Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742.

Bild:
<< vorherige Seite

Und ihn durch eine kleine List,
Die in der Liebe sonst ein sichres Mittel ist,
Zu seinen Pflichten anzufüren.

Einst warf die junge Schäferinn
Sich, noch bevor er kam, bei ihrer Herde hinn,
Als wäre sie bei ihren Schafen,
Für Hitz und Müdigkeit ein wenig eingeschlafen.
Jhr runder Arm macht ihr das harte Lager weich,
Und ihre Hand vor ihren Augen Schatten,
Die mehr zu lauschen als zu schlummern hatten.
Dem Busen war mit Fleiß das Oberkleid zu kurz;
Jhr kleiner Schäferschurz
Ward noch daneben
Der warmen Mittagsluft zum Spielen übergeben.
Sie hatte sich die Stellung ausgedacht,
Die blöde Schäfer klug und kluge lüstern macht.
Sie lag und lernte schon, wie sie erschrecken wollte,
Wenn Filimen sie küssend wecken sollte.
Er kam, doch weil er sie in diesem Schlummer sah,
So trat er ihr kaum noch mit leisen Schritten nah.
Der Anblick war zu schön, sein Herz fing an zu
schmachten,

Er konnte hier die Nimfe nicht genug betrachten.
Jhr
B 4

Und ihn durch eine kleine Liſt,
Die in der Liebe ſonſt ein ſichres Mittel iſt,
Zu ſeinen Pflichten anzufuͤren.

Einſt warf die junge Schaͤferinn
Sich, noch bevor er kam, bei ihrer Herde hinn,
Als waͤre ſie bei ihren Schafen,
Fuͤr Hitz und Muͤdigkeit ein wenig eingeſchlafen.
Jhr runder Arm macht ihr das harte Lager weich,
Und ihre Hand vor ihren Augen Schatten,
Die mehr zu lauſchen als zu ſchlummern hatten.
Dem Buſen war mit Fleiß das Oberkleid zu kurz;
Jhr kleiner Schaͤferſchurz
Ward noch daneben
Der warmen Mittagsluft zum Spielen uͤbergeben.
Sie hatte ſich die Stellung ausgedacht,
Die bloͤde Schaͤfer klug und kluge luͤſtern macht.
Sie lag und lernte ſchon, wie ſie erſchrecken wollte,
Wenn Filimen ſie kuͤſſend wecken ſollte.
Er kam, doch weil er ſie in dieſem Schlummer ſah,
So trat er ihr kaum noch mit leiſen Schritten nah.
Der Anblick war zu ſchoͤn, ſein Herz fing an zu
ſchmachten,

Er konnte hier die Nimfe nicht genug betrachten.
Jhr
B 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <lg type="poem">
        <lg>
          <l><pb facs="#f0027" n="23"/>
Und ihn durch eine kleine Li&#x017F;t,</l><lb/>
          <l>Die in der Liebe &#x017F;on&#x017F;t ein &#x017F;ichres Mittel i&#x017F;t,</l><lb/>
          <l>Zu &#x017F;einen Pflichten anzufu&#x0364;ren.</l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Ein&#x017F;t warf die junge Scha&#x0364;ferinn</l><lb/>
          <l>Sich, noch bevor er kam, bei ihrer Herde hinn,</l><lb/>
          <l>Als wa&#x0364;re &#x017F;ie bei ihren Schafen,</l><lb/>
          <l>Fu&#x0364;r Hitz und Mu&#x0364;digkeit ein wenig einge&#x017F;chlafen.</l><lb/>
          <l>Jhr runder Arm macht ihr das harte Lager weich,</l><lb/>
          <l>Und ihre Hand vor ihren Augen Schatten,</l><lb/>
          <l>Die mehr zu lau&#x017F;chen als zu &#x017F;chlummern hatten.</l><lb/>
          <l>Dem Bu&#x017F;en war mit Fleiß das Oberkleid zu kurz;</l><lb/>
          <l>Jhr kleiner Scha&#x0364;fer&#x017F;churz</l><lb/>
          <l>Ward noch daneben</l><lb/>
          <l>Der warmen Mittagsluft zum Spielen u&#x0364;bergeben.</l><lb/>
          <l>Sie hatte &#x017F;ich die Stellung ausgedacht,</l><lb/>
          <l>Die blo&#x0364;de Scha&#x0364;fer klug und kluge lu&#x0364;&#x017F;tern macht.</l><lb/>
          <l>Sie lag und lernte &#x017F;chon, wie &#x017F;ie er&#x017F;chrecken wollte,</l><lb/>
          <l>Wenn Filimen &#x017F;ie ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;end wecken &#x017F;ollte.</l><lb/>
          <l>Er kam, doch weil er &#x017F;ie in die&#x017F;em Schlummer &#x017F;ah,</l><lb/>
          <l>So trat er ihr kaum noch mit lei&#x017F;en Schritten nah.</l><lb/>
          <l>Der Anblick war zu &#x017F;cho&#x0364;n, &#x017F;ein Herz fing an zu<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chmachten,</hi></l><lb/>
          <l>Er konnte hier die Nimfe nicht genug betrachten.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">B 4</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Jhr</fw><lb/>
      </lg>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0027] Und ihn durch eine kleine Liſt, Die in der Liebe ſonſt ein ſichres Mittel iſt, Zu ſeinen Pflichten anzufuͤren. Einſt warf die junge Schaͤferinn Sich, noch bevor er kam, bei ihrer Herde hinn, Als waͤre ſie bei ihren Schafen, Fuͤr Hitz und Muͤdigkeit ein wenig eingeſchlafen. Jhr runder Arm macht ihr das harte Lager weich, Und ihre Hand vor ihren Augen Schatten, Die mehr zu lauſchen als zu ſchlummern hatten. Dem Buſen war mit Fleiß das Oberkleid zu kurz; Jhr kleiner Schaͤferſchurz Ward noch daneben Der warmen Mittagsluft zum Spielen uͤbergeben. Sie hatte ſich die Stellung ausgedacht, Die bloͤde Schaͤfer klug und kluge luͤſtern macht. Sie lag und lernte ſchon, wie ſie erſchrecken wollte, Wenn Filimen ſie kuͤſſend wecken ſollte. Er kam, doch weil er ſie in dieſem Schlummer ſah, So trat er ihr kaum noch mit leiſen Schritten nah. Der Anblick war zu ſchoͤn, ſein Herz fing an zu ſchmachten, Er konnte hier die Nimfe nicht genug betrachten. Jhr B 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742/27
Zitationshilfe: [Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742/27>, abgerufen am 21.11.2024.