geben, wurde er ungemein bestürtzt, da ihm die Alte sagte, daß ihre Enckelin gerades Weges nach Lon- don gehen werde, und sanck er, wegen dieser un- vermutheten Zeitung, bald in eine Ohnmacht; Al- leine die grosse Verwirrung, worinnen er sich be- fande, zu mildern, rieth ihm die alte Schlange, er sollte die Treppen hinauf zu ihrer Enckelin in die Kammer gehen, allwo sie gantz alleine sey, und da- ferne Caressen und gute Worte nicht anschlagen wollten, möchte er Gewalt brauchen. Diesem- nach citirte er Mademoiselle Clark vors Kam- mer-Gericht, und gebrauchte alle ersinnliche Per- svasiones, sie zu seinem Willen zu bereden; Weil aber der gantze Kram seiner Beredsamkeit nicht hinlänglich war, sie ihm unterwürffig zu machen, fieng er an, die Rosen ihrer Jungfrauschafft par force hinweg zu rauben; Und indem sie sich ihm auf dem Bette widersatzte, mit ihm range, und in dieser ihrer Beängstigung um Hülffe schrie, wurde dieser Löwe auf seinen Raub nur desto ergrimmter, und wiederholte zu gleicher Zeit die Expression aus dem andern Actu des Oedipus, Königs von Theben:
Wenn gleich alle Furien hier um dieses Bette stünden; Dennoch halte ichJocastain die Armen ein- geschränckt; Mein Leib soll-mit ihrem Leib aufs genauste sich verbinden,
Und
Madame Clark,
geben, wurde er ungemein beſtuͤrtzt, da ihm die Alte ſagte, daß ihre Enckelin gerades Weges nach Lon- don gehen werde, und ſanck er, wegen dieſer un- vermutheten Zeitung, bald in eine Ohnmacht; Al- leine die groſſe Verwirrung, worinnen er ſich be- fande, zu mildern, rieth ihm die alte Schlange, er ſollte die Treppen hinauf zu ihrer Enckelin in die Kammer gehen, allwo ſie gantz alleine ſey, und da- ferne Careſſen und gute Worte nicht anſchlagen wollten, moͤchte er Gewalt brauchen. Dieſem- nach citirte er Mademoiſelle Clark vors Kam- mer-Gericht, und gebrauchte alle erſinnliche Per- ſvaſiones, ſie zu ſeinem Willen zu bereden; Weil aber der gantze Kram ſeiner Beredſamkeit nicht hinlaͤnglich war, ſie ihm unterwuͤrffig zu machen, fieng er an, die Roſen ihrer Jungfrauſchafft par force hinweg zu rauben; Und indem ſie ſich ihm auf dem Bette widerſatzte, mit ihm range, und in dieſer ihrer Beaͤngſtigung um Huͤlffe ſchrie, wurde dieſer Loͤwe auf ſeinen Raub nur deſto ergrimmter, und wiederholte zu gleicher Zeit die Expreſſion aus dem andern Actu des Oedipus, Koͤnigs von Theben:
Wenn gleich alle Furien hier um dieſes Bette ſtuͤnden; Dennoch halte ichJocaſtain die Armen ein- geſchraͤnckt; Mein Leib ſoll-mit ihrem Leib aufs genauſte ſich verbinden,
Und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0170"n="150"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Madame Clark,</hi></hi></fw><lb/>
geben, wurde er ungemein beſtuͤrtzt, da ihm die Alte<lb/>ſagte, daß ihre Enckelin gerades Weges nach <hirendition="#aq">Lon-<lb/>
don</hi> gehen werde, und ſanck er, wegen dieſer un-<lb/>
vermutheten Zeitung, bald in eine Ohnmacht; Al-<lb/>
leine die groſſe Verwirrung, worinnen er ſich be-<lb/>
fande, zu mildern, rieth ihm die alte Schlange, er<lb/>ſollte die Treppen hinauf zu ihrer Enckelin in die<lb/>
