Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Vorrede mitten im Garten, welche der Groß-mächtige Schöpffer aller Dinge durch einen specialen Befehl so scharff untersa- get, und womit der Teuffel die Eva hauptsächlich versuchet, nichts anders als die Fleisches-Lust gewesen wäre. Was dieses für Einwürffe leiden möchte, deßwegen will ich mich hier in keinen Streit einlassen, sondern nur so viel er- wehnen, daß Keuschheit und Unkeusch- heit solche abgesagte Feinde sind, daß sie nimmermehr, so wenig als Tag und Nacht, oder Licht und Finsterniß, sich mit einander vereinigen können: Denn die erste ist eine schöne und hell-blitzende Tu- gend, die andere aber ein abscheuliches und höllisches Laster. Keuschheit ma- chet uns herrlicher als Engel; Aber Un- keuschheit verstellet uns ärger als die Teuffel. Wahre Liebe ist das Wesen, welches die Seele vom unschuldigen Ver- langen zu keuscher Umarmung beweget; Unzucht hingegen ist des Teuffels Rauch- Faß, welches uns erst mit unerlaubten Flammen anstecket, und alsdenn über alle geheiligte Gräntzen der Erbarkeit, Billigkeit und Religion, die gottlosen Begierden einer brennenden Lust zu stil- len,
Vorrede mitten im Garten, welche der Groß-maͤchtige Schoͤpffer aller Dinge durch einen ſpecialen Befehl ſo ſcharff unterſa- get, und womit der Teuffel die Eva hauptſaͤchlich verſuchet, nichts anders als die Fleiſches-Luſt geweſen waͤre. Was dieſes fuͤr Einwuͤrffe leiden moͤchte, deßwegen will ich mich hier in keinen Streit einlaſſen, ſondern nur ſo viel er- wehnen, daß Keuſchheit und Unkeuſch- heit ſolche abgeſagte Feinde ſind, daß ſie nimmermehr, ſo wenig als Tag und Nacht, oder Licht und Finſterniß, ſich mit einander vereinigen koͤnnen: Denn die erſte iſt eine ſchoͤne und hell-blitzende Tu- gend, die andere aber ein abſcheuliches und hoͤlliſches Laſter. Keuſchheit ma- chet uns herrlicher als Engel; Aber Un- keuſchheit verſtellet uns aͤrger als die Teuffel. Wahre Liebe iſt das Weſen, welches die Seele vom unſchuldigen Ver- langen zu keuſcher Umarmung beweget; Unzucht hingegen iſt des Teuffels Rauch- Faß, welches uns erſt mit unerlaubten Flammen anſtecket, und alsdenn uͤber alle geheiligte Graͤntzen der Erbarkeit, Billigkeit und Religion, die gottloſen Begierden einer brennenden Luſt zu ſtil- len,
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Vorrede
mitten im Garten, welche der Groß-
maͤchtige Schoͤpffer aller Dinge durch
einen ſpecialen Befehl ſo ſcharff unterſa-
get, und womit der Teuffel die Eva
hauptſaͤchlich verſuchet, nichts anders
als die Fleiſches-Luſt geweſen waͤre.
Was dieſes fuͤr Einwuͤrffe leiden moͤchte,
deßwegen will ich mich hier in keinen
Streit einlaſſen, ſondern nur ſo viel er-
wehnen, daß Keuſchheit und Unkeuſch-
heit ſolche abgeſagte Feinde ſind, daß ſie
nimmermehr, ſo wenig als Tag und
Nacht, oder Licht und Finſterniß, ſich mit
einander vereinigen koͤnnen: Denn die
erſte iſt eine ſchoͤne und hell-blitzende Tu-
gend, die andere aber ein abſcheuliches
und hoͤlliſches Laſter. Keuſchheit ma-
chet uns herrlicher als Engel; Aber Un-
keuſchheit verſtellet uns aͤrger als die
Teuffel. Wahre Liebe iſt das Weſen,
welches die Seele vom unſchuldigen Ver-
langen zu keuſcher Umarmung beweget;
Unzucht hingegen iſt des Teuffels Rauch-
Faß, welches uns erſt mit unerlaubten
Flammen anſtecket, und alsdenn uͤber
alle geheiligte Graͤntzen der Erbarkeit,
Billigkeit und Religion, die gottloſen
Begierden einer brennenden Luſt zu ſtil-
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Zitationshilfe: | Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/300>, abgerufen am 16.07.2024. |