Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Philogines und Meretricia. hochmüthige Anrede die derbe Antwort: Wor-für sehet ihr mich an, Monsieur Hasen- [s]chrot? Meynet ihr, ich sey etwas vor [d]en Schnabel eines Marckt-Schreyers [o]der Zungen-Dreschers, der etliche Re- [d]ens-Arten aus der Academie des Com- [p]liments erschnappet, und ein Geplau- der machet, als wenn er spornstreichs von [d]enen Juristen Collegiis oder von White- [h]all herkäme; Gleichwohl fuhr der Galan [f]ort: Jch versichere sie, Madame, sagte er, [d]aß sie mir gar sehr unrecht thun: Denn [i]ch bin ein gebohrner von Adel! So ist mir auch die Natur, was innerliche Zier- [r]athen betrifft, nicht ungeneigt gewesen: Denn ich werde, (ohne Ruhm zu mel- [d]en) für einen derer fürtrefflichsten und [n]euesten Poeten der ietzigen galanten Welt [g]ehalten. Nein, Monsieur, auch so dann [si]nd sie nicht für mich, ließ sie sich sodann ver- [n]ehmen, denn Poeten haben insgemein [w]enig Geld, welches ich am meisten be- [n]öthiget bin. Es ist aber gleichwohl [a]uch was schönes, Madame, war seine Ge- [g]enrede, wenn ich Dero Nahmen durch meine unvergängliche Zeilen vergöttere [u]nd verewige, wenn sie darinnen die [s]chöne, galante, charmante Sylvia, Chloe, Be- X
Philogines und Meretricia. hochmuͤthige Anrede die derbe Antwort: Wor-fuͤr ſehet ihr mich an, Monſieur Haſen- [ſ]chrot? Meynet ihr, ich ſey etwas vor [d]en Schnabel eines Marckt-Schreyers [o]der Zungen-Dreſchers, der etliche Re- [d]ens-Arten aus der Academie des Com- [p]liments erſchnappet, und ein Geplau- der machet, als wenn er ſpornſtreichs von [d]enen Juriſten Collegiis oder von White- [h]all herkaͤme; Gleichwohl fuhr der Galan [f]ort: Jch verſichere ſie, Madame, ſagte er, [d]aß ſie mir gar ſehr unrecht thun: Denn [i]ch bin ein gebohrner von Adel! So iſt mir auch die Natur, was innerliche Zier- [r]athen betrifft, nicht ungeneigt geweſen: Denn ich werde, (ohne Ruhm zu mel- [d]en) fuͤr einen derer fuͤrtrefflichſten und [n]eueſten Poëten der ietzigen galanten Welt [g]ehalten. Nein, Monſieur, auch ſo dann [ſi]nd ſie nicht fuͤr mich, ließ ſie ſich ſodann ver- [n]ehmen, denn Poëten haben insgemein [w]enig Geld, welches ich am meiſten be- [n]oͤthiget bin. Es iſt aber gleichwohl [a]uch was ſchoͤnes, Madame, war ſeine Ge- [g]enrede, wenn ich Dero Nahmen durch meine unvergaͤngliche Zeilen vergoͤttere [u]nd verewige, wenn ſie darinnen die [ſ]choͤne, galante, charmante Sylvia, Chloe, Be- X
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Philogines und Meretricia.
hochmuͤthige Anrede die derbe Antwort: Wor-
fuͤr ſehet ihr mich an, Monſieur Haſen-
ſchrot? Meynet ihr, ich ſey etwas vor
den Schnabel eines Marckt-Schreyers
oder Zungen-Dreſchers, der etliche Re-
dens-Arten aus der Academie des Com-
pliments erſchnappet, und ein Geplau-
der machet, als wenn er ſpornſtreichs von
denen Juriſten Collegiis oder von White-
hall herkaͤme; Gleichwohl fuhr der Galan
fort: Jch verſichere ſie, Madame, ſagte er,
daß ſie mir gar ſehr unrecht thun: Denn
ich bin ein gebohrner von Adel! So iſt
mir auch die Natur, was innerliche Zier-
rathen betrifft, nicht ungeneigt geweſen:
Denn ich werde, (ohne Ruhm zu mel-
den) fuͤr einen derer fuͤrtrefflichſten und
neueſten Poëten der ietzigen galanten Welt
gehalten. Nein, Monſieur, auch ſo dann
ſind ſie nicht fuͤr mich, ließ ſie ſich ſodann ver-
nehmen, denn Poëten haben insgemein
wenig Geld, welches ich am meiſten be-
noͤthiget bin. Es iſt aber gleichwohl
auch was ſchoͤnes, Madame, war ſeine Ge-
genrede, wenn ich Dero Nahmen durch
meine unvergaͤngliche Zeilen vergoͤttere
und verewige, wenn ſie darinnen die
ſchoͤne, galante, charmante Sylvia, Chloe,
Be-
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