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[Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742.

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Alsdenn muß ich vor deinen Augen sterben.
Dieß ist der Rat, den mir oft meine Mutter giebt,
Sie hat mir diß vertraut weil sie mich treulich liebt.
Drei Dinge sind mein Tod: Gespräche, Blick und
Kuß.

Fleuch, Tirsis, denn ich weiß, was ich vermeiden
muß.

Dieß sagte sie mit Furcht und Zittern.
Jhr Mädchen merkt ihr bald die List von euren
Müttern?

Doch gut, gebt auf den Tirsis Acht,
Ein Schäfer hat gar oft ein Mädchen klug gemacht.
Er sprach, es ist, als wenn ich ihn itzt reden hörte:
Wenn deine Mutter dir nicht alle Lust verwerte
So glaubt ich, daß sie dich dieß nur aus Einfalt lerte.
Doch siehe, Lesbie, jetzt ihre Falschheit ein,
Sie gönnt dir nicht vergnügt zu sein.
Du mußt dich mer für ihr als für den Küssen hüten,
Wofür sie dich gewarnt, das will sie dir verbieten.
Jch spreche ja mit dir geliebte Schäferinn,
Und also fällt die Furcht für dem Gespräche hinn.
Nun laß uns noch zur Lust probieren
Ob dich mein Biick wol wird zum Tode näher füren.
Dieß

Alsdenn muß ich vor deinen Augen ſterben.
Dieß iſt der Rat, den mir oft meine Mutter giebt,
Sie hat mir diß vertraut weil ſie mich treulich liebt.
Drei Dinge ſind mein Tod: Geſpraͤche, Blick und
Kuß.

Fleuch, Tirſis, denn ich weiß, was ich vermeiden
muß.

Dieß ſagte ſie mit Furcht und Zittern.
Jhr Maͤdchen merkt ihr bald die Liſt von euren
Muͤttern?

Doch gut, gebt auf den Tirſis Acht,
Ein Schaͤfer hat gar oft ein Maͤdchen klug gemacht.
Er ſprach, es iſt, als wenn ich ihn itzt reden hoͤrte:
Wenn deine Mutter dir nicht alle Luſt verwerte
So glaubt ich, daß ſie dich dieß nur aus Einfalt lerte.
Doch ſiehe, Lesbie, jetzt ihre Falſchheit ein,
Sie goͤnnt dir nicht vergnuͤgt zu ſein.
Du mußt dich mer fuͤr ihr als fuͤr den Kuͤſſen huͤten,
Wofuͤr ſie dich gewarnt, das will ſie dir verbieten.
Jch ſpreche ja mit dir geliebte Schaͤferinn,
Und alſo faͤllt die Furcht fuͤr dem Geſpraͤche hinn.
Nun laß uns noch zur Luſt probieren
Ob dich mein Biick wol wird zum Tode naͤher fuͤren.
Dieß
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[30/0034] Alsdenn muß ich vor deinen Augen ſterben. Dieß iſt der Rat, den mir oft meine Mutter giebt, Sie hat mir diß vertraut weil ſie mich treulich liebt. Drei Dinge ſind mein Tod: Geſpraͤche, Blick und Kuß. Fleuch, Tirſis, denn ich weiß, was ich vermeiden muß. Dieß ſagte ſie mit Furcht und Zittern. Jhr Maͤdchen merkt ihr bald die Liſt von euren Muͤttern? Doch gut, gebt auf den Tirſis Acht, Ein Schaͤfer hat gar oft ein Maͤdchen klug gemacht. Er ſprach, es iſt, als wenn ich ihn itzt reden hoͤrte: Wenn deine Mutter dir nicht alle Luſt verwerte So glaubt ich, daß ſie dich dieß nur aus Einfalt lerte. Doch ſiehe, Lesbie, jetzt ihre Falſchheit ein, Sie goͤnnt dir nicht vergnuͤgt zu ſein. Du mußt dich mer fuͤr ihr als fuͤr den Kuͤſſen huͤten, Wofuͤr ſie dich gewarnt, das will ſie dir verbieten. Jch ſpreche ja mit dir geliebte Schaͤferinn, Und alſo faͤllt die Furcht fuͤr dem Geſpraͤche hinn. Nun laß uns noch zur Luſt probieren Ob dich mein Biick wol wird zum Tode naͤher fuͤren. Dieß

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Zitationshilfe: [Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742/34>, abgerufen am 24.11.2024.