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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Madame Mordaunt,
borough, wurde durch Vermählung mit dem
letzten Hertzoge von Norfolk, Erb-Groß-Mar-
schalle von England, zur Hertzogin; Binnen we-
nig Jahren aber, nachdem sie in den honorablen
Stand der Ehe getreten war, und Monsieur
Germain,
ein Mensch aus Holland gebührtig,
aber von gar geringer Extraction, zur Zeit der
Revolution hinüber nach England kam, und, ich
weiß nicht durch was für Vermittelung, bey Hof
erschiene, funde sie ein- und die andere Eigenschaff-
ten, so zur Liebe und Galanterie geneigt schienen,
an ihm, welche verursachten, daß sie, die Hertzogin,
die Zärtlichkeit seiner Conduite gar special in
obacht nahm. Als sie diesen Belgischen Stutzer
das erste mal erblickte, entbrannte sie alsbald über
und über in unreiner Liebe gegen ihn; Und da sie
ihn folglich eines Tages in der Antichambre
im St. Jacobs-Pallast rencontrirte, zeigte sie
ihm an, was massen sie sichs für ein Vergnügen
schätzen würde, wenn er sie in ihrem Logis besu-
chen und ihr wegen einiger Sachen, sein Vaterland
betreffende, Satisfaction geben wollte. Er krüm-
mete sich über diesem Anerbiethen wie eine Brat-
Wurst auf dem Roste, und wuste seinen Hochmuth
über einer so seltenen Gnade, durch complimen-
tiri
sches Neigen und Beugen, nicht sattsam zu be-
zeigen, indem er diesem Befehle als ihr unterthä-
nigster Knecht zu gehorchen verhiesse. Weil nun

seine

Madame Mordaunt,
borough, wurde durch Vermaͤhlung mit dem
letzten Hertzoge von Norfolk, Erb-Groß-Mar-
ſchalle von England, zur Hertzogin; Binnen we-
nig Jahren aber, nachdem ſie in den honorablen
Stand der Ehe getreten war, und Monſieur
Germain,
ein Menſch aus Holland gebuͤhrtig,
aber von gar geringer Extraction, zur Zeit der
Revolution hinuͤber nach England kam, und, ich
weiß nicht durch was fuͤr Vermittelung, bey Hof
erſchiene, funde ſie ein- und die andere Eigenſchaff-
ten, ſo zur Liebe und Galanterie geneigt ſchienen,
an ihm, welche verurſachten, daß ſie, die Hertzogin,
die Zaͤrtlichkeit ſeiner Conduite gar ſpecial in
obacht nahm. Als ſie dieſen Belgiſchen Stutzer
das erſte mal erblickte, entbrannte ſie alsbald uͤber
und uͤber in unreiner Liebe gegen ihn; Und da ſie
ihn folglich eines Tages in der Antichambre
im St. Jacobs-Pallaſt rencontrirte, zeigte ſie
ihm an, was maſſen ſie ſichs fuͤr ein Vergnuͤgen
ſchaͤtzen wuͤrde, wenn er ſie in ihrem Logis beſu-
chen und ihr wegen einiger Sachen, ſein Vaterland
betreffende, Satisfaction geben wollte. Er kruͤm-
mete ſich uͤber dieſem Anerbiethen wie eine Brat-
Wurſt auf dem Roſte, und wuſte ſeinen Hochmuth
uͤber einer ſo ſeltenen Gnade, durch complimen-
tiri
ſches Neigen und Beugen, nicht ſattſam zu be-
zeigen, indem er dieſem Befehle als ihr unterthaͤ-
nigſter Knecht zu gehorchen verhieſſe. Weil nun

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[168/0188] Madame Mordaunt, borough, wurde durch Vermaͤhlung mit dem letzten Hertzoge von Norfolk, Erb-Groß-Mar- ſchalle von England, zur Hertzogin; Binnen we- nig Jahren aber, nachdem ſie in den honorablen Stand der Ehe getreten war, und Monſieur Germain, ein Menſch aus Holland gebuͤhrtig, aber von gar geringer Extraction, zur Zeit der Revolution hinuͤber nach England kam, und, ich weiß nicht durch was fuͤr Vermittelung, bey Hof erſchiene, funde ſie ein- und die andere Eigenſchaff- ten, ſo zur Liebe und Galanterie geneigt ſchienen, an ihm, welche verurſachten, daß ſie, die Hertzogin, die Zaͤrtlichkeit ſeiner Conduite gar ſpecial in obacht nahm. Als ſie dieſen Belgiſchen Stutzer das erſte mal erblickte, entbrannte ſie alsbald uͤber und uͤber in unreiner Liebe gegen ihn; Und da ſie ihn folglich eines Tages in der Antichambre im St. Jacobs-Pallaſt rencontrirte, zeigte ſie ihm an, was maſſen ſie ſichs fuͤr ein Vergnuͤgen ſchaͤtzen wuͤrde, wenn er ſie in ihrem Logis beſu- chen und ihr wegen einiger Sachen, ſein Vaterland betreffende, Satisfaction geben wollte. Er kruͤm- mete ſich uͤber dieſem Anerbiethen wie eine Brat- Wurſt auf dem Roſte, und wuſte ſeinen Hochmuth uͤber einer ſo ſeltenen Gnade, durch complimen- tiriſches Neigen und Beugen, nicht ſattſam zu be- zeigen, indem er dieſem Befehle als ihr unterthaͤ- nigſter Knecht zu gehorchen verhieſſe. Weil nun ſeine

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/188>, abgerufen am 24.11.2024.