war, dasjenige zu geniessen, was er bereits auf eine gantz unmäßige Art liebete, sande er den folgen- den Brief an sie ab:
Jch kan nicht umhin, Jhnen die Grös- se meiner Leidenschafft und die Danck- barkeit, so Jhnen schuldig bin, hierdurch gehorsamst zu eröffnen. Zwar ist die Feder lange nicht vermögend, auszu- drucken, was mein Hertz empfindet; und es ist nichts, so eine Vergleichung mit demjenigen hätte, das ich ihrentwegen thun wollte: Gleichwie Sie aber die liebreichsteDamein der Welt sind; Also versichere, daß ich der zärtlichste Liebha- ber unter allen Manns-Personen sey. Sie lassen mich demnach wissen, zu wel- cher Stunde ich kommen darff, Sie des- sen mündlich zu versichern; vor allen Dingen aber beschleunigen Sie den glückseligen Augenblick: Denn der ge- ringste Verzug machet, daß für Unge- dult stirbet
Dero ergebenster Diener etc.
Sie hatte diese Zeilen nicht so bald gelesen, so mu- ste sie so viel Gütigkeit für ihn hegen, daß sie an denen Proben, die er ihr von seinen Neigungen
gab,
und der Graf von D ‒ ‒.
war, dasjenige zu genieſſen, was er bereits auf eine gantz unmaͤßige Art liebete, ſande er den folgen- den Brief an ſie ab:
Jch kan nicht umhin, Jhnen die Groͤſ- ſe meiner Leidenſchafft und die Danck- barkeit, ſo Jhnen ſchuldig bin, hierdurch gehorſamſt zu eroͤffnen. Zwar iſt die Feder lange nicht vermoͤgend, auszu- drucken, was mein Hertz empfindet; und es iſt nichts, ſo eine Vergleichung mit demjenigen haͤtte, das ich ihrentwegen thun wollte: Gleichwie Sie aber die liebreichſteDamein der Welt ſind; Alſo verſichere, daß ich der zaͤrtlichſte Liebha- ber unter allen Manns-Perſonen ſey. Sie laſſen mich demnach wiſſen, zu wel- cher Stunde ich kommen darff, Sie deſ- ſen muͤndlich zu verſichern; vor allen Dingen aber beſchleunigen Sie den gluͤckſeligen Augenblick: Denn der ge- ringſte Verzug machet, daß fuͤr Unge- dult ſtirbet
Dero ergebenſter Diener ꝛc.
Sie hatte dieſe Zeilen nicht ſo bald geleſen, ſo mu- ſte ſie ſo viel Guͤtigkeit fuͤr ihn hegen, daß ſie an denen Proben, die er ihr von ſeinen Neigungen
gab,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0129"n="109"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und der Graf von <hirendition="#aq">D</hi>‒‒.</hi></fw><lb/>
war, dasjenige zu genieſſen, was er bereits auf<lb/>
eine gantz unmaͤßige Art liebete, ſande er den folgen-<lb/>
den Brief an ſie ab:</p><lb/><floatingText><body><divtype="letter"><p><hirendition="#fr">Jch kan nicht umhin, Jhnen die Groͤſ-<lb/>ſe meiner Leidenſchafft und die Danck-<lb/>
barkeit, ſo Jhnen ſchuldig bin, hierdurch<lb/>
gehorſamſt zu eroͤffnen. Zwar iſt die<lb/>
Feder lange nicht vermoͤgend, auszu-<lb/>
drucken, was mein Hertz empfindet; und<lb/>
es iſt nichts, ſo eine Vergleichung mit<lb/>
demjenigen haͤtte, das ich ihrentwegen<lb/>
thun wollte: Gleichwie Sie aber die<lb/>
liebreichſte</hi><hirendition="#aq">Dame</hi><hirendition="#fr">in der Welt ſind; Alſo<lb/>
verſichere, daß ich der zaͤrtlichſte Liebha-<lb/>
ber unter allen Manns-Perſonen ſey.<lb/>
Sie laſſen mich demnach wiſſen, zu wel-<lb/>
cher Stunde ich kommen darff, Sie deſ-<lb/>ſen muͤndlich zu verſichern; vor allen<lb/>
Dingen aber beſchleunigen Sie den<lb/>
gluͤckſeligen Augenblick: Denn der ge-<lb/>
ringſte Verzug machet, daß fuͤr Unge-<lb/>
dult ſtirbet</hi></p><lb/><closer><salute><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Dero</hi><lb/>
ergebenſter Diener ꝛc.</hi></salute></closer></div></body></floatingText><lb/><p>Sie hatte dieſe Zeilen nicht ſo bald geleſen, ſo mu-<lb/>ſte ſie ſo viel Guͤtigkeit fuͤr ihn hegen, daß ſie an<lb/>
denen Proben, die er ihr von ſeinen Neigungen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gab,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[109/0129]
und der Graf von D ‒ ‒.
war, dasjenige zu genieſſen, was er bereits auf
eine gantz unmaͤßige Art liebete, ſande er den folgen-
den Brief an ſie ab:
Jch kan nicht umhin, Jhnen die Groͤſ-
ſe meiner Leidenſchafft und die Danck-
barkeit, ſo Jhnen ſchuldig bin, hierdurch
gehorſamſt zu eroͤffnen. Zwar iſt die
Feder lange nicht vermoͤgend, auszu-
drucken, was mein Hertz empfindet; und
es iſt nichts, ſo eine Vergleichung mit
demjenigen haͤtte, das ich ihrentwegen
thun wollte: Gleichwie Sie aber die
liebreichſte Dame in der Welt ſind; Alſo
verſichere, daß ich der zaͤrtlichſte Liebha-
ber unter allen Manns-Perſonen ſey.
Sie laſſen mich demnach wiſſen, zu wel-
cher Stunde ich kommen darff, Sie deſ-
ſen muͤndlich zu verſichern; vor allen
Dingen aber beſchleunigen Sie den
gluͤckſeligen Augenblick: Denn der ge-
ringſte Verzug machet, daß fuͤr Unge-
dult ſtirbet
Dero
ergebenſter Diener ꝛc.
Sie hatte dieſe Zeilen nicht ſo bald geleſen, ſo mu-
ſte ſie ſo viel Guͤtigkeit fuͤr ihn hegen, daß ſie an
denen Proben, die er ihr von ſeinen Neigungen
gab,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/129>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.