Als Adams Augen-Lust ihm an der Seite stund, That die charmante Braut bald ihre Schönheit kund, Die aus besonderm Zweck demselben zuge- sendet, Weil selbst des Höchsten Hand dieß Meister- Stück vollendet: Und da sie seinem Aug und Hertzen wohl- gefiel, Satzt er sie alsobald zu seiner Wünsche Ziel, War voller Ungedult das Engels-Bild zu küssen, Und als sein Eigenthum vollkommen zu ge- niessen. Sie stellte ihres Orts sich auch nicht spröte an; Und Adam hielte sie für lauter Marcipan, Befand sie aber doch (wer hätt es sollen meynen?) Als Fleisch von seinem Fleisch, und Bein von seinen Beinen. Eins sah das andre an, und iedes stund entzückt, Weil es am andern fand, was es noch nie erblickt; Biß beyde, von der Macht der Liebe über- wunden, Der Sehnsucht Ungestüm nicht länger ber- gen kunten.
Cupido
und Monſieur Germain.
Als Adams Augen-Luſt ihm an der Seite ſtund, That die charmante Braut bald ihre Schoͤnheit kund, Die aus beſonderm Zweck demſelben zuge- ſendet, Weil ſelbſt des Hoͤchſten Hand dieß Meiſter- Stuͤck vollendet: Und da ſie ſeinem Aug und Hertzen wohl- gefiel, Satzt er ſie alſobald zu ſeiner Wuͤnſche Ziel, War voller Ungedult das Engels-Bild zu kuͤſſen, Und als ſein Eigenthum vollkommen zu ge- nieſſen. Sie ſtellte ihres Orts ſich auch nicht ſproͤte an; Und Adam hielte ſie fuͤr lauter Marcipan, Befand ſie aber doch (wer haͤtt es ſollen meynen?) Als Fleiſch von ſeinem Fleiſch, und Bein von ſeinen Beinen. Eins ſah das andre an, und iedes ſtund entzuͤckt, Weil es am andern fand, was es noch nie erblickt; Biß beyde, von der Macht der Liebe uͤber- wunden, Der Sehnſucht Ungeſtuͤm nicht laͤnger ber- gen kunten.
Cupido
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und Monſieur Germain.
Als Adams Augen-Luſt ihm an der Seite
ſtund,
That die charmante Braut bald ihre
Schoͤnheit kund,
Die aus beſonderm Zweck demſelben zuge-
ſendet,
Weil ſelbſt des Hoͤchſten Hand dieß Meiſter-
Stuͤck vollendet:
Und da ſie ſeinem Aug und Hertzen wohl-
gefiel,
Satzt er ſie alſobald zu ſeiner Wuͤnſche
Ziel,
War voller Ungedult das Engels-Bild zu
kuͤſſen,
Und als ſein Eigenthum vollkommen zu ge-
nieſſen.
Sie ſtellte ihres Orts ſich auch nicht
ſproͤte an;
Und Adam hielte ſie fuͤr lauter Marcipan,
Befand ſie aber doch (wer haͤtt es ſollen
meynen?)
Als Fleiſch von ſeinem Fleiſch, und Bein von
ſeinen Beinen.
Eins ſah das andre an, und iedes ſtund
entzuͤckt,
Weil es am andern fand, was es noch nie
erblickt;
Biß beyde, von der Macht der Liebe uͤber-
wunden,
Der Sehnſucht Ungeſtuͤm nicht laͤnger ber-
gen kunten.
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/193>, abgerufen am 23.11.2024.
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