Leben haben hingeben sollen. Diese ertragen auf ihrer Seite alle dergleichen Geringschätzigkeiten mit Gedult, und scheinen gleichsam begierig zu seyn, mit solchen abgeschmackten Tractamenten beehret zu werden, ja, flehen mit der tieffsten Veneration diese Götzen-Bilder auf denen Knien an, daß sie ihnen ein- oder die andere bescheidentliche Bitte er- lauben mögen; Wenn mans aber bey Licht besie- het, läuffet das gantze Absehen endlich dahinaus, daß sie die Personen, denen sie dergleichen An- dachts-Opffer bringen, dergestalt verpflichten mö- gen, sich ihnen auf Lebenslang entweder als Gebie- terinnen oder Selaven zu ergeben.
Doch auf Madame Farmer zu kommen, war ihr Vater aus Yorkshire gebürthig und sehr jung nach London gesendet worden, das Schu- ster-Handwerck daselbst zu erlernen. Nachdem er nun seine Zeit ausgestanden und sich auf der Wanderschafft befande, heyrathete er eine Wittwe von eben derselben Profession. Wie lange sie beysammen gelebet, kan ich eigentlich nicht sagen; aber wohl so viel weiß ich, daß sie durch Spar- samkeit und ämsigen Fleiß so reich mit einander geworden, daß, als die Frau gestorben, er, der Mann, sein Schuhmacher-Handwerck an Nagel gehänget, und einen Leder-Händler abgegeben. Zwey oder drey Jahre nach dem Ableben seines Weibes, mit welchem er keine Kinder gezeuget
hat-
Madame Farmer,
Leben haben hingeben ſollen. Dieſe ertragen auf ihrer Seite alle dergleichen Geringſchaͤtzigkeiten mit Gedult, und ſcheinen gleichſam begierig zu ſeyn, mit ſolchen abgeſchmackten Tractamenten beehret zu werden, ja, flehen mit der tieffſten Veneration dieſe Goͤtzen-Bilder auf denen Knien an, daß ſie ihnen ein- oder die andere beſcheidentliche Bitte er- lauben moͤgen; Wenn mans aber bey Licht beſie- het, laͤuffet das gantze Abſehen endlich dahinaus, daß ſie die Perſonen, denen ſie dergleichen An- dachts-Opffer bringen, dergeſtalt verpflichten moͤ- gen, ſich ihnen auf Lebenslang entweder als Gebie- terinnen oder Selaven zu ergeben.
Doch auf Madame Farmer zu kommen, war ihr Vater aus Yorkshire gebuͤrthig und ſehr jung nach London geſendet worden, das Schu- ſter-Handwerck daſelbſt zu erlernen. Nachdem er nun ſeine Zeit ausgeſtanden und ſich auf der Wanderſchafft befande, heyrathete er eine Wittwe von eben derſelben Profeſſion. Wie lange ſie beyſammen gelebet, kan ich eigentlich nicht ſagen; aber wohl ſo viel weiß ich, daß ſie durch Spar- ſamkeit und aͤmſigen Fleiß ſo reich mit einander geworden, daß, als die Frau geſtorben, er, der Mann, ſein Schuhmacher-Handwerck an Nagel gehaͤnget, und einen Leder-Haͤndler abgegeben. Zwey oder drey Jahre nach dem Ableben ſeines Weibes, mit welchem er keine Kinder gezeuget
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Madame Farmer,
Leben haben hingeben ſollen. Dieſe ertragen auf
ihrer Seite alle dergleichen Geringſchaͤtzigkeiten mit
Gedult, und ſcheinen gleichſam begierig zu ſeyn, mit
ſolchen abgeſchmackten Tractamenten beehret
zu werden, ja, flehen mit der tieffſten Veneration
dieſe Goͤtzen-Bilder auf denen Knien an, daß ſie
ihnen ein- oder die andere beſcheidentliche Bitte er-
lauben moͤgen; Wenn mans aber bey Licht beſie-
het, laͤuffet das gantze Abſehen endlich dahinaus,
daß ſie die Perſonen, denen ſie dergleichen An-
dachts-Opffer bringen, dergeſtalt verpflichten moͤ-
gen, ſich ihnen auf Lebenslang entweder als Gebie-
terinnen oder Selaven zu ergeben.
Doch auf Madame Farmer zu kommen,
war ihr Vater aus Yorkshire gebuͤrthig und ſehr
jung nach London geſendet worden, das Schu-
ſter-Handwerck daſelbſt zu erlernen. Nachdem
er nun ſeine Zeit ausgeſtanden und ſich auf der
Wanderſchafft befande, heyrathete er eine Wittwe
von eben derſelben Profeſſion. Wie lange ſie
beyſammen gelebet, kan ich eigentlich nicht ſagen;
aber wohl ſo viel weiß ich, daß ſie durch Spar-
ſamkeit und aͤmſigen Fleiß ſo reich mit einander
geworden, daß, als die Frau geſtorben, er, der
Mann, ſein Schuhmacher-Handwerck an Nagel
gehaͤnget, und einen Leder-Haͤndler abgegeben.
Zwey oder drey Jahre nach dem Ableben ſeines
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/198>, abgerufen am 22.11.2024.
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