Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und die Hertzogin von Portsmouth.
zu geniessen vermeynte; Allein er war nicht so bald
von Querovaille erblicket worden, als sie ihm
einen dichten derben Ausputzer gab, sagende: Habt
ihr diese verflossene acht Monate euch die
Freyheit nehmen können, mich meiner
Ehre zu berauben, wenn ihr schon eine
Frau oder
Maitresse vor mir gehabt habt?
Und zwar eine solche, deren Vermessen-
heit so groß ist, daß sie mir diesen Mor-
gen unter Augen sagen dürffen, sie wüste
schon Mittel und Wege, wodurch sie mich
wegen meiner Kühnheit zur Reue bewe-
geu wollte; Mit welchen Worten sie wie
ein Blitz vom Stuhl auffuhr und wie eine
Furie gantz rasend zum Hause hinaus
lieffe. Jch bliebe meines Theils eine
Zeitlang gantz Sprachloß und erzitterte,
also, daß ich kaum vermögend war mit
ihr zu reden. Seit dem hat mein Schmertz
durch eure Falschheit dergestalt zugenom-
men, daß ich kaum fähig bin, mein grau-
sames Verhängniß lebendig zu ertragen.
Dencket nur nach, ob ich nicht Ursache
genug, mich zu betrüben, und wichtige

Raison, mich zu beklagen, habe? beschloß
Querovaille. Ja, meine Wertheste! ant-
wortete der Graf, sie haben mehr als zu viel
Raison, iedennoch aber lassen sie sich nicht

von
T 2

und die Hertzogin von Portsmouth.
zu genieſſen vermeynte; Allein er war nicht ſo bald
von Querovaille erblicket worden, als ſie ihm
einen dichten derben Ausputzer gab, ſagende: Habt
ihr dieſe verfloſſene acht Monate euch die
Freyheit nehmen koͤnnen, mich meiner
Ehre zu berauben, wenn ihr ſchon eine
Frau oder
Maitreſſe voꝛ mir gehabt habt?
Und zwar eine ſolche, deren Vermeſſen-
heit ſo groß iſt, daß ſie mir dieſen Mor-
gen unter Augen ſagen duͤrffen, ſie wuͤſte
ſchon Mittel und Wege, wodurch ſie mich
wegen meiner Kuͤhnheit zur Reue bewe-
geu wollte; Mit welchen Worten ſie wie
ein Blitz vom Stuhl auffuhr und wie eine
Furie gantz raſend zum Hauſe hinaus
lieffe. Jch bliebe meines Theils eine
Zeitlang gantz Sprachloß und erzitterte,
alſo, daß ich kaum vermoͤgend war mit
ihr zu reden. Seit dem hat mein Schmertz
durch eure Falſchheit dergeſtalt zugenom-
men, daß ich kaum faͤhig bin, mein grau-
ſames Verhaͤngniß lebendig zu ertragen.
Dencket nur nach, ob ich nicht Urſache
genug, mich zu betruͤben, und wichtige

Raiſon, mich zu beklagen, habe? beſchloß
Querovaille. Ja, meine Wertheſte! ant-
wortete der Graf, ſie haben mehr als zu viel
Raiſon, iedennoch aber laſſen ſie ſich nicht

