entblösten Dolch in der Hand über ihn herwischte, des Vorsatzes, tausend Löcher in seine Haut zu ma- chen. Seine Seele wurde von diesem greulichen Phantasma dergestalt gepeiniget, daß, so fest er auch schlieffe, er überlaut schrie: Ach! wertheste Querovaille,was wollen sie machen? Alsdenn erwachte er mit grossem Schrecken; und wiewohl er sahe, daß es nur ein Traum gewesen, so brachte er nichts destoweniger die Nacht auf eine sehr kümmerliche Weise zu, und war voller Grillen, es dürffte einiges Abendtheuer und fatalen Zufall vorher verkündigen.
Allein der Ausgang von diesem Traum hatte keine andere Bedeutung, als daß Madame Sedieres des Morgens zu der Querovaille ins Hauß gienge, ehe sie aufgestanden, und ihr zu erkennen gab, was sie für Antheil, vor jener, an des Grafen Hertz habe. Sie verfügte sich wiederum zurück nach Hause, ehe ihr Liebhaber noch aufgestanden war, welcher sich hierauf ankleidete, und alle krummen Umwege auf der Querovaille ihre Wohnung zunahm, auch sich immer einmal um das andere umsahe, ob ihn etwa Sedieres wieder hinterschleichen möchte. Es war aber damals zu langsam, Für- sichtigkeit zu gebrauchen: Das Pferd war ge- stohlen, und dahero zu späte, den Stall zu verwahren; Doch langete er in kurtzem an dem Ort an, wo er seine vollkommenste Glückseligkeit
zu
Koͤnig Carolus II.
entbloͤſten Dolch in der Hand uͤber ihn herwiſchte, des Vorſatzes, tauſend Loͤcher in ſeine Haut zu ma- chen. Seine Seele wurde von dieſem greulichen Phantaſma dergeſtalt gepeiniget, daß, ſo feſt er auch ſchlieffe, er uͤberlaut ſchrie: Ach! wertheſte Querovaille,was wollen ſie machen? Alsdenn erwachte er mit groſſem Schrecken; und wiewohl er ſahe, daß es nur ein Traum geweſen, ſo brachte er nichts deſtoweniger die Nacht auf eine ſehr kuͤmmerliche Weiſe zu, und war voller Grillen, es duͤrffte einiges Abendtheuer und fatalen Zufall vorher verkuͤndigen.
Allein der Ausgang von dieſem Traum hatte keine andere Bedeutung, als daß Madame Sedieres des Morgens zu der Querovaille ins Hauß gienge, ehe ſie aufgeſtanden, und ihr zu erkennen gab, was ſie fuͤr Antheil, vor jener, an des Grafen Hertz habe. Sie verfuͤgte ſich wiederum zuruͤck nach Hauſe, ehe ihr Liebhaber noch aufgeſtanden war, welcher ſich hierauf ankleidete, und alle krummen Umwege auf der Querovaille ihre Wohnung zunahm, auch ſich immer einmal um das andere umſahe, ob ihn etwa Sedieres wieder hinterſchleichen moͤchte. Es war aber damals zu langſam, Fuͤr- ſichtigkeit zu gebrauchen: Das Pferd war ge- ſtohlen, und dahero zu ſpaͤte, den Stall zu verwahren; Doch langete er in kurtzem an dem Ort an, wo er ſeine vollkommenſte Gluͤckſeligkeit
zu
<TEI><text><body><divn="1"><divn="3"><p><pbfacs="#f0310"n="290"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Koͤnig <hirendition="#aq">Carolus II.</hi></hi></fw><lb/>
entbloͤſten Dolch in der Hand uͤber ihn herwiſchte,<lb/>
des Vorſatzes, tauſend Loͤcher in ſeine Haut zu ma-<lb/>
chen. Seine Seele wurde von dieſem greulichen<lb/><hirendition="#aq">Phantaſma</hi> dergeſtalt gepeiniget, daß, ſo feſt er<lb/>
