Sie wurde von diesem ihren Schand-Deckel und denen Freunden mit Freuden und grossen Complimenten empfangen; Und die Wahrheit zu bekennen, würde sie nicht so bald extra gegan- gen seyn, wäre er nicht von der Sorte dererjenigen Männer gewesen, die nach einer zwölff-monatlichen Heyrath eine ausbündige Schönheit und ein von Fliegen bestuhlgängeltes lebloses Bild noch für ei- nerley halten. Er war demnach mit Recht ein guter Mann zu nennen: Denn er gab ihr, was sie ver- langte, liesse sie bitten, was ihr beliebte, und thun, was ihr ankam; Und wenn ihr eine Lust in das lincke Schuh-Ohr gefahren, überzogene Lampreten zu essen, so glaube, der Narr würde ihr solche ver- schaffet haben; Er kunnte über nichts böse werden, submittirte sich allzeit vor ihr, und liebte keine an- dere als sie; Es fehlte ihm aber dennoch diejenige entzückende Tendresse, welche die Seele im Lie- ben zu nennen ist. Man traff ihn selten zu Hause an, als nur zur Nacht- und Essens-Zeit: Den Vor- mittag suchte er einiges Geld zu verdienen, und der Nachmittag und Abend war seiner Ergötzlichkeit, bey guten Freunden und einem Glaß Wein, gewied- met; Des Montags war er im güldenen Strauß, des Dienstags in der silbernen Mauß, des Mitt- wochs zum wilden Manne, Donnerstags zur grünen Tanne, am Freytag zur grünen Linden, ließ sich also die gantze Woche beym Sauffen finden.
Es
und der Graf von Warwick.
Sie wurde von dieſem ihren Schand-Deckel und denen Freunden mit Freuden und groſſen Complimenten empfangen; Und die Wahrheit zu bekennen, wuͤrde ſie nicht ſo bald extra gegan- gen ſeyn, waͤre er nicht von der Sorte dererjenigen Maͤnner geweſen, die nach einer zwoͤlff-monatlichen Heyrath eine ausbuͤndige Schoͤnheit und ein von Fliegen beſtuhlgaͤngeltes lebloſes Bild noch fuͤr ei- nerley halten. Er war demnach mit Recht ein guter Mann zu nennen: Denn er gab ihr, was ſie ver- langte, lieſſe ſie bitten, was ihr beliebte, und thun, was ihr ankam; Und wenn ihr eine Luſt in das lincke Schuh-Ohr gefahren, uͤberzogene Lampreten zu eſſen, ſo glaube, der Narr wuͤrde ihr ſolche ver- ſchaffet haben; Er kunnte uͤber nichts boͤſe werden, ſubmittirte ſich allzeit vor ihr, und liebte keine an- dere als ſie; Es fehlte ihm aber dennoch diejenige entzuͤckende Tendreſſe, welche die Seele im Lie- ben zu nennen iſt. Man traff ihn ſelten zu Hauſe an, als nur zur Nacht- und Eſſens-Zeit: Den Vor- mittag ſuchte er einiges Geld zu verdienen, und der Nachmittag und Abend war ſeiner Ergoͤtzlichkeit, bey guten Freunden und einem Glaß Wein, gewied- met; Des Montags war er im guͤldenen Strauß, des Dienſtags in der ſilbernen Mauß, des Mitt- wochs zum wilden Manne, Donnerstags zur gruͤnen Tanne, am Freytag zur gruͤnen Linden, ließ ſich alſo die gantze Woche beym Sauffen finden.
Es
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und der Graf von Warwick.
Sie wurde von dieſem ihren Schand-Deckel
und denen Freunden mit Freuden und groſſen
Complimenten empfangen; Und die Wahrheit
zu bekennen, wuͤrde ſie nicht ſo bald extra gegan-
gen ſeyn, waͤre er nicht von der Sorte dererjenigen
Maͤnner geweſen, die nach einer zwoͤlff-monatlichen
Heyrath eine ausbuͤndige Schoͤnheit und ein von
Fliegen beſtuhlgaͤngeltes lebloſes Bild noch fuͤr ei-
nerley halten. Er war demnach mit Recht ein guter
Mann zu nennen: Denn er gab ihr, was ſie ver-
langte, lieſſe ſie bitten, was ihr beliebte, und thun,
was ihr ankam; Und wenn ihr eine Luſt in das
lincke Schuh-Ohr gefahren, uͤberzogene Lampreten
zu eſſen, ſo glaube, der Narr wuͤrde ihr ſolche ver-
ſchaffet haben; Er kunnte uͤber nichts boͤſe werden,
ſubmittirte ſich allzeit vor ihr, und liebte keine an-
dere als ſie; Es fehlte ihm aber dennoch diejenige
entzuͤckende Tendreſſe, welche die Seele im Lie-
ben zu nennen iſt. Man traff ihn ſelten zu Hauſe
an, als nur zur Nacht- und Eſſens-Zeit: Den Vor-
mittag ſuchte er einiges Geld zu verdienen, und der
Nachmittag und Abend war ſeiner Ergoͤtzlichkeit,
bey guten Freunden und einem Glaß Wein, gewied-
met; Des Montags war er im guͤldenen Strauß,
des Dienſtags in der ſilbernen Mauß, des Mitt-
wochs zum wilden Manne, Donnerstags zur
gruͤnen Tanne, am Freytag zur gruͤnen Linden, ließ
ſich alſo die gantze Woche beym Sauffen finden.
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/175>, abgerufen am 25.11.2024.
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