Hinderniß ſeiner ehrgeitzigen Anfor-<lb/>
derungen war; die Graͤfin aber aus einer Wuth<lb/>
und Abſcheu, dergleichen gemeiniglich von einer ver-<lb/>ſchmaͤheten Liebe entſpringen.</p><lb/><p>Nachdem nun folglich der Graf von <hirendition="#aq">Eſſex</hi> in<lb/>
Ungnade verfiel, und Anfangs in ſeinem Hauſe als<lb/>
ein Gefangener bewachet, nachgehends aber gar in<lb/>
den <hirendition="#aq">Tower</hi> gefuͤhret wurde, ſpintiſirten die Graͤ-<lb/>
fin von <hirendition="#aq">Nottingham</hi> und <hirendition="#aq">Cecil</hi> mit einander nur<lb/>
auf Mittel und Gelegenheit, dieſen <hirendition="#aq">Pair</hi> gar aus<lb/>
dem Wege zu raͤumen. Nun war dieſes zu ihrer<lb/>
gegoſſenen Bluts-Glocke eine angeſchnittene Kap-<lb/>
pe, daß die Graͤfin von <hirendition="#aq">Rutland</hi> eine Fuͤrbitte fuͤr<lb/>
ihren Mann, den <hirendition="#aq">Eſſex,</hi> bey der Koͤnigin einlegte:<lb/>
Denn, weil dieſe, die Koͤnigin, alſo der Gewißheit<lb/>
von ihres <hirendition="#aq">Favori</hi>ten Vermaͤhlung uͤberzeuget wur-<lb/>
de, uͤberfiel ſie eine dergleichen mit Zorn vermiſchte<lb/>
Beſtuͤrtzung, daß ſie die Graͤfin mit dieſer hitzigen<lb/>
Antwort abfertigte: <hirendition="#fr">Das Leben, worum ihr<lb/>
mich bittet, iſt nicht in meiner Gewalt, die</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">Pairs</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[386/0406]
Der Secretarius Cecil,
groſſen Anbether hatte, als der, ungeachtet aller ſei-
ner Gravitaͤt, einige Annehmlichkeit an dieſer Da-
me angemercket, die eine groſſe Leidenſchafft gegen
ſie in ihm erwecketen; Alſo wurde eben dieſe Paſ-
ſion ſowohl bey ihr, als dem Secretario, auch
noch weiter durch den natuͤrlichen Haß, den ſie ge-
gen den Grafen von Eſſex, iedoch aus verſchiede-
nen Urſachen, hegeten, vermehret: Cecil haſſete
ihn, weil er das Hinderniß ſeiner ehrgeitzigen Anfor-
derungen war; die Graͤfin aber aus einer Wuth
und Abſcheu, dergleichen gemeiniglich von einer ver-
ſchmaͤheten Liebe entſpringen.
Nachdem nun folglich der Graf von Eſſex in
Ungnade verfiel, und Anfangs in ſeinem Hauſe als
ein Gefangener bewachet, nachgehends aber gar in
den Tower gefuͤhret wurde, ſpintiſirten die Graͤ-
fin von Nottingham und Cecil mit einander nur
auf Mittel und Gelegenheit, dieſen Pair gar aus
dem Wege zu raͤumen. Nun war dieſes zu ihrer
gegoſſenen Bluts-Glocke eine angeſchnittene Kap-
pe, daß die Graͤfin von Rutland eine Fuͤrbitte fuͤr
ihren Mann, den Eſſex, bey der Koͤnigin einlegte:
Denn, weil dieſe, die Koͤnigin, alſo der Gewißheit
von ihres Favoriten Vermaͤhlung uͤberzeuget wur-
de, uͤberfiel ſie eine dergleichen mit Zorn vermiſchte
Beſtuͤrtzung, daß ſie die Graͤfin mit dieſer hitzigen
Antwort abfertigte: Das Leben, worum ihr
mich bittet, iſt nicht in meiner Gewalt, die
Pairs
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/406>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.