Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742.

Bild:
<< vorherige Seite

Wovon sie den Geruch durch diese Gegend blies;
Dieß alles ließ die Schäferinn nicht gehen,
Sie blieb mit ihrer Herde stehen.
Sie warf sich auf die Weide hinn;
Hier lag die schöne Schäferinn.
Sie dänte sich und sprach mit zärtlichem Ver-
langen:

Ach! könnt ich doch Aminten hier umfangen!
Sprach sie nichts mer? O ja, ein halb verschluck-
tes, Ach!

Ein matter Blick, der aus den blauen Augen
brach,

Ein Busen, welcher sich aus Ungeduld empörte,
Die sagten dem genug,
Der hier im Busche lag, und so verliebt, als klug,
Jch weiß nicht, ob mer sah als hörte.
Kurz, da die Schäferinn sich dessen nicht versah,
So stund Amintas schon vor ihren Augen da.
Doch, wie er in den Busch gekommen,
Hab ich noch nie gefragt und auch noch nie ver-
nommen.

Für Schrecken glaubte dieß die junge Doris kaum,
Sie hielt den Anblick erst für einen leeren Traum.
Sie

Wovon ſie den Geruch durch dieſe Gegend blies;
Dieß alles ließ die Schaͤferinn nicht gehen,
Sie blieb mit ihrer Herde ſtehen.
Sie warf ſich auf die Weide hinn;
Hier lag die ſchoͤne Schaͤferinn.
Sie daͤnte ſich und ſprach mit zaͤrtlichem Ver-
langen:

Ach! koͤnnt ich doch Aminten hier umfangen!
Sprach ſie nichts mer? O ja, ein halb verſchluck-
tes, Ach!

Ein matter Blick, der aus den blauen Augen
brach,

Ein Buſen, welcher ſich aus Ungeduld empoͤrte,
Die ſagten dem genug,
Der hier im Buſche lag, und ſo verliebt, als klug,
Jch weiß nicht, ob mer ſah als hoͤrte.
Kurz, da die Schaͤferinn ſich deſſen nicht verſah,
So ſtund Amintas ſchon vor ihren Augen da.
Doch, wie er in den Buſch gekommen,
Hab ich noch nie gefragt und auch noch nie ver-
nommen.

Fuͤr Schrecken glaubte dieß die junge Doris kaum,
Sie hielt den Anblick erſt fuͤr einen leeren Traum.
Sie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <lg type="poem">
        <lg>
          <l><pb facs="#f0051" n="47"/>
Wovon &#x017F;ie den Geruch durch die&#x017F;e Gegend blies;</l><lb/>
          <l>Dieß alles ließ die Scha&#x0364;ferinn nicht gehen,</l><lb/>
          <l>Sie blieb mit ihrer Herde &#x017F;tehen.</l><lb/>
          <l>Sie warf &#x017F;ich auf die Weide hinn;</l><lb/>
          <l>Hier lag die &#x017F;cho&#x0364;ne Scha&#x0364;ferinn.</l><lb/>
          <l>Sie da&#x0364;nte &#x017F;ich und &#x017F;prach mit za&#x0364;rtlichem Ver-<lb/><hi rendition="#et">langen:</hi></l><lb/>
          <l>Ach! ko&#x0364;nnt ich doch Aminten hier umfangen!</l><lb/>
          <l>Sprach &#x017F;ie nichts mer? O ja, ein halb ver&#x017F;chluck-<lb/><hi rendition="#et">tes, Ach!</hi></l><lb/>
          <l>Ein matter Blick, der aus den blauen Augen<lb/><hi rendition="#et">brach,</hi></l><lb/>
          <l>Ein Bu&#x017F;en, welcher &#x017F;ich aus Ungeduld empo&#x0364;rte,</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;agten dem genug,</l><lb/>
          <l>Der hier im Bu&#x017F;che lag, und &#x017F;o verliebt, als klug,</l><lb/>
          <l>Jch weiß nicht, ob mer &#x017F;ah als ho&#x0364;rte.</l><lb/>
          <l>Kurz, da die Scha&#x0364;ferinn &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en nicht ver&#x017F;ah,</l><lb/>
          <l>So &#x017F;tund Amintas &#x017F;chon vor ihren Augen da.</l><lb/>
          <l>Doch, wie er in den Bu&#x017F;ch gekommen,</l><lb/>
          <l>Hab ich noch nie gefragt und auch noch nie ver-<lb/><hi rendition="#et">nommen.</hi></l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Fu&#x0364;r Schrecken glaubte dieß die junge Doris kaum,</l><lb/>
          <l>Sie hielt den Anblick er&#x017F;t fu&#x0364;r einen leeren Traum.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/></l>
        </lg>
      </lg>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0051] Wovon ſie den Geruch durch dieſe Gegend blies; Dieß alles ließ die Schaͤferinn nicht gehen, Sie blieb mit ihrer Herde ſtehen. Sie warf ſich auf die Weide hinn; Hier lag die ſchoͤne Schaͤferinn. Sie daͤnte ſich und ſprach mit zaͤrtlichem Ver- langen: Ach! koͤnnt ich doch Aminten hier umfangen! Sprach ſie nichts mer? O ja, ein halb verſchluck- tes, Ach! Ein matter Blick, der aus den blauen Augen brach, Ein Buſen, welcher ſich aus Ungeduld empoͤrte, Die ſagten dem genug, Der hier im Buſche lag, und ſo verliebt, als klug, Jch weiß nicht, ob mer ſah als hoͤrte. Kurz, da die Schaͤferinn ſich deſſen nicht verſah, So ſtund Amintas ſchon vor ihren Augen da. Doch, wie er in den Buſch gekommen, Hab ich noch nie gefragt und auch noch nie ver- nommen. Fuͤr Schrecken glaubte dieß die junge Doris kaum, Sie hielt den Anblick erſt fuͤr einen leeren Traum. Sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742/51
Zitationshilfe: [Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742/51>, abgerufen am 22.11.2024.