von
T 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0311" n="291"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und die Hertzogin von <hi rendition="#aq">Portsmouth.</hi></hi></fw><lb/>
zu genie&#x017F;&#x017F;en vermeynte; Allein er war nicht &#x017F;o bald<lb/>
von <hi rendition="#aq">Querovaille</hi> erblicket worden, als &#x017F;ie ihm<lb/>
einen dichten derben Ausputzer gab, &#x017F;agende: <hi rendition="#fr">Habt<lb/>
ihr die&#x017F;e verflo&#x017F;&#x017F;ene acht Monate euch die<lb/>
Freyheit nehmen ko&#x0364;nnen, mich meiner<lb/>
Ehre zu berauben, wenn ihr &#x017F;chon eine<lb/>
Frau oder</hi> <hi rendition="#aq">Maitre&#x017F;&#x017F;e</hi> <hi rendition="#fr">vo&#xA75B; mir gehabt habt?<lb/>
Und zwar eine &#x017F;olche, deren Verme&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
heit &#x017F;o groß i&#x017F;t, daß &#x017F;ie mir die&#x017F;en Mor-<lb/>
gen unter Augen &#x017F;agen du&#x0364;rffen, &#x017F;ie wu&#x0364;&#x017F;te<lb/>
&#x017F;chon Mittel und Wege, wodurch &#x017F;ie mich<lb/>
wegen meiner Ku&#x0364;hnheit zur Reue bewe-<lb/>
geu wollte; Mit welchen Worten &#x017F;ie wie<lb/>
ein Blitz vom Stuhl auffuhr und wie eine<lb/>
Furie gantz ra&#x017F;end zum Hau&#x017F;e hinaus<lb/>
lieffe. Jch bliebe meines Theils eine<lb/>
Zeitlang gantz Sprachloß und erzitterte,<lb/>
al&#x017F;o, daß ich kaum vermo&#x0364;gend war mit<lb/>
ihr zu reden. Seit dem hat mein Schmertz<lb/>
durch eure Fal&#x017F;chheit derge&#x017F;talt zugenom-<lb/>
men, daß ich kaum fa&#x0364;hig bin, mein grau-<lb/>
&#x017F;ames Verha&#x0364;ngniß lebendig zu ertragen.<lb/>
Dencket nur nach, ob ich nicht Ur&#x017F;ache<lb/>
genug, mich zu betru&#x0364;ben, und wichtige</hi><lb/><hi rendition="#aq">Rai&#x017F;on,</hi> <hi rendition="#fr">mich zu beklagen, habe?</hi> be&#x017F;chloß<lb/><hi rendition="#aq">Querovaille.</hi> <hi rendition="#fr">Ja, meine Werthe&#x017F;te!</hi> ant-<lb/>
wortete der Graf, <hi rendition="#fr">&#x017F;ie haben mehr als zu viel</hi><lb/><hi rendition="#aq">Rai&#x017F;on,</hi> <hi rendition="#fr">iedennoch aber la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich nicht</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 2</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">von</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[291/0311] und die Hertzogin von Portsmouth. zu genieſſen vermeynte; Allein er war nicht ſo bald von Querovaille erblicket worden, als ſie ihm einen dichten derben Ausputzer gab, ſagende: Habt ihr dieſe verfloſſene acht Monate euch die Freyheit nehmen koͤnnen, mich meiner Ehre zu berauben, wenn ihr ſchon eine Frau oder Maitreſſe voꝛ mir gehabt habt? Und zwar eine ſolche, deren Vermeſſen- heit ſo groß iſt, daß ſie mir dieſen Mor- gen unter Augen ſagen duͤrffen, ſie wuͤſte ſchon Mittel und Wege, wodurch ſie mich wegen meiner Kuͤhnheit zur Reue bewe- geu wollte; Mit welchen Worten ſie wie ein Blitz vom Stuhl auffuhr und wie eine Furie gantz raſend zum Hauſe hinaus lieffe. Jch bliebe meines Theils eine Zeitlang gantz Sprachloß und erzitterte, alſo, daß ich kaum vermoͤgend war mit ihr zu reden. Seit dem hat mein Schmertz durch eure Falſchheit dergeſtalt zugenom- men, daß ich kaum faͤhig bin, mein grau- ſames Verhaͤngniß lebendig zu ertragen. Dencket nur nach, ob ich nicht Urſache genug, mich zu betruͤben, und wichtige Raiſon, mich zu beklagen, habe? beſchloß Querovaille. Ja, meine Wertheſte! ant- wortete der Graf, ſie haben mehr als zu viel Raiſon, iedennoch aber laſſen ſie ſich nicht von T 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/311
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/311>, abgerufen am 24.11.2024.