drey Töchter hatte, war ihr Heyraths-Guth nicht eben so gar groß: Denn da er sich verbunden sahe, auch für seine übrigen Kinder zu sorgen, kunnte er ihr über 500. Pfund nicht bestimmen. Nichts desto- weniger ersatzte ihr holdseliges Antlitz, schöne Ge- stalt, und gute Auferziehung dasjenige, so ihr am Gelde gebracht: Wannenhero eines ansehnlichen Mannes Sohn, der ein Erbe von 900. Pfund jährlicher Einkünffte war, sich in sie verliebte; Weil aber seine Zuneigung seines Vaters Willen zuwi- der war, wurde die Liebe zwischen ihnen mit aller möglichen Heimlichkeit fortgesetzet; Dessen unge- achtet wurde das heimliche Verständniß, nach wel- chem sie sich mit einander verplämpert hatten, des jungen Menschen seinem Vater durch folgenden Brieff entdecket:
Mein Hochgeehrter Herr,
Woferne sie es nicht geschwind hinter- treiben, so wird Dero Sohn bald mit des HerrnRobinsons Tochter verehliget werden. Diesen Morgen ist er, an statt, daß er, nach ihrer Meynung, nachDor- setshirereisen sollen, nachGuilfordge- gangen, von wannen er seine Liebste mit sich nehmen will, mit welcher er morgen zuGravesendzu seyn gedencket, um von dar zu Wasser nach Holland zu gehen;
All-
Madame Robinſon,
drey Toͤchter hatte, war ihr Heyraths-Guth nicht eben ſo gar groß: Denn da er ſich verbunden ſahe, auch fuͤr ſeine uͤbrigen Kinder zu ſorgen, kunnte er ihr uͤber 500. Pfund nicht beſtimmen. Nichts deſto- weniger erſatzte ihr holdſeliges Antlitz, ſchoͤne Ge- ſtalt, und gute Auferziehung dasjenige, ſo ihr am Gelde gebracht: Wannenhero eines anſehnlichen Mannes Sohn, der ein Erbe von 900. Pfund jaͤhrlicher Einkuͤnffte war, ſich in ſie verliebte; Weil aber ſeine Zuneigung ſeines Vaters Willen zuwi- der war, wurde die Liebe zwiſchen ihnen mit aller moͤglichen Heimlichkeit fortgeſetzet; Deſſen unge- achtet wurde das heimliche Verſtaͤndniß, nach wel- chem ſie ſich mit einander verplaͤmpert hatten, des jungen Menſchen ſeinem Vater durch folgenden Brieff entdecket:
Mein Hochgeehrter Herr,
Woferne ſie es nicht geſchwind hinter- treiben, ſo wird Dero Sohn bald mit des HerrnRobinſons Tochter verehliget werden. Dieſen Morgen iſt er, an ſtatt, daß er, nach ihrer Meynung, nachDor- ſetshirereiſen ſollen, nachGuilfordge- gangen, von wannen er ſeine Liebſte mit ſich nehmen will, mit welcher er morgen zuGraveſendzu ſeyn gedencket, um von dar zu Waſſer nach Holland zu gehen;
All-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0206"n="186"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Madame Robinſon,</hi></hi></fw><lb/>
drey Toͤchter hatte, war ihr Heyraths-Guth nicht<lb/>
eben ſo gar groß: Denn da er ſich verbunden ſahe,<lb/>
auch fuͤr ſeine uͤbrigen Kinder zu ſorgen, kunnte er ihr<lb/>
uͤber 500. Pfund nicht beſtimmen. Nichts deſto-<lb/>
weniger erſatzte ihr holdſeliges Antlitz, ſchoͤne Ge-<lb/>ſtalt, und gute Auferziehung dasjenige, ſo ihr am<lb/>
Gelde gebracht: Wannenhero eines anſehnlichen<lb/>
Mannes Sohn, der ein Erbe von 900. Pfund<lb/>
jaͤhrlicher Einkuͤnffte war, ſich in ſie verliebte; Weil<lb/>
aber ſeine Zuneigung ſeines Vaters Willen zuwi-<lb/>
der war, wurde die Liebe zwiſchen ihnen mit aller<lb/>
moͤglichen Heimlichkeit fortgeſetzet; Deſſen unge-<lb/>
achtet wurde das heimliche Verſtaͤndniß, nach wel-<lb/>
chem ſie ſich mit einander verplaͤmpert hatten, des<lb/>
jungen Menſchen ſeinem Vater durch folgenden<lb/>
Brieff entdecket:</p><lb/><floatingText><body><divtype="letter"><opener><salute><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Mein Hochgeehrter Herr,</hi></hi></salute></opener><lb/><p><hirendition="#fr">Woferne ſie es nicht geſchwind hinter-<lb/>
treiben, ſo wird Dero Sohn bald mit des<lb/>
Herrn</hi><hirendition="#aq">Robinſon</hi><hirendition="#fr">s Tochter verehliget<lb/>
werden. Dieſen Morgen iſt er, an ſtatt,<lb/>
daß er, nach ihrer Meynung, nach</hi><hirendition="#aq">Dor-<lb/>ſetshire</hi><hirendition="#fr">reiſen ſollen, nach</hi><hirendition="#aq">Guilford</hi><hirendition="#fr">ge-<lb/>
gangen, von wannen er ſeine Liebſte mit<lb/>ſich nehmen will, mit welcher er morgen<lb/>
zu</hi><hirendition="#aq">Graveſend</hi><hirendition="#fr">zu ſeyn gedencket, um von<lb/>
dar zu Waſſer nach Holland zu gehen;</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">All-</hi></fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></div></body></text></TEI>
[186/0206]
Madame Robinſon,
drey Toͤchter hatte, war ihr Heyraths-Guth nicht
eben ſo gar groß: Denn da er ſich verbunden ſahe,
auch fuͤr ſeine uͤbrigen Kinder zu ſorgen, kunnte er ihr
uͤber 500. Pfund nicht beſtimmen. Nichts deſto-
weniger erſatzte ihr holdſeliges Antlitz, ſchoͤne Ge-
ſtalt, und gute Auferziehung dasjenige, ſo ihr am
Gelde gebracht: Wannenhero eines anſehnlichen
Mannes Sohn, der ein Erbe von 900. Pfund
jaͤhrlicher Einkuͤnffte war, ſich in ſie verliebte; Weil
aber ſeine Zuneigung ſeines Vaters Willen zuwi-
der war, wurde die Liebe zwiſchen ihnen mit aller
moͤglichen Heimlichkeit fortgeſetzet; Deſſen unge-
achtet wurde das heimliche Verſtaͤndniß, nach wel-
chem ſie ſich mit einander verplaͤmpert hatten, des
jungen Menſchen ſeinem Vater durch folgenden
Brieff entdecket:
Mein Hochgeehrter Herr,
Woferne ſie es nicht geſchwind hinter-
treiben, ſo wird Dero Sohn bald mit des
Herrn Robinſons Tochter verehliget
werden. Dieſen Morgen iſt er, an ſtatt,
daß er, nach ihrer Meynung, nach Dor-
ſetshire reiſen ſollen, nach Guilford ge-
gangen, von wannen er ſeine Liebſte mit
ſich nehmen will, mit welcher er morgen
zu Graveſend zu ſeyn gedencket, um von
dar zu Waſſer nach Holland zu gehen;
All-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/206>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.