Kammer gehen, allwo ſie gantz alleine ſey, und da-<lb/>
ferne <hirendition="#aq">Careſſen</hi> und gute Worte nicht anſchlagen<lb/>
wollten, moͤchte er Gewalt brauchen. Dieſem-<lb/>
nach <hirendition="#aq">citi</hi>rte er <hirendition="#aq">Mademoiſelle Clark</hi> vors Kam-<lb/>
mer-Gericht, und gebrauchte alle erſinnliche <hirendition="#aq">Per-<lb/>ſvaſiones,</hi>ſie zu ſeinem Willen zu bereden; Weil<lb/>
aber der gantze Kram ſeiner Beredſamkeit nicht<lb/>
hinlaͤnglich war, ſie ihm unterwuͤrffig zu machen,<lb/>
fieng er an, die Roſen ihrer Jungfrauſchafft <hirendition="#aq">par<lb/>
force</hi> hinweg zu rauben; Und indem ſie ſich ihm<lb/>
auf dem Bette widerſatzte, mit ihm range, und in<lb/>
dieſer ihrer Beaͤngſtigung um Huͤlffe ſchrie, wurde<lb/>
dieſer Loͤwe auf ſeinen Raub nur deſto ergrimmter,<lb/>
und wiederholte zu gleicher Zeit die <hirendition="#aq">Expreſſion</hi><lb/>
aus dem andern <hirendition="#aq">Actu</hi> des <hirendition="#aq">Oedipus,</hi> Koͤnigs von<lb/><hirendition="#aq">Theben:</hi></p><lb/><cit><quote><lgrendition="#fr"type="poem"><l>Wenn gleich alle Furien hier um dieſes Bette<lb/><hirendition="#et">ſtuͤnden;</hi></l><lb/><l><hirendition="#et">Dennoch halte ich</hi><hirendition="#aq">Jocaſta</hi><hirendition="#fr">in die Armen ein-</hi><lb/><hirendition="#et">geſchraͤnckt;</hi></l><lb/><l><hirendition="#et">Mein Leib ſoll-mit ihrem Leib aufs genauſte<lb/><hirendition="#et">ſich verbinden,</hi></hi></l><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Und</hi></fw><lb/></lg></quote></cit></div></div></body></text></TEI>
[150/0170]
Madame Clark,
geben, wurde er ungemein beſtuͤrtzt, da ihm die Alte
ſagte, daß ihre Enckelin gerades Weges nach Lon-
don gehen werde, und ſanck er, wegen dieſer un-
vermutheten Zeitung, bald in eine Ohnmacht; Al-
leine die groſſe Verwirrung, worinnen er ſich be-
fande, zu mildern, rieth ihm die alte Schlange, er
ſollte die Treppen hinauf zu ihrer Enckelin in die
Kammer gehen, allwo ſie gantz alleine ſey, und da-
ferne Careſſen und gute Worte nicht anſchlagen
wollten, moͤchte er Gewalt brauchen. Dieſem-
nach citirte er Mademoiſelle Clark vors Kam-
mer-Gericht, und gebrauchte alle erſinnliche Per-
ſvaſiones, ſie zu ſeinem Willen zu bereden; Weil
aber der gantze Kram ſeiner Beredſamkeit nicht
hinlaͤnglich war, ſie ihm unterwuͤrffig zu machen,
fieng er an, die Roſen ihrer Jungfrauſchafft par
force hinweg zu rauben; Und indem ſie ſich ihm
auf dem Bette widerſatzte, mit ihm range, und in
dieſer ihrer Beaͤngſtigung um Huͤlffe ſchrie, wurde
dieſer Loͤwe auf ſeinen Raub nur deſto ergrimmter,
und wiederholte zu gleicher Zeit die Expreſſion
aus dem andern Actu des Oedipus, Koͤnigs von
Theben:
Wenn gleich alle Furien hier um dieſes Bette
ſtuͤnden;
Dennoch halte ich Jocaſta in die Armen ein-
geſchraͤnckt;
Mein Leib ſoll-mit ihrem Leib aufs genauſte
ſich verbinden,
Und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/170>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.