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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Philogines und Meretricia.
Todten-Farbe verwandelt: Der schöne Leib glei-
chete einem Eiß-Schollen, und war ohn alle Em-
pfindung, Leben und Bewegung; Biß sich endlich
vermittelst einiger erquickenden Wasser, die man ihr
zu trincken gab, die verreisten Geister wieder ein-
fanden. Nachdem man ihr nun die Schläffe und
Nasen-Löcher mit Ungerischem Wasser gleichsam
gebadet hatte, und sie ihre Augen wiederum zu er-
öffnen anfieng, warff sich der Ritter, (der gar wohl
merckte, wie viel es geschlagen, und daß er nunmehro
verrathen sey) zu ihren Füssen, und sagte: So
lassen sie mich doch, anbethens-würdige

Meretricia! zu Dero Füssen liegend, die
Ursache Dero ungewöhnlichen Entse-
tzung vernehmen! Und woferne ich so
unglückselig bin, etwas darzu beygetra-
gen zu haben, so werde ich eine solche Art
zu meiner selbst eigenen Bestraffung er-
finden, welche sie vollkommen überzeu-
gen soll, daß meinem Willen hierinnen
nicht die geringste Schuld beyzumessen
sey. Jch glaube es gar gerne,
war ihre
Gegen-Rede, daß die blinde Liebe, die sie zu
mir tragen, ihnen nicht verstattet, zu be-
dencken, in was für einen erbärmlichen
Zustand sie mich stürtzen wollen; Aber
ich möchte nur wissen,
fuhr sie fort, ob sie
keine andere, als mich zur Kühlung ihrer

hölli-

Philogines und Meretricia.
Todten-Farbe verwandelt: Der ſchoͤne Leib glei-
chete einem Eiß-Schollen, und war ohn alle Em-
pfindung, Leben und Bewegung; Biß ſich endlich
vermittelſt einiger erquickenden Waſſer, die man ihr
zu trincken gab, die verreiſten Geiſter wieder ein-
fanden. Nachdem man ihr nun die Schlaͤffe und
Naſen-Loͤcher mit Ungeriſchem Waſſer gleichſam
gebadet hatte, und ſie ihre Augen wiederum zu er-
oͤffnen anfieng, warff ſich der Ritter, (der gar wohl
merckte, wie viel es geſchlagen, und daß er nunmehro
verrathen ſey) zu ihren Fuͤſſen, und ſagte: So
laſſen ſie mich doch, anbethens-wuͤrdige

Meretricia! zu Dero Fuͤſſen liegend, die
Urſache Dero ungewoͤhnlichen Entſe-
tzung vernehmen! Und woferne ich ſo
ungluͤckſelig bin, etwas darzu beygetra-
gen zu haben, ſo werde ich eine ſolche Art
zu meiner ſelbſt eigenen Beſtraffung er-
finden, welche ſie vollkommen uͤberzeu-
gen ſoll, daß meinem Willen hierinnen
nicht die geringſte Schuld beyzumeſſen
ſey. Jch glaube es gar gerne,
war ihre
Gegen-Rede, daß die blinde Liebe, die ſie zu
mir tragen, ihnen nicht verſtattet, zu be-
dencken, in was fuͤr einen erbaͤrmlichen
Zuſtand ſie mich ſtuͤrtzen wollen; Aber
ich moͤchte nur wiſſen,
fuhr ſie fort, ob ſie
keine andere, als mich zur Kuͤhlung ihrer

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[314/0334] Philogines und Meretricia. Todten-Farbe verwandelt: Der ſchoͤne Leib glei- chete einem Eiß-Schollen, und war ohn alle Em- pfindung, Leben und Bewegung; Biß ſich endlich vermittelſt einiger erquickenden Waſſer, die man ihr zu trincken gab, die verreiſten Geiſter wieder ein- fanden. Nachdem man ihr nun die Schlaͤffe und Naſen-Loͤcher mit Ungeriſchem Waſſer gleichſam gebadet hatte, und ſie ihre Augen wiederum zu er- oͤffnen anfieng, warff ſich der Ritter, (der gar wohl merckte, wie viel es geſchlagen, und daß er nunmehro verrathen ſey) zu ihren Fuͤſſen, und ſagte: So laſſen ſie mich doch, anbethens-wuͤrdige Meretricia! zu Dero Fuͤſſen liegend, die Urſache Dero ungewoͤhnlichen Entſe- tzung vernehmen! Und woferne ich ſo ungluͤckſelig bin, etwas darzu beygetra- gen zu haben, ſo werde ich eine ſolche Art zu meiner ſelbſt eigenen Beſtraffung er- finden, welche ſie vollkommen uͤberzeu- gen ſoll, daß meinem Willen hierinnen nicht die geringſte Schuld beyzumeſſen ſey. Jch glaube es gar gerne, war ihre Gegen-Rede, daß die blinde Liebe, die ſie zu mir tragen, ihnen nicht verſtattet, zu be- dencken, in was fuͤr einen erbaͤrmlichen Zuſtand ſie mich ſtuͤrtzen wollen; Aber ich moͤchte nur wiſſen, fuhr ſie fort, ob ſie keine andere, als mich zur Kuͤhlung ihrer hoͤlli-

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/334>, abgerufen am 28.11.2024.