Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und der Hertzog von Albans.
ction in seinen Augen, als mich diese
Muthmassung leichtlich glauben lässet;
Alleine,
Sir, satzte sie hinzu, regardiren sie
nichts in meinen? Haben sie ihre Ge-
wohnheit vergessen, das innerste meiner
Seele daraus zu erkennen? Und wenn
sie hinein sehen, können sie auch wohl
glauben, daß ich so viel Gleichgültigkeit
und Untreue lebendig ertragen könne?

Bey welchen Worten sie ihn ernstlich in die Augen
sahe. Gleichwie es nun schwer hergehet, die Bli-
cke und Verweise einer Person, die man ohne Ursa-
che verlassen, und welche dessen ungeachtet zu lie-
ben doch nicht ablässet, zu erdulten: Also wurde
er schamroth und gieng davon; Die Hertzogin
aber schlug die Augen nieder, und saß eine gute
Weile in Gedancken, dahero der Hertzog eilete, sie
darvon aufzumuntern.

Nachdem sie von ihrer Bestürtzung ein wenig
wieder zu sich selbst gekommen, sagte sie: Wo-
ferne sie mich über dieses alles, bey Dero
Vergnüglichkeit mit einer andern, nicht
für unglückselig genug achten, so thun
sie nur zu meiner Quaal die grausamste
Marter, die nur erdacht werden kan, hin-
zu.
Sie schiene über diesen Worten so gerühret
und consterniret zu seyn, daß der Hertzog, wel-
cher vorhin mehr Neigung zu dieser annehmlichen

Schö-

und der Hertzog von Albans.
ction in ſeinen Augen, als mich dieſe
Muthmaſſung leichtlich glauben laͤſſet;
Alleine,
Sir, ſatzte ſie hinzu, regardiren ſie
nichts in meinen? Haben ſie ihre Ge-
wohnheit vergeſſen, das innerſte meiner
Seele daraus zu erkennen? Und wenn
ſie hinein ſehen, koͤnnen ſie auch wohl
glauben, daß ich ſo viel Gleichguͤltigkeit
und Untreue lebendig ertragen koͤnne?

Bey welchen Worten ſie ihn ernſtlich in die Augen
ſahe. Gleichwie es nun ſchwer hergehet, die Bli-
cke und Verweiſe einer Perſon, die man ohne Urſa-
che verlaſſen, und welche deſſen ungeachtet zu lie-
ben doch nicht ablaͤſſet, zu erdulten: Alſo wurde
er ſchamroth und gieng davon; Die Hertzogin
aber ſchlug die Augen nieder, und ſaß eine gute
Weile in Gedancken, dahero der Hertzog eilete, ſie
darvon aufzumuntern.

Nachdem ſie von ihrer Beſtuͤrtzung ein wenig
wieder zu ſich ſelbſt gekommen, ſagte ſie: Wo-
ferne ſie mich uͤber dieſes alles, bey Dero
Vergnuͤglichkeit mit einer andern, nicht
fuͤr ungluͤckſelig genug achten, ſo thun
ſie nur zu meiner Quaal die grauſamſte
Marter, die nur erdacht werden kan, hin-
zu.
Sie ſchiene uͤber dieſen Worten ſo geruͤhret
und conſterniret zu ſeyn, daß der Hertzog, wel-
cher vorhin mehr Neigung zu dieſer annehmlichen

