MAdemoiselle Baxter war die eintzige Tochter des William Baxters, eines wackern ansehnlichen Mannes ohnweit Cirencester in Glocestershire, der jährlich 600. Pfund Einkünffte hatte. Sie war in ihrer Minderjährigkeit so keusch, als schöne, und suchte ihr meistes Vergnügen zu Hause in Betrachtung der Tugend und dem Genusse der Einsamkeit. Jhre vortreffliche Annehmlichkeiten machten, daß sich unterschiedliche Personen von gleichmäßiger Con- dition um sie bewarben; es war aber keiner ihrem Vater anständig, als der eines geitzigen Hu- meurs war, und daher mehr seinem eigenen Gut- düncken und Bequemlichkeit, als der Tochter Nei- gung und Belieben, zu rathen suchte; biß das Glück und blinde Liebe einen Freyer brachte, der sich so wenig für die Jugend dieses jungen Frauenzimmers schickte, als sehr er dem Geld-gierigen Gemüthe ih- rer Eltern lieb und angenehm war.
Als nehmlich dieses galante Mägdgen ohnge- fehr in das achtzehende Jahr gienge, begab sichs, daß D. Monkton, ein alter, aber sehr vornehmer Medicus, zu einen Patienten auf dem Lande in
der
Madame Baxter,
XXVI. Madame Baxter, und Carolus Reneuf, Ritter.
MAdemoiſelle Baxter war die eintzige Tochter des William Baxters, eines wackern anſehnlichen Mannes ohnweit Cirenceſter in Gloceſtershire, der jaͤhrlich 600. Pfund Einkuͤnffte hatte. Sie war in ihrer Minderjaͤhrigkeit ſo keuſch, als ſchoͤne, und ſuchte ihr meiſtes Vergnuͤgen zu Hauſe in Betrachtung der Tugend und dem Genuſſe der Einſamkeit. Jhre vortreffliche Annehmlichkeiten machten, daß ſich unterſchiedliche Perſonen von gleichmaͤßiger Con- dition um ſie bewarben; es war aber keiner ihrem Vater anſtaͤndig, als der eines geitzigen Hu- meurs war, und daher mehr ſeinem eigenen Gut- duͤncken und Bequemlichkeit, als der Tochter Nei- gung und Belieben, zu rathen ſuchte; biß das Gluͤck und blinde Liebe einen Freyer brachte, der ſich ſo wenig fuͤr die Jugend dieſes jungen Frauenzimmers ſchickte, als ſehr er dem Geld-gierigen Gemuͤthe ih- rer Eltern lieb und angenehm war.
Als nehmlich dieſes galante Maͤgdgen ohnge- fehr in das achtzehende Jahr gienge, begab ſichs, daß D. Monkton, ein alter, aber ſehr vornehmer Medicus, zu einen Patienten auf dem Lande in
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Madame Baxter,
XXVI.
Madame Baxter, und Carolus
Reneuf, Ritter.
MAdemoiſelle Baxter war die eintzige
Tochter des William Baxters, eines
wackern anſehnlichen Mannes ohnweit
Cirenceſter in Gloceſtershire, der jaͤhrlich
600. Pfund Einkuͤnffte hatte. Sie war in ihrer
Minderjaͤhrigkeit ſo keuſch, als ſchoͤne, und ſuchte
ihr meiſtes Vergnuͤgen zu Hauſe in Betrachtung
der Tugend und dem Genuſſe der Einſamkeit. Jhre
vortreffliche Annehmlichkeiten machten, daß ſich
unterſchiedliche Perſonen von gleichmaͤßiger Con-
dition um ſie bewarben; es war aber keiner ihrem
Vater anſtaͤndig, als der eines geitzigen Hu-
meurs war, und daher mehr ſeinem eigenen Gut-
duͤncken und Bequemlichkeit, als der Tochter Nei-
gung und Belieben, zu rathen ſuchte; biß das Gluͤck
und blinde Liebe einen Freyer brachte, der ſich ſo
wenig fuͤr die Jugend dieſes jungen Frauenzimmers
ſchickte, als ſehr er dem Geld-gierigen Gemuͤthe ih-
rer Eltern lieb und angenehm war.
Als nehmlich dieſes galante Maͤgdgen ohnge-
fehr in das achtzehende Jahr gienge, begab ſichs,
daß D. Monkton, ein alter, aber ſehr vornehmer
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/280>, abgerufen am 25.11.2024.
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