Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Die schöne Rosamond Vorsatzes, sie darmit zu durchbohren; aber sie ent-wischte dem unglückseeligen Stoß durch schnelle Flucht, indem sie ihrer Wuth mit nichts, als ei- nem Schlaff-Rock bedecket, in Pantoffeln und oh- ne Strümpffe, entflohe. Jn diesem Zierrath ritte sie hinter einem Cavalier gerade auf des Königs Pallast nach Westminster zu, allwo sie sich mit grosser Bestürtzung in sein Zimmer begab. Als Se. Majest. über den Gepolter und Lermen erwach- te, öffnete er die Courtinen. Niemahls war ein Mann mehr erschrocken, als er, da er die schöne Ro- samonda fast gantz nackend, und zu dieser unge- wöhnlichen Zeit der Nacht, indem es schon um 12. Uhr war, und er nicht anders vermeynte, sie sey auf dem Lande, in sein Schlaff-Gemach kommen sa- he; Er gerieth auf die Gedancken, sie wäre todt, und käme, ihm noch etwas zu entdecken. Daferne un- sere Seelen, sagte er zu sich selbsten, nach der Absonderung von unsern Leibern eine vollkommene Erkänntniß aller Dinge be- sitzen, so hat sie das innerste meines Her- tzens ergründet, welches über alle Weibs- Bilder auf der gantzen Welt sie alleine auf ewig verehret; Sie kömmet demnach, de- nen unauslöschlichen Buchstaben, wormit sie ihren Nahmen und Bildniß selbsten in dasselbe eingegraben hat, nach zuspühren, und erwehlet mich noch vor allen andern, die
Die ſchoͤne Roſamond Vorſatzes, ſie darmit zu durchbohren; aber ſie ent-wiſchte dem ungluͤckſeeligen Stoß durch ſchnelle Flucht, indem ſie ihrer Wuth mit nichts, als ei- nem Schlaff-Rock bedecket, in Pantoffeln und oh- ne Struͤmpffe, entflohe. Jn dieſem Zierrath ritte ſie hinter einem Cavalier gerade auf des Koͤnigs Pallaſt nach Weſtminſter zu, allwo ſie ſich mit groſſer Beſtuͤrtzung in ſein Zimmer begab. Als Se. Majeſt. uͤber den Gepolter und Lermen erwach- te, oͤffnete er die Courtinen. Niemahls war ein Mann mehr erſchrocken, als er, da er die ſchoͤne Ro- ſamonda faſt gantz nackend, und zu dieſer unge- woͤhnlichen Zeit der Nacht, indem es ſchon um 12. Uhr war, und er nicht anders vermeynte, ſie ſey auf dem Lande, in ſein Schlaff-Gemach kommen ſa- he; Er gerieth auf die Gedancken, ſie waͤre todt, und kaͤme, ihm noch etwas zu entdecken. Daferne un- ſere Seelen, ſagte er zu ſich ſelbſten, nach der Abſonderung von unſern Leibern eine vollkom̃ene Erkaͤnntniß aller Dinge be- ſitzen, ſo hat ſie das innerſte meines Her- tzens ergruͤndet, welches uͤber alle Weibs- Bilder auf deꝛ gantzen Welt ſie alleine auf ewig verehret; Sie koͤmmet demnach, de- nen unausloͤſchlichẽ Buchſtaben, wormit ſie ihren Nahmen und Bildniß ſelbſten in daſſelbe eingegraben hat, nach zuſpuͤhren, und erwehlet mich noch vor allen andern, die
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Die ſchoͤne Roſamond
Vorſatzes, ſie darmit zu durchbohren; aber ſie ent-
wiſchte dem ungluͤckſeeligen Stoß durch ſchnelle
Flucht, indem ſie ihrer Wuth mit nichts, als ei-
nem Schlaff-Rock bedecket, in Pantoffeln und oh-
ne Struͤmpffe, entflohe. Jn dieſem Zierrath ritte
ſie hinter einem Cavalier gerade auf des Koͤnigs
Pallaſt nach Weſtminſter zu, allwo ſie ſich mit
groſſer Beſtuͤrtzung in ſein Zimmer begab. Als
Se. Majeſt. uͤber den Gepolter und Lermen erwach-
te, oͤffnete er die Courtinen. Niemahls war ein
Mann mehr erſchrocken, als er, da er die ſchoͤne Ro-
ſamonda faſt gantz nackend, und zu dieſer unge-
woͤhnlichen Zeit der Nacht, indem es ſchon um 12.
Uhr war, und er nicht anders vermeynte, ſie ſey auf
dem Lande, in ſein Schlaff-Gemach kommen ſa-
he; Er gerieth auf die Gedancken, ſie waͤre todt, und
kaͤme, ihm noch etwas zu entdecken. Daferne un-
ſere Seelen, ſagte er zu ſich ſelbſten, nach der
Abſonderung von unſern Leibern eine
vollkom̃ene Erkaͤnntniß aller Dinge be-
ſitzen, ſo hat ſie das innerſte meines Her-
tzens ergruͤndet, welches uͤber alle Weibs-
Bilder auf deꝛ gantzen Welt ſie alleine auf
ewig verehret; Sie koͤmmet demnach, de-
nen unausloͤſchlichẽ Buchſtaben, wormit
ſie ihren Nahmen und Bildniß ſelbſten in
daſſelbe eingegraben hat, nach zuſpuͤhren,
und erwehlet mich noch vor allen andern,
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