Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742.

Bild:
<< vorherige Seite


Der blöde Schäfer.
Oft sind die Schäferinnen spröde
Und fliehn aus Eigensinn des Hirten Zärt-
lichkeit;

Oft aber machen sie zur Lust Gelegenheit
Und da ist oft der Schäfer gar zu blöde.
Doch, welcher dieses ist,
Sein Glücke nur aus Furcht vergißt,
Und nichts bei seiner Liebe waget,
Der ist hernach nicht wert, daß ihn ein Mensch
beklaget.
Ein junger Hirte, Filimen,
War von Natur verliebt, auch zum Gefallen schön;
Es eiferten die Schäferinnen,
Die Gunst des Jünglings zu gewinnen.
Wie mancher Straus, wie manches Band
Ward seinet wegen nicht zum Putzen angewandt.
Die eine sang ihm oft ein zärtlich Hirtenlied,
Die andre war bemüht,
Sein


Der bloͤde Schaͤfer.
Oft ſind die Schaͤferinnen ſproͤde
Und fliehn aus Eigenſinn des Hirten Zaͤrt-
lichkeit;

Oft aber machen ſie zur Luſt Gelegenheit
Und da iſt oft der Schaͤfer gar zu bloͤde.
Doch, welcher dieſes iſt,
Sein Gluͤcke nur aus Furcht vergißt,
Und nichts bei ſeiner Liebe waget,
Der iſt hernach nicht wert, daß ihn ein Menſch
beklaget.
Ein junger Hirte, Filimen,
War von Natur verliebt, auch zum Gefallen ſchoͤn;
Es eiferten die Schaͤferinnen,
Die Gunſt des Juͤnglings zu gewinnen.
Wie mancher Straus, wie manches Band
Ward ſeinet wegen nicht zum Putzen angewandt.
Die eine ſang ihm oft ein zaͤrtlich Hirtenlied,
Die andre war bemuͤht,
Sein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0024" n="[20]"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <lg type="poem">
        <head> <hi rendition="#b">Der blo&#x0364;de Scha&#x0364;fer.</hi> </head><lb/>
        <lg>
          <l><hi rendition="#in">O</hi>ft &#x017F;ind die Scha&#x0364;ferinnen &#x017F;pro&#x0364;de</l><lb/>
          <l>Und fliehn aus Eigen&#x017F;inn des Hirten Za&#x0364;rt-<lb/><hi rendition="#et">lichkeit;</hi></l><lb/>
          <l>Oft aber machen &#x017F;ie zur Lu&#x017F;t Gelegenheit</l><lb/>
          <l>Und da i&#x017F;t oft der Scha&#x0364;fer gar zu blo&#x0364;de.</l><lb/>
          <l>Doch, welcher die&#x017F;es i&#x017F;t,</l><lb/>
          <l>Sein Glu&#x0364;cke nur aus Furcht vergißt,</l><lb/>
          <l>Und nichts bei &#x017F;einer Liebe waget,</l><lb/>
          <l>Der i&#x017F;t hernach nicht wert, daß ihn ein Men&#x017F;ch<lb/><hi rendition="#et">beklaget.</hi></l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Ein junger Hirte, Filimen,</l><lb/>
          <l>War von Natur verliebt, auch zum Gefallen &#x017F;cho&#x0364;n;</l><lb/>
          <l>Es eiferten die Scha&#x0364;ferinnen,</l><lb/>
          <l>Die Gun&#x017F;t des Ju&#x0364;nglings zu gewinnen.</l><lb/>
          <l>Wie mancher Straus, wie manches Band</l><lb/>
          <l>Ward &#x017F;einet wegen nicht zum Putzen angewandt.</l><lb/>
          <l>Die eine &#x017F;ang ihm oft ein za&#x0364;rtlich Hirtenlied,</l><lb/>
          <l>Die andre war bemu&#x0364;ht,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Sein</fw><lb/></l>
        </lg>
      </lg>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[20]/0024] Der bloͤde Schaͤfer. Oft ſind die Schaͤferinnen ſproͤde Und fliehn aus Eigenſinn des Hirten Zaͤrt- lichkeit; Oft aber machen ſie zur Luſt Gelegenheit Und da iſt oft der Schaͤfer gar zu bloͤde. Doch, welcher dieſes iſt, Sein Gluͤcke nur aus Furcht vergißt, Und nichts bei ſeiner Liebe waget, Der iſt hernach nicht wert, daß ihn ein Menſch beklaget. Ein junger Hirte, Filimen, War von Natur verliebt, auch zum Gefallen ſchoͤn; Es eiferten die Schaͤferinnen, Die Gunſt des Juͤnglings zu gewinnen. Wie mancher Straus, wie manches Band Ward ſeinet wegen nicht zum Putzen angewandt. Die eine ſang ihm oft ein zaͤrtlich Hirtenlied, Die andre war bemuͤht, Sein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742/24
Zitationshilfe: [Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742, S. [20]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742/24>, abgerufen am 21.11.2024.