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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Der Hertzog von York,
demnach auf die Liebe und Vorsorge des aufrich-
tigsten und zärtlichsten Menschen in der Welt ein-
tzig und allein verlassen.

Nun hatte sie eine Muhme, die lebte 6. Meilen
von Worcester, und unter dem Vorwand einer
Lust-Reise, einige Tage bey derselben zuzubringen,
begab sie sich von Hause hinweg, mit ihrem Vater
verlassende, daß er sie nach Verfliessung einer Wo-
che wiederholen sollte; Mit ihrem Liebhaber hin-
gegen hatte sie abgeredet, daß er, ohngefehr 3. Tage
nach ihrer Abreise, vorgeben möchte, als wolle er
eine Reise in sein Vaterland nach Glocester-
shire
thun. Weil er nun den Ort, wohin sie sich
begeben hatte, gar wohl wuste, und der zu ihrer Zu-
sammenkunfft bestimmte Tag erschiene, verfügte sie
sich in einen kleinen hinter ihrer Muhme Hauß ge-
legenen Lust-Wald, woselbst sie ihren Liebhaber mit
Kutsche und Pferde in Bereitschafft antraff, sie nach
London und von dar nach Dover, von Dover
nach Calais und von dannen folgends nach Pa-
ris
zu bringen; allwo sie auch binnen wenig Ta-
gen mit einander anlangeten. Da sie sich nun
solcher gestalt aus dem Staube gemachet, daß sie
ihre Freunde nirgends ausforschen noch habhafft
werden kunnten, gieng ihr Liebhaber eines Morgens
aus seinem Logis, so in der Vorstadt von St.
Germain
war, hinweg: Sie wartete biß des
Nachts um 1. Uhr mit unaussprechlicher Furcht

auf

Der Hertzog von York,
demnach auf die Liebe und Vorſorge des aufrich-
tigſten und zaͤrtlichſten Menſchen in der Welt ein-
tzig und allein verlaſſen.

Nun hatte ſie eine Muhme, die lebte 6. Meilen
von Worceſter, und unter dem Vorwand einer
Luſt-Reiſe, einige Tage bey derſelben zuzubringen,
begab ſie ſich von Hauſe hinweg, mit ihrem Vater
verlaſſende, daß er ſie nach Verflieſſung einer Wo-
che wiederholen ſollte; Mit ihrem Liebhaber hin-
gegen hatte ſie abgeredet, daß er, ohngefehr 3. Tage
nach ihrer Abreiſe, vorgeben moͤchte, als wolle er
eine Reiſe in ſein Vaterland nach Gloceſter-
shire
thun. Weil er nun den Ort, wohin ſie ſich
begeben hatte, gar wohl wuſte, und der zu ihrer Zu-
ſammenkunfft beſtimmte Tag erſchiene, verfuͤgte ſie
ſich in einen kleinen hinter ihrer Muhme Hauß ge-
legenen Luſt-Wald, woſelbſt ſie ihren Liebhaber mit
Kutſche und Pferde in Bereitſchafft antraff, ſie nach
London und von dar nach Dover, von Dover
nach Calais und von dannen folgends nach Pa-
ris
zu bringen; allwo ſie auch binnen wenig Ta-
gen mit einander anlangeten. Da ſie ſich nun
ſolcher geſtalt aus dem Staube gemachet, daß ſie
ihre Freunde nirgends ausforſchen noch habhafft
werden kunnten, gieng ihr Liebhaber eines Morgens
aus ſeinem Logis, ſo in der Vorſtadt von St.
Germain
war, hinweg: Sie wartete biß des
Nachts um 1. Uhr mit unausſprechlicher Furcht

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[364/0384] Der Hertzog von York, demnach auf die Liebe und Vorſorge des aufrich- tigſten und zaͤrtlichſten Menſchen in der Welt ein- tzig und allein verlaſſen. Nun hatte ſie eine Muhme, die lebte 6. Meilen von Worceſter, und unter dem Vorwand einer Luſt-Reiſe, einige Tage bey derſelben zuzubringen, begab ſie ſich von Hauſe hinweg, mit ihrem Vater verlaſſende, daß er ſie nach Verflieſſung einer Wo- che wiederholen ſollte; Mit ihrem Liebhaber hin- gegen hatte ſie abgeredet, daß er, ohngefehr 3. Tage nach ihrer Abreiſe, vorgeben moͤchte, als wolle er eine Reiſe in ſein Vaterland nach Gloceſter- shire thun. Weil er nun den Ort, wohin ſie ſich begeben hatte, gar wohl wuſte, und der zu ihrer Zu- ſammenkunfft beſtimmte Tag erſchiene, verfuͤgte ſie ſich in einen kleinen hinter ihrer Muhme Hauß ge- legenen Luſt-Wald, woſelbſt ſie ihren Liebhaber mit Kutſche und Pferde in Bereitſchafft antraff, ſie nach London und von dar nach Dover, von Dover nach Calais und von dannen folgends nach Pa- ris zu bringen; allwo ſie auch binnen wenig Ta- gen mit einander anlangeten. Da ſie ſich nun ſolcher geſtalt aus dem Staube gemachet, daß ſie ihre Freunde nirgends ausforſchen noch habhafft werden kunnten, gieng ihr Liebhaber eines Morgens aus ſeinem Logis, ſo in der Vorſtadt von St. Germain war, hinweg: Sie wartete biß des Nachts um 1. Uhr mit unausſprechlicher Furcht auf

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/384>, abgerufen am 25.11.2024.