Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
und König Henricus II.
Daß dieser Becher mir den Tod an-
thut!

(Nimmt den Becher in ihre Hand.)
Königin. O Jammer! wie schwimmt meine Seel,
Jn Wehmuths-Oel!

(Seitwerts.)
Rosam. Jch werffe mich zu Dero Füssen,
Ach laß mich doch Genad geniessen!

(Fället auf ihre Knie.)
Nimm, grosse Königin, gleich dem erzürn-
ten Himmel,
Die Seel in Gnaden an, so um Vergebung
fleht.
Daß, wenn du auch einmal aus diesem
Welt-Getümmel
Abscheidest, und dein Mund den letzten
Othem weht,
Du Gnade hoffen kanst; wenn von des
Todes Grauß
Dir an dem gantzen Leib der kalte
Schweiß bricht aus.
Wenn, sag ich, du alsdenn auch wilst Ge-
nad erlangen,
So laß die Deinige doch ietzo mich um-
fangen.
Königin. Erbarmung folget zwar auf ein gering
Verbrechen;
Allein das Dein'ge soll Gifft, Stahl
und Feuer rächen.

(Reicht ihr den Dolch.)
Rosam. Also will ich lieber mich dem fatalen
Stoß entziehen.

(Sie trincket.)
Aber
und Koͤnig Henricus II.
Daß dieſer Becher mir den Tod an-
thut!

(Nimmt den Becher in ihre Hand.)
Koͤnigin. O Jammer! wie ſchwim̃t meine Seel,
Jn Wehmuths-Oel!

(Seitwerts.)
Roſam. Jch werffe mich zu Dero Fuͤſſen,
Ach laß mich doch Genad genieſſen!

(Faͤllet auf ihre Knie.)
Nimm, groſſe Koͤnigin, gleich dem erzuͤrn-
ten Himmel,
Die Seel in Gnaden an, ſo um Vergebung
fleht.
Daß, wenn du auch einmal aus dieſem
Welt-Getuͤmmel
Abſcheideſt, und dein Mund den letzten
Othem weht,
Du Gnade hoffen kanſt; wenn von des
Todes Grauß
Dir an dem gantzen Leib der kalte
Schweiß bricht aus.
Wenn, ſag ich, du alsdenn auch wilſt Ge-
nad erlangen,
So laß die Deinige doch ietzo mich um-
fangen.
Koͤnigin. Erbarmung folget zwar auf ein gering
Verbrechen;
Allein das Dein’ge ſoll Gifft, Stahl
und Feuer raͤchen.

(Reicht ihr den Dolch.)
Roſam. Alſo will ich lieber mich dem fatalen
Stoß entziehen.

(Sie trincket.)
Aber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <cit>
            <quote>
              <sp>
                <p>
                  <pb facs="#f0033" n="13"/>
                  <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">und Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Henricus II.</hi></hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">Daß die&#x017F;er Becher mir den Tod an-<lb/><hi rendition="#et">thut!</hi></hi> </p><lb/>
                <stage>(Nimmt den Becher in ihre Hand.)</stage>
              </sp><lb/>
              <sp>
                <speaker>Ko&#x0364;nigin.</speaker>
                <p> <hi rendition="#fr">O Jammer! wie &#x017F;chwim&#x0303;t meine Seel,<lb/>
Jn Wehmuths-Oel!</hi> </p><lb/>
                <stage>(Seitwerts.)</stage>
              </sp><lb/>
              <sp>
                <speaker> <hi rendition="#aq">Ro&#x017F;am.</hi> </speaker>
                <p> <hi rendition="#fr">Jch werffe mich zu Dero Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
Ach laß mich doch Genad genie&#x017F;&#x017F;en!</hi> </p><lb/>
                <stage>(Fa&#x0364;llet auf ihre Knie.)</stage><lb/>
                <p> <hi rendition="#fr">Nimm, gro&#x017F;&#x017F;e Ko&#x0364;nigin, gleich dem erzu&#x0364;rn-<lb/><hi rendition="#et">ten Himmel,</hi><lb/>
Die Seel in Gnaden an, &#x017F;o um Vergebung<lb/><hi rendition="#et">fleht.</hi><lb/>
Daß, wenn du auch einmal aus die&#x017F;em<lb/><hi rendition="#et">Welt-Getu&#x0364;mmel</hi><lb/>
Ab&#x017F;cheide&#x017F;t, und dein Mund den letzten<lb/><hi rendition="#et">Othem weht,</hi><lb/>
Du Gnade hoffen kan&#x017F;t; wenn von des<lb/><hi rendition="#et">Todes Grauß</hi><lb/>
Dir an dem gantzen Leib der kalte<lb/><hi rendition="#et">Schweiß bricht aus.</hi><lb/>
Wenn, &#x017F;ag ich, du alsdenn auch wil&#x017F;t Ge-<lb/><hi rendition="#et">nad erlangen,</hi><lb/>
So laß die Deinige doch ietzo mich um-<lb/><hi rendition="#et">fangen.</hi></hi> </p>
              </sp><lb/>
              <sp>
                <speaker>Ko&#x0364;nigin.</speaker>
                <p> <hi rendition="#fr">Erbarmung folget zwar auf ein gering<lb/><hi rendition="#et">Verbrechen;</hi><lb/>
Allein das Dein&#x2019;ge &#x017F;oll Gifft, Stahl<lb/><hi rendition="#et">und Feuer ra&#x0364;chen.</hi></hi> </p><lb/>
                <stage>(Reicht ihr den Dolch.)</stage>
              </sp><lb/>
              <sp>
                <speaker> <hi rendition="#aq">Ro&#x017F;am.</hi> </speaker>
                <p> <hi rendition="#fr">Al&#x017F;o will ich lieber mich dem</hi> <hi rendition="#aq">fatal</hi> <hi rendition="#fr">en<lb/><hi rendition="#et">Stoß entziehen.</hi></hi> </p><lb/>
                <stage>(Sie trincket.)</stage><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch">Aber</fw><lb/>
              </sp>
            </quote>
          </cit>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0033] und Koͤnig Henricus II. Daß dieſer Becher mir den Tod an- thut! (Nimmt den Becher in ihre Hand.) Koͤnigin. O Jammer! wie ſchwim̃t meine Seel, Jn Wehmuths-Oel! (Seitwerts.) Roſam. Jch werffe mich zu Dero Fuͤſſen, Ach laß mich doch Genad genieſſen! (Faͤllet auf ihre Knie.) Nimm, groſſe Koͤnigin, gleich dem erzuͤrn- ten Himmel, Die Seel in Gnaden an, ſo um Vergebung fleht. Daß, wenn du auch einmal aus dieſem Welt-Getuͤmmel Abſcheideſt, und dein Mund den letzten Othem weht, Du Gnade hoffen kanſt; wenn von des Todes Grauß Dir an dem gantzen Leib der kalte Schweiß bricht aus. Wenn, ſag ich, du alsdenn auch wilſt Ge- nad erlangen, So laß die Deinige doch ietzo mich um- fangen. Koͤnigin. Erbarmung folget zwar auf ein gering Verbrechen; Allein das Dein’ge ſoll Gifft, Stahl und Feuer raͤchen. (Reicht ihr den Dolch.) Roſam. Alſo will ich lieber mich dem fatalen Stoß entziehen. (Sie trincket.) Aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/33
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/33>, abgerufen am 21.11.2024.