Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Madame Clark, ihrer Groß-Mutter aufhielte, deren Wohnungnicht über zwey Meilen von dannen sey, und daß sie die Tochter eines vornehmen nach Türckey han- delnden Kauffmanns, Nahmens Clark, der in der Watling-street in London wohnete, wäre. Und obschon dieses Frauenzimmer nicht über 15. Jahre zu seyn schiene, und ihr die Unschuld und Annehmlichkeit dieses Alters aus denen Augen leuch- tete; so liesse sie doch in ihrem Discours und ih- rer Conduite eine solche Bescheidenheit blicken, die ihre Jahre weit überstiege, hatte auch benebst etwas so aimables in ihren Augen, welches die Hochachtung aller, die sie nur ausahen, nach sich zoge. Der Graf fande nicht das geringste an ihr auszusetzen, aber wohl vieles, worüber er unendlich satisfait war; Und nachdem er ihr wegen glück- lich entgangener Gefahr, unter allerhand Versiche- rungen, wie sehr er einige Gelegenheit, ihr zu dienen, wünschete, gratuliret hatte, begaben sie sich in das Hauß, wo er erwartet wurde. So bald als sie hinein gekommen, recommendirte er diesen schö- nen Fremdling der Frau Hauß-Mutter, welche, nachdem ihr berichtet worden, was derselben be- gegnet, diese beliebte junge Dame mit hinauf in ihr Zimmer nahm, und sie mit einem bequemen Haupt-Putz, und unterschiedlichem kleinen Zierath, dessen sie benöthiget war, versahe. Nachdem nun Mademoiselle Clark von ihr erfahren hatte, daß
Madame Clark, ihrer Groß-Mutter aufhielte, deren Wohnungnicht uͤber zwey Meilen von dannen ſey, und daß ſie die Tochter eines vornehmen nach Tuͤrckey han- delnden Kauffmanns, Nahmens Clark, der in der Watling-ſtreet in London wohnete, waͤre. Und obſchon dieſes Frauenzimmer nicht uͤber 15. Jahre zu ſeyn ſchiene, und ihr die Unſchuld und Annehmlichkeit dieſes Alters aus denen Augen leuch- tete; ſo lieſſe ſie doch in ihrem Diſcours und ih- rer Conduite eine ſolche Beſcheidenheit blicken, die ihre Jahre weit uͤberſtiege, hatte auch benebſt etwas ſo aimables in ihren Augen, welches die Hochachtung aller, die ſie nur auſahen, nach ſich zoge. Der Graf fande nicht das geringſte an ihr auszuſetzen, aber wohl vieles, woruͤber er unendlich ſatisfait war; Und nachdem er ihr wegen gluͤck- lich entgangener Gefahr, unter allerhand Verſiche- rungen, wie ſehr er einige Gelegenheit, ihr zu dienen, wuͤnſchete, gratuliret hatte, begaben ſie ſich in das Hauß, wo er erwartet wurde. So bald als ſie hinein gekommen, recommendirte er dieſen ſchoͤ- nen Fremdling der Frau Hauß-Mutter, welche, nachdem ihr berichtet worden, was derſelben be- gegnet, dieſe beliebte junge Dame mit hinauf in ihr Zimmer nahm, und ſie mit einem bequemen Haupt-Putz, und unterſchiedlichem kleinen Zierath, deſſen ſie benoͤthiget war, verſahe. Nachdem nun Mademoiſelle Clark von ihr erfahren hatte, daß
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Madame Clark,
ihrer Groß-Mutter aufhielte, deren Wohnung
nicht uͤber zwey Meilen von dannen ſey, und daß
ſie die Tochter eines vornehmen nach Tuͤrckey han-
delnden Kauffmanns, Nahmens Clark, der in
der Watling-ſtreet in London wohnete, waͤre.
Und obſchon dieſes Frauenzimmer nicht uͤber 15.
Jahre zu ſeyn ſchiene, und ihr die Unſchuld und
Annehmlichkeit dieſes Alters aus denen Augen leuch-
tete; ſo lieſſe ſie doch in ihrem Diſcours und ih-
rer Conduite eine ſolche Beſcheidenheit blicken,
die ihre Jahre weit uͤberſtiege, hatte auch benebſt
etwas ſo aimables in ihren Augen, welches die
Hochachtung aller, die ſie nur auſahen, nach ſich
zoge. Der Graf fande nicht das geringſte an ihr
auszuſetzen, aber wohl vieles, woruͤber er unendlich
ſatisfait war; Und nachdem er ihr wegen gluͤck-
lich entgangener Gefahr, unter allerhand Verſiche-
rungen, wie ſehr er einige Gelegenheit, ihr zu dienen,
wuͤnſchete, gratuliret hatte, begaben ſie ſich in das
Hauß, wo er erwartet wurde. So bald als ſie
hinein gekommen, recommendirte er dieſen ſchoͤ-
nen Fremdling der Frau Hauß-Mutter, welche,
nachdem ihr berichtet worden, was derſelben be-
gegnet, dieſe beliebte junge Dame mit hinauf in
ihr Zimmer nahm, und ſie mit einem bequemen
Haupt-Putz, und unterſchiedlichem kleinen Zierath,
deſſen ſie benoͤthiget war, verſahe. Nachdem nun
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daß
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