Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und der Hertzog von Albans.
noch, sie würden sich bemühen, mir eini-
gen Trost zu verschaffen: Jch suchte ih-
nen meinen Schmertz zu eröffnen und
meine Pein bekannt zu machen; Alleine
sie sahen mich, einer andern halber, von
der versichert bin, daß sie nicht halb so
zärtlich liebet, auf eine verächtliche und
hochmüthige Art an, die kaum auszu-
sprechen.
Diese Gesetz-Predigt, nebst ihren
Thränen, waren dem Hertzoge unbetrügliche Zeu-
gen, daß sie sich aufs empfindlichste gerühret fan-
de: Denn er liebte sie noch, und diese andere Dame
hatte sein Hertz noch lange nicht so weit in Besitz
genommen, daß sie fähig gewesen, ihre Rival in
so kurtzer Zeit, als sie bekannt gewesen, daraus zu
vertreiben. Weil Dero Beständigkeit, Ma-
dame,
sagte er mit einem zärtlichen und freund-
lichen Blick, niemand als mir ergeben ist,
will ich ihnen ewig beständig seyn.
Und
was er promittirte, das hielte er auch treulich:
Denn er war ihr unterthäniger Diener, den sie zu
befehlen hatte, biß sie fast sein gantzes Vermögen
verschwendet; und damit sie ihm Gelegenheit zu
Buß-Psalmen geben möchte, satzte sie, indem sie
den Hertzog mit ihrer Landes-Kranckheit regali-
rete, seine Gesundheit in nicht geringe Gefahr.

XIV. Ma-

und der Hertzog von Albans.
noch, ſie wuͤrden ſich bemuͤhen, mir eini-
gen Troſt zu verſchaffen: Jch ſuchte ih-
nen meinen Schmertz zu eroͤffnen und
meine Pein bekannt zu machen; Alleine
ſie ſahen mich, einer andern halber, von
der verſichert bin, daß ſie nicht halb ſo
zaͤrtlich liebet, auf eine veraͤchtliche und
hochmuͤthige Art an, die kaum auszu-
ſprechen.
Dieſe Geſetz-Predigt, nebſt ihren
Thraͤnen, waren dem Hertzoge unbetruͤgliche Zeu-
gen, daß ſie ſich aufs empfindlichſte geruͤhret fan-
de: Denn er liebte ſie noch, und dieſe andere Dame
hatte ſein Hertz noch lange nicht ſo weit in Beſitz
genommen, daß ſie faͤhig geweſen, ihre Rival in
ſo kurtzer Zeit, als ſie bekannt geweſen, daraus zu
vertreiben. Weil Dero Beſtaͤndigkeit, Ma-
dame,
ſagte er mit einem zaͤrtlichen und freund-
lichen Blick, niemand als mir ergeben iſt,
will ich ihnen ewig beſtaͤndig ſeyn.
Und
was er promittirte, das hielte er auch treulich:
Denn er war ihr unterthaͤniger Diener, den ſie zu
befehlen hatte, biß ſie faſt ſein gantzes Vermoͤgen
verſchwendet; und damit ſie ihm Gelegenheit zu
Buß-Pſalmen geben moͤchte, ſatzte ſie, indem ſie
den Hertzog mit ihrer Landes-Kranckheit regali-
rete, ſeine Geſundheit in nicht geringe Gefahr.

