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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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König Carolus II.
Da dieses nun der Hof erfuhr,
So ras'ten viel wie Teuffel,
Daß einer um den andern schwuhr,
Er wollte ohne Zweiffel
Jhr ein recht sauberes Final
Bey dem Beschirmer machen,
Daß mancher schelmische Rival
Selbst sollte drüber lachen.
Gesagt, gethan: Der König ließ
Jhr bald den Abschied geben,
Ob man sie schon die Schönste hieß,
Dergleichen nicht am Leben.

Jedoch hatte die Hertzogin von Cleaveland
ihr Nest sehr wohl mit warmen Federn versehen,
und lebte sie in grossem Staat und Splendeur
nach dem Tode ihres Königlichen Beschirmers
(Royal Cully, wie König Carl II. von vielen
genennet wurde.) Und als der schöne Fielding
einen grossen Mangel am Gelde hatte, welches ihm,
bey seinen Ausschweiffungen in der Hurerey und
Sauffen, zu statten kommen mögen, verliebte er sich
biß über die Ohren in die Hertzogin, oder vielmehr
in ihr Geld: Man mag glauben, welches man will,
so viel ist gewiß, daß sie über 60. Jahr alt war;
welchem aber ungeachtet er sie unaufhörlich cares-
sir
te; und weil er die Zuversicht hatte, eine Nonne
in Versuchung führen zu können, wenn seine Brust
einmahl mit Liebe und Verlangen erhitzet sey, ließ
er sich gegen die Hertzogin vernehmen, daß, weil

ihre
Koͤnig Carolus II.
Da dieſes nun der Hof erfuhr,
So raſ’ten viel wie Teuffel,
Daß einer um den andern ſchwuhr,
Er wollte ohne Zweiffel
Jhr ein recht ſauberes Final
Bey dem Beſchirmer machen,
Daß mancher ſchelmiſche Rival
Selbſt ſollte druͤber lachen.
Geſagt, gethan: Der Koͤnig ließ
Jhr bald den Abſchied geben,
Ob man ſie ſchon die Schoͤnſte hieß,
Dergleichen nicht am Leben.

Jedoch hatte die Hertzogin von Cleaveland
ihr Neſt ſehr wohl mit warmen Federn verſehen,
und lebte ſie in groſſem Staat und Splendeur
nach dem Tode ihres Koͤniglichen Beſchirmers
(Royal Cully, wie Koͤnig Carl II. von vielen
genennet wurde.) Und als der ſchoͤne Fielding
einen groſſen Mangel am Gelde hatte, welches ihm,
bey ſeinen Ausſchweiffungen in der Hurerey und
Sauffen, zu ſtatten kommen moͤgen, verliebte er ſich
biß uͤber die Ohren in die Hertzogin, oder vielmehr
in ihr Geld: Man mag glauben, welches man will,
ſo viel iſt gewiß, daß ſie uͤber 60. Jahr alt war;
welchem aber ungeachtet er ſie unaufhoͤrlich careſ-
ſir
te; und weil er die Zuverſicht hatte, eine Nonne
in Verſuchung fuͤhren zu koͤnnen, wenn ſeine Bruſt
einmahl mit Liebe und Verlangen erhitzet ſey, ließ
er ſich gegen die Hertzogin vernehmen, daß, weil

ihre
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[304/0324] Koͤnig Carolus II. Da dieſes nun der Hof erfuhr, So raſ’ten viel wie Teuffel, Daß einer um den andern ſchwuhr, Er wollte ohne Zweiffel Jhr ein recht ſauberes Final Bey dem Beſchirmer machen, Daß mancher ſchelmiſche Rival Selbſt ſollte druͤber lachen. Geſagt, gethan: Der Koͤnig ließ Jhr bald den Abſchied geben, Ob man ſie ſchon die Schoͤnſte hieß, Dergleichen nicht am Leben. Jedoch hatte die Hertzogin von Cleaveland ihr Neſt ſehr wohl mit warmen Federn verſehen, und lebte ſie in groſſem Staat und Splendeur nach dem Tode ihres Koͤniglichen Beſchirmers (Royal Cully, wie Koͤnig Carl II. von vielen genennet wurde.) Und als der ſchoͤne Fielding einen groſſen Mangel am Gelde hatte, welches ihm, bey ſeinen Ausſchweiffungen in der Hurerey und Sauffen, zu ſtatten kommen moͤgen, verliebte er ſich biß uͤber die Ohren in die Hertzogin, oder vielmehr in ihr Geld: Man mag glauben, welches man will, ſo viel iſt gewiß, daß ſie uͤber 60. Jahr alt war; welchem aber ungeachtet er ſie unaufhoͤrlich careſ- ſirte; und weil er die Zuverſicht hatte, eine Nonne in Verſuchung fuͤhren zu koͤnnen, wenn ſeine Bruſt einmahl mit Liebe und Verlangen erhitzet ſey, ließ er ſich gegen die Hertzogin vernehmen, daß, weil ihre

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/324>, abgerufen am 25.11.2024.