[Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742.
Dieß fodert auch das Mitleid von den Schönen. Der Schäfer särt mit bitten fort. Ach! spricht er, Silvie, so höre nur ein Wort. Sie hört. Er fänget an zu klagen: Mich qvälen Zeit und Glück seit mer als sechszehn Tagen. Kaum hat er dieß gesagt, so will sie wieder gehn. O da dich Zeit und Glück seit sechszehn Tagen qvälen, So, spricht sie, kann ich zum Voraus verstehn, Du hast mir allzuvieles zu erzälen. Er bittet noch um einen Augenblick. Er küsset ihre Hand. Hält sie nicht dieß zurück? Sie bleibt. Die Liebe läßt ihn itzt viel kürzer sprechen. Er blickt sie zärtlich an; Wie viel hat nicht ein Blick oft kund getan. Er drückt die schöne Hand; Ein sanfter Druck macht oft das ganze Herz bekannt. Jhr Auge fängt nun schmachtend an zu brechen. Nein, spricht sie, laß mich gehn! Sie
Dieß fodert auch das Mitleid von den Schoͤnen. Der Schaͤfer ſaͤrt mit bitten fort. Ach! ſpricht er, Silvie, ſo hoͤre nur ein Wort. Sie hoͤrt. Er faͤnget an zu klagen: Mich qvaͤlen Zeit und Gluͤck ſeit mer als ſechszehn Tagen. Kaum hat er dieß geſagt, ſo will ſie wieder gehn. O da dich Zeit und Gluͤck ſeit ſechszehn Tagen qvaͤlen, So, ſpricht ſie, kann ich zum Voraus verſtehn, Du haſt mir allzuvieles zu erzaͤlen. Er bittet noch um einen Augenblick. Er kuͤſſet ihre Hand. Haͤlt ſie nicht dieß zuruͤck? Sie bleibt. Die Liebe laͤßt ihn itzt viel kuͤrzer ſprechen. Er blickt ſie zaͤrtlich an; Wie viel hat nicht ein Blick oft kund getan. Er druͤckt die ſchoͤne Hand; Ein ſanfter Druck macht oft das ganze Herz bekañt. Jhr Auge faͤngt nun ſchmachtend an zu brechen. Nein, ſpricht ſie, laß mich gehn! Sie
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Dieß fodert auch das Mitleid von den Schoͤnen.
Jhr Maͤdchen, nemt dieß allemal in Acht,
Den kleinen Hund, der eure Schoß bewacht,
Muͤßt ihr zum beiſſen nie gewoͤnen.
Der Schaͤfer ſaͤrt mit bitten fort.
Ach! ſpricht er, Silvie, ſo hoͤre nur ein Wort.
Sie hoͤrt. Er faͤnget an zu klagen:
Mich qvaͤlen Zeit und Gluͤck ſeit mer als ſechszehn
Tagen.
Kaum hat er dieß geſagt, ſo will ſie wieder gehn.
O da dich Zeit und Gluͤck ſeit ſechszehn Tagen
qvaͤlen,
So, ſpricht ſie, kann ich zum Voraus verſtehn,
Du haſt mir allzuvieles zu erzaͤlen.
Er bittet noch um einen Augenblick.
Er kuͤſſet ihre Hand. Haͤlt ſie nicht dieß zuruͤck?
Sie bleibt. Die Liebe laͤßt ihn itzt viel kuͤrzer
ſprechen.
Er blickt ſie zaͤrtlich an;
Wie viel hat nicht ein Blick oft kund getan.
Er druͤckt die ſchoͤne Hand;
Ein ſanfter Druck macht oft das ganze Herz bekañt.
Jhr Auge faͤngt nun ſchmachtend an zu brechen.
Nein, ſpricht ſie, laß mich gehn!
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