Der Todes-Schlaff benimmt mir Au- gen und Gehör; Es sincken die Glieder Jn Ohnmacht darnieder, Und der erblaßte Mund spricht halb: Jch bin nicht mehr. (Fället auf ein Kissen.)
Die natürlichen Söhne, so Heinrich der Ande- re mit ihr erzielet, waren William, zugenahmt der Lang-Sporn, und Jeffrey, Ertz-Bischoff von York. Sie wurde erstlich im Kloster zu God- stow mitten im Chor, auf einer seidenen Tod- ten-Bahr, um und um mit Kertzen umstecket, bey- gesetzet; und der König ließ ihr ein stattliches Mo- nument oder Denckmahl mit diesem Epitaphio aufrichten:
Hic jacet in tumba Rosa mundi, non Rosa munda; Non redolet, sed olet, quae redolere solet. Auf teutsch: Hier liegetRosamondmit ihrem Rosen- Mund; Sie stinckt, und riechet nicht nach Rosen, wie gesund.
Weil aber Hugh, Bischoff von Lincoln, ihre Reliquien vor kein geschicktes Object für solche heilige Jungfrauen ansahe, ließ er solche auf den Kirch-Hof legen. Nichts desto weniger gefiel
diesen
und Koͤnig Henricus II.
Der Todes-Schlaff benimmt mir Au- gen und Gehoͤr; Es ſincken die Glieder Jn Ohnmacht darnieder, Und der erblaßte Mund ſpricht halb: Jch bin nicht mehr. (Faͤllet auf ein Kiſſen.)
Die natuͤrlichen Soͤhne, ſo Heinrich der Ande- re mit ihr erzielet, waren William, zugenahmt der Lang-Sporn, und Jeffrey, Ertz-Biſchoff von York. Sie wurde erſtlich im Kloſter zu God- ſtow mitten im Chor, auf einer ſeidenen Tod- ten-Bahr, um und um mit Kertzen umſtecket, bey- geſetzet; und der Koͤnig ließ ihr ein ſtattliches Mo- nument oder Denckmahl mit dieſem Epitaphio aufrichten:
Hic jacet in tumba Roſa mundi, non Roſa munda; Non redolet, ſed olet, quæ redolere ſolet. Auf teutſch: Hier liegetRoſamondmit ihrem Roſen- Mund; Sie ſtinckt, und riechet nicht nach Roſen, wie geſund.
Weil aber Hugh, Biſchoff von Lincoln, ihre Reliquien vor kein geſchicktes Object fuͤr ſolche heilige Jungfrauen anſahe, ließ er ſolche auf den Kirch-Hof legen. Nichts deſto weniger gefiel
dieſen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><cit><quote><sp><p><pbfacs="#f0035"n="15"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und Koͤnig <hirendition="#aq">Henricus II.</hi></hi></fw><lb/><hirendition="#fr">Der Todes-Schlaff benimmt mir Au-<lb/><hirendition="#et">gen und Gehoͤr;</hi><lb/>
Es ſincken die Glieder<lb/>
Jn Ohnmacht darnieder,<lb/>
Und der erblaßte Mund ſpricht halb:<lb/>
Jch bin nicht mehr.</hi></p><lb/><stage>(Faͤllet auf ein Kiſſen.)</stage></sp></quote></cit><lb/><p>Die natuͤrlichen Soͤhne, ſo <hirendition="#fr">Heinrich</hi> der Ande-<lb/>
re mit ihr erzielet, waren <hirendition="#aq">William,</hi> zugenahmt<lb/>
der Lang-Sporn, und <hirendition="#aq">Jeffrey,</hi> Ertz-Biſchoff von<lb/><hirendition="#aq">York.</hi> Sie wurde erſtlich im Kloſter zu <hirendition="#aq">God-<lb/>ſtow</hi> mitten im Chor, auf einer ſeidenen Tod-<lb/>
ten-Bahr, um und um mit Kertzen umſtecket, bey-<lb/>
geſetzet; und der Koͤnig ließ ihr ein ſtattliches <hirendition="#aq">Mo-<lb/>
nument</hi> oder Denckmahl mit dieſem <hirendition="#aq">Epitaphio</hi><lb/>
aufrichten:</p><lb/><cit><quote><hirendition="#aq">Hic jacet in tumba Roſa mundi, non Roſa<lb/><hirendition="#et">munda;</hi><lb/>
Non redolet, ſed olet, quæ redolere ſolet.</hi><lb/><hirendition="#et">Auf teutſch:</hi><lb/><hirendition="#fr">Hier lieget</hi><hirendition="#aq">Roſamond</hi><hirendition="#fr">mit ihrem Roſen-<lb/><hirendition="#et">Mund;</hi><lb/>
Sie ſtinckt, und riechet nicht nach Roſen,<lb/><hirendition="#et">wie geſund.</hi></hi></quote></cit><lb/><p>Weil aber <hirendition="#aq">Hugh,</hi> Biſchoff von <hirendition="#aq">Lincoln,</hi> ihre<lb/><hirendition="#aq">Reliqui</hi>en vor kein geſchicktes <hirendition="#aq">Object</hi> fuͤr ſolche<lb/>
heilige Jungfrauen anſahe, ließ er ſolche auf den<lb/>
Kirch-Hof legen. Nichts deſto weniger gefiel<lb/><fwplace="bottom"type="catch">dieſen</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[15/0035]
und Koͤnig Henricus II.
Der Todes-Schlaff benimmt mir Au-
gen und Gehoͤr;
Es ſincken die Glieder
Jn Ohnmacht darnieder,
Und der erblaßte Mund ſpricht halb:
Jch bin nicht mehr.
(Faͤllet auf ein Kiſſen.)
Die natuͤrlichen Soͤhne, ſo Heinrich der Ande-
re mit ihr erzielet, waren William, zugenahmt
der Lang-Sporn, und Jeffrey, Ertz-Biſchoff von
York. Sie wurde erſtlich im Kloſter zu God-
ſtow mitten im Chor, auf einer ſeidenen Tod-
ten-Bahr, um und um mit Kertzen umſtecket, bey-
geſetzet; und der Koͤnig ließ ihr ein ſtattliches Mo-
nument oder Denckmahl mit dieſem Epitaphio
aufrichten:
Hic jacet in tumba Roſa mundi, non Roſa
munda;
Non redolet, ſed olet, quæ redolere ſolet.
Auf teutſch:
Hier lieget Roſamond mit ihrem Roſen-
Mund;
Sie ſtinckt, und riechet nicht nach Roſen,
wie geſund.
Weil aber Hugh, Biſchoff von Lincoln, ihre
Reliquien vor kein geſchicktes Object fuͤr ſolche
heilige Jungfrauen anſahe, ließ er ſolche auf den
Kirch-Hof legen. Nichts deſto weniger gefiel
dieſen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/35>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.