auch ſchlieffe, er uͤberlaut ſchrie: <hirendition="#fr">Ach! wertheſte</hi><lb/><hirendition="#aq">Querovaille,</hi><hirendition="#fr">was wollen ſie machen?</hi><lb/>
Alsdenn erwachte er mit groſſem Schrecken; und<lb/>
wiewohl er ſahe, daß es nur ein Traum geweſen,<lb/>ſo brachte er nichts deſtoweniger die Nacht auf<lb/>
eine ſehr kuͤmmerliche Weiſe zu, und war voller<lb/>
Grillen, es duͤrffte einiges Abendtheuer und <hirendition="#aq">fatal</hi>en<lb/>
Zufall vorher verkuͤndigen.</p><lb/><p>Allein der Ausgang von dieſem Traum hatte keine<lb/>
andere Bedeutung, als daß <hirendition="#aq">Madame Sedieres</hi><lb/>
des Morgens zu der <hirendition="#aq">Querovaille</hi> ins Hauß gienge,<lb/>
ehe ſie aufgeſtanden, und ihr zu erkennen gab, was ſie<lb/>
fuͤr Antheil, vor jener, an des Grafen Hertz habe.<lb/>
Sie verfuͤgte ſich wiederum zuruͤck nach Hauſe,<lb/>
ehe ihr Liebhaber noch aufgeſtanden war, welcher<lb/>ſich hierauf ankleidete, und alle krummen Umwege<lb/>
auf der <hirendition="#aq">Querovaille</hi> ihre Wohnung zunahm,<lb/>
auch ſich immer einmal um das andere umſahe,<lb/>
ob ihn etwa <hirendition="#aq">Sedieres</hi> wieder hinterſchleichen<lb/>
moͤchte. Es war aber damals zu langſam, Fuͤr-<lb/>ſichtigkeit zu gebrauchen: <hirendition="#fr">Das Pferd war ge-<lb/>ſtohlen,</hi> und dahero zu ſpaͤte, <hirendition="#fr">den Stall zu<lb/>
verwahren;</hi> Doch langete er in kurtzem an dem<lb/>
Ort an, wo er ſeine vollkommenſte Gluͤckſeligkeit<lb/><fwplace="bottom"type="catch">zu</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[290/0310]
Koͤnig Carolus II.
entbloͤſten Dolch in der Hand uͤber ihn herwiſchte,
des Vorſatzes, tauſend Loͤcher in ſeine Haut zu ma-
chen. Seine Seele wurde von dieſem greulichen
Phantaſma dergeſtalt gepeiniget, daß, ſo feſt er
auch ſchlieffe, er uͤberlaut ſchrie: Ach! wertheſte
Querovaille, was wollen ſie machen?
Alsdenn erwachte er mit groſſem Schrecken; und
wiewohl er ſahe, daß es nur ein Traum geweſen,
ſo brachte er nichts deſtoweniger die Nacht auf
eine ſehr kuͤmmerliche Weiſe zu, und war voller
Grillen, es duͤrffte einiges Abendtheuer und fatalen
Zufall vorher verkuͤndigen.
Allein der Ausgang von dieſem Traum hatte keine
andere Bedeutung, als daß Madame Sedieres
des Morgens zu der Querovaille ins Hauß gienge,
ehe ſie aufgeſtanden, und ihr zu erkennen gab, was ſie
fuͤr Antheil, vor jener, an des Grafen Hertz habe.
Sie verfuͤgte ſich wiederum zuruͤck nach Hauſe,
ehe ihr Liebhaber noch aufgeſtanden war, welcher
ſich hierauf ankleidete, und alle krummen Umwege
auf der Querovaille ihre Wohnung zunahm,
auch ſich immer einmal um das andere umſahe,
ob ihn etwa Sedieres wieder hinterſchleichen
moͤchte. Es war aber damals zu langſam, Fuͤr-
ſichtigkeit zu gebrauchen: Das Pferd war ge-
ſtohlen, und dahero zu ſpaͤte, den Stall zu
verwahren; Doch langete er in kurtzem an dem
Ort an, wo er ſeine vollkommenſte Gluͤckſeligkeit
zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/310>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.