XIV. Ma-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0163" n="143"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und der Hertzog von <hi rendition="#aq">Albans.</hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">noch, &#x017F;ie wu&#x0364;rden &#x017F;ich bemu&#x0364;hen, mir eini-<lb/>
gen Tro&#x017F;t zu ver&#x017F;chaffen: Jch &#x017F;uchte ih-<lb/>
nen meinen Schmertz zu ero&#x0364;ffnen und<lb/>
meine Pein bekannt zu machen; Alleine<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ahen mich, einer andern halber, von<lb/>
der ver&#x017F;ichert bin, daß &#x017F;ie nicht halb &#x017F;o<lb/>
za&#x0364;rtlich liebet, auf eine vera&#x0364;chtliche und<lb/>
hochmu&#x0364;thige Art an, die kaum auszu-<lb/>
&#x017F;prechen.</hi> Die&#x017F;e Ge&#x017F;etz-Predigt, neb&#x017F;t ihren<lb/>
Thra&#x0364;nen, waren dem Hertzoge unbetru&#x0364;gliche Zeu-<lb/>
gen, daß &#x017F;ie &#x017F;ich aufs empfindlich&#x017F;te geru&#x0364;hret fan-<lb/>
de: Denn er liebte &#x017F;ie noch, und die&#x017F;e andere <hi rendition="#aq">Dame</hi><lb/>
hatte &#x017F;ein Hertz noch lange nicht &#x017F;o weit in Be&#x017F;itz<lb/>
genommen, daß &#x017F;ie fa&#x0364;hig gewe&#x017F;en, ihre <hi rendition="#aq">Rival</hi> in<lb/>
&#x017F;o kurtzer Zeit, als &#x017F;ie bekannt gewe&#x017F;en, daraus zu<lb/>
vertreiben. <hi rendition="#fr">Weil Dero Be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit,</hi> <hi rendition="#aq">Ma-<lb/>
dame,</hi> &#x017F;agte er mit einem za&#x0364;rtlichen und freund-<lb/>
lichen Blick, <hi rendition="#fr">niemand als mir ergeben i&#x017F;t,<lb/>
will ich ihnen ewig be&#x017F;ta&#x0364;ndig &#x017F;eyn.</hi> Und<lb/>
was er <hi rendition="#aq">promittir</hi>te, das hielte er auch treulich:<lb/>
Denn er war ihr untertha&#x0364;niger Diener, den &#x017F;ie zu<lb/>
befehlen hatte, biß &#x017F;ie fa&#x017F;t &#x017F;ein gantzes Vermo&#x0364;gen<lb/>
ver&#x017F;chwendet; und damit &#x017F;ie ihm Gelegenheit zu<lb/>
Buß-P&#x017F;almen geben mo&#x0364;chte, &#x017F;atzte &#x017F;ie, indem &#x017F;ie<lb/>
den Hertzog mit ihrer Landes-Kranckheit <hi rendition="#aq">regali-</hi><lb/>
rete, &#x017F;eine Ge&#x017F;undheit in nicht geringe Gefahr.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">XIV. Ma-</hi> </hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0163] und der Hertzog von Albans. noch, ſie wuͤrden ſich bemuͤhen, mir eini- gen Troſt zu verſchaffen: Jch ſuchte ih- nen meinen Schmertz zu eroͤffnen und meine Pein bekannt zu machen; Alleine ſie ſahen mich, einer andern halber, von der verſichert bin, daß ſie nicht halb ſo zaͤrtlich liebet, auf eine veraͤchtliche und hochmuͤthige Art an, die kaum auszu- ſprechen. Dieſe Geſetz-Predigt, nebſt ihren Thraͤnen, waren dem Hertzoge unbetruͤgliche Zeu- gen, daß ſie ſich aufs empfindlichſte geruͤhret fan- de: Denn er liebte ſie noch, und dieſe andere Dame hatte ſein Hertz noch lange nicht ſo weit in Beſitz genommen, daß ſie faͤhig geweſen, ihre Rival in ſo kurtzer Zeit, als ſie bekannt geweſen, daraus zu vertreiben. Weil Dero Beſtaͤndigkeit, Ma- dame, ſagte er mit einem zaͤrtlichen und freund- lichen Blick, niemand als mir ergeben iſt, will ich ihnen ewig beſtaͤndig ſeyn. Und was er promittirte, das hielte er auch treulich: Denn er war ihr unterthaͤniger Diener, den ſie zu befehlen hatte, biß ſie faſt ſein gantzes Vermoͤgen verſchwendet; und damit ſie ihm Gelegenheit zu Buß-Pſalmen geben moͤchte, ſatzte ſie, indem ſie den Hertzog mit ihrer Landes-Kranckheit regali- rete, ſeine Geſundheit in nicht geringe Gefahr. XIV. Ma-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/163
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/163>, abgerufen am 25.11.2024.