Schoͤ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0161" n="141"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und der Hertzog von <hi rendition="#aq">Albans.</hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">ction</hi><hi rendition="#fr">in &#x017F;einen Augen, als mich die&#x017F;e<lb/>
Muthma&#x017F;&#x017F;ung leichtlich glauben la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et;<lb/>
Alleine,</hi><hi rendition="#aq">Sir,</hi> &#x017F;atzte &#x017F;ie hinzu, <hi rendition="#aq">regardi</hi><hi rendition="#fr">ren &#x017F;ie<lb/>
nichts in meinen? Haben &#x017F;ie ihre Ge-<lb/>
wohnheit verge&#x017F;&#x017F;en, das inner&#x017F;te meiner<lb/>
Seele daraus zu erkennen? Und wenn<lb/>
&#x017F;ie hinein &#x017F;ehen, ko&#x0364;nnen &#x017F;ie auch wohl<lb/>
glauben, daß ich &#x017F;o viel Gleichgu&#x0364;ltigkeit<lb/>
und Untreue lebendig ertragen ko&#x0364;nne?</hi><lb/>
Bey welchen Worten &#x017F;ie ihn ern&#x017F;tlich in die Augen<lb/>
&#x017F;ahe. Gleichwie es nun &#x017F;chwer hergehet, die Bli-<lb/>
cke und Verwei&#x017F;e einer Per&#x017F;on, die man ohne Ur&#x017F;a-<lb/>
che verla&#x017F;&#x017F;en, und welche de&#x017F;&#x017F;en ungeachtet zu lie-<lb/>
ben doch nicht abla&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, zu erdulten: Al&#x017F;o wurde<lb/>
er &#x017F;chamroth und gieng davon; Die Hertzogin<lb/>
aber &#x017F;chlug die Augen nieder, und &#x017F;aß eine gute<lb/>
Weile in Gedancken, dahero der Hertzog eilete, &#x017F;ie<lb/>
darvon aufzumuntern.</p><lb/>
          <p>Nachdem &#x017F;ie von ihrer Be&#x017F;tu&#x0364;rtzung ein wenig<lb/>
wieder zu &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t gekommen, &#x017F;agte &#x017F;ie: <hi rendition="#fr">Wo-<lb/>
ferne &#x017F;ie mich u&#x0364;ber die&#x017F;es alles, bey Dero<lb/>
Vergnu&#x0364;glichkeit mit einer andern, nicht<lb/>
fu&#x0364;r unglu&#x0364;ck&#x017F;elig genug achten, &#x017F;o thun<lb/>
&#x017F;ie nur zu meiner Quaal die grau&#x017F;am&#x017F;te<lb/>
Marter, die nur erdacht werden kan, hin-<lb/>
zu.</hi> Sie &#x017F;chiene u&#x0364;ber die&#x017F;en Worten &#x017F;o geru&#x0364;hret<lb/>
und <hi rendition="#aq">con&#x017F;terni</hi>ret zu &#x017F;eyn, daß der Hertzog, wel-<lb/>
cher vorhin mehr Neigung zu die&#x017F;er annehmlichen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Scho&#x0364;-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0161] und der Hertzog von Albans. ction in ſeinen Augen, als mich dieſe Muthmaſſung leichtlich glauben laͤſſet; Alleine, Sir, ſatzte ſie hinzu, regardiren ſie nichts in meinen? Haben ſie ihre Ge- wohnheit vergeſſen, das innerſte meiner Seele daraus zu erkennen? Und wenn ſie hinein ſehen, koͤnnen ſie auch wohl glauben, daß ich ſo viel Gleichguͤltigkeit und Untreue lebendig ertragen koͤnne? Bey welchen Worten ſie ihn ernſtlich in die Augen ſahe. Gleichwie es nun ſchwer hergehet, die Bli- cke und Verweiſe einer Perſon, die man ohne Urſa- che verlaſſen, und welche deſſen ungeachtet zu lie- ben doch nicht ablaͤſſet, zu erdulten: Alſo wurde er ſchamroth und gieng davon; Die Hertzogin aber ſchlug die Augen nieder, und ſaß eine gute Weile in Gedancken, dahero der Hertzog eilete, ſie darvon aufzumuntern. Nachdem ſie von ihrer Beſtuͤrtzung ein wenig wieder zu ſich ſelbſt gekommen, ſagte ſie: Wo- ferne ſie mich uͤber dieſes alles, bey Dero Vergnuͤglichkeit mit einer andern, nicht fuͤr ungluͤckſelig genug achten, ſo thun ſie nur zu meiner Quaal die grauſamſte Marter, die nur erdacht werden kan, hin- zu. Sie ſchiene uͤber dieſen Worten ſo geruͤhret und conſterniret zu ſeyn, daß der Hertzog, wel- cher vorhin mehr Neigung zu dieſer annehmlichen Schoͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/161
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/161>, abgerufen am 29.11.2024.