Wenn wir im Waldgebirge ganze weite Flächen von hohen dicht geschlossenen Fichtenbeständen sehen, so sagen wir uns leicht selbst, daß wir einen Hochwald vor uns haben, dessen andere ältere Benennung Baumwald wir eben so schnell als eine gegensätzliche zu den anderen beiden Bestandsarten erkennen, in welchen die Strauch- oder Buschform vorherrscht. Nicht minder sind wir darüber außer Zweifel, daß ein manns- hohes Dickicht junger Fichten ein angehender Hochwald sei. Eben so ist es bei allen übrigen Nadelhölzern, welche sich unvermischt blos für die Hochwaldswirthschaft eignen, weil ihnen die Ausschlagsfähigkeit nahezu ganz abgeht, auf welcher Mittel- und Niederwaldwirthschaft beruhen.
Bei den Laubhölzern zeigt sich die Erscheinung des Hochwaldes nicht immer so klar und unzweifelhaft. Dadurch, daß sich die weitästigeren Laubhölzer -- denen hierin nur die Kiefer und auch diese nur in den höchsten Altersklassen gleichkommt -- viel räumlicher stellen, nimmt der Auenhochwald in sehr fruchtbarem Stande, wie dies schon oben bemerk- lich gemacht wurde, durch einen üppigen Unterwuchs oft das Ansehen eines Mittelwaldes an, und am leichtesten kann sich der Unkundige täuschen, indem er eine etwa mannshohe Eichen- oder Buchenkultur ihres buschigen Ansehens wegen für einen Niederwaldbestand hält, oder gar für einen Mittelwald, wenn die Schutz- und Samenbäume noch darin stehen. Im ersteren Falle belehrt ihn der Mangel der ausschlagenden Stöcke, indem er findet, daß die scheinbaren Büsche nicht Stockausschlag sind sondern junge Bäumchen, deren noch buschiges Aussehen ihn täuschte.
Die räumliche Stellung der Laubhölzer und der Umstand, daß manche, z. B. die Eiche, ein großes Lichtbedürfniß haben, und daher leicht unterdrückt werden, bringen es mit sich, daß ein Laubholzhochwald oft einen zu geringen Schluß zeigt, und daher auf der gegebenen Boden- fläche zu wenig Holzmasse trägt.
Außer den Nadelhölzern eignen sich für den Hochwaldbetrieb am besten Buchen, Eichen, Erlen, Hornbäume, Espen, Silberpappeln, Ahorne, Rüstern, Eschen, Linden und allenfalls noch Birken.
Dem Hochwalde wird vom Sprachgebrauche der Name Wald vor- zugsweise, ja beinahe ausschließlich zuertheilt, während dem Mittelwalde und noch mehr dem Niederwalde die Benennung Busch, Gehölz, Holz gegeben wird, es sei denn, daß diese durch weite Ausdehnung das ersetzen,
Roßmäßler, der Wald. 37
Wenn wir im Waldgebirge ganze weite Flächen von hohen dicht geſchloſſenen Fichtenbeſtänden ſehen, ſo ſagen wir uns leicht ſelbſt, daß wir einen Hochwald vor uns haben, deſſen andere ältere Benennung Baumwald wir eben ſo ſchnell als eine gegenſätzliche zu den anderen beiden Beſtandsarten erkennen, in welchen die Strauch- oder Buſchform vorherrſcht. Nicht minder ſind wir darüber außer Zweifel, daß ein manns- hohes Dickicht junger Fichten ein angehender Hochwald ſei. Eben ſo iſt es bei allen übrigen Nadelhölzern, welche ſich unvermiſcht blos für die Hochwaldswirthſchaft eignen, weil ihnen die Ausſchlagsfähigkeit nahezu ganz abgeht, auf welcher Mittel- und Niederwaldwirthſchaft beruhen.
Bei den Laubhölzern zeigt ſich die Erſcheinung des Hochwaldes nicht immer ſo klar und unzweifelhaft. Dadurch, daß ſich die weitäſtigeren Laubhölzer — denen hierin nur die Kiefer und auch dieſe nur in den höchſten Altersklaſſen gleichkommt — viel räumlicher ſtellen, nimmt der Auenhochwald in ſehr fruchtbarem Stande, wie dies ſchon oben bemerk- lich gemacht wurde, durch einen üppigen Unterwuchs oft das Anſehen eines Mittelwaldes an, und am leichteſten kann ſich der Unkundige täuſchen, indem er eine etwa mannshohe Eichen- oder Buchenkultur ihres buſchigen Anſehens wegen für einen Niederwaldbeſtand hält, oder gar für einen Mittelwald, wenn die Schutz- und Samenbäume noch darin ſtehen. Im erſteren Falle belehrt ihn der Mangel der ausſchlagenden Stöcke, indem er findet, daß die ſcheinbaren Büſche nicht Stockausſchlag ſind ſondern junge Bäumchen, deren noch buſchiges Ausſehen ihn täuſchte.
Die räumliche Stellung der Laubhölzer und der Umſtand, daß manche, z. B. die Eiche, ein großes Lichtbedürfniß haben, und daher leicht unterdrückt werden, bringen es mit ſich, daß ein Laubholzhochwald oft einen zu geringen Schluß zeigt, und daher auf der gegebenen Boden- fläche zu wenig Holzmaſſe trägt.
Außer den Nadelhölzern eignen ſich für den Hochwaldbetrieb am beſten Buchen, Eichen, Erlen, Hornbäume, Espen, Silberpappeln, Ahorne, Rüſtern, Eſchen, Linden und allenfalls noch Birken.
Dem Hochwalde wird vom Sprachgebrauche der Name Wald vor- zugsweiſe, ja beinahe ausſchließlich zuertheilt, während dem Mittelwalde und noch mehr dem Niederwalde die Benennung Buſch, Gehölz, Holz gegeben wird, es ſei denn, daß dieſe durch weite Ausdehnung das erſetzen,
Roßmäßler, der Wald. 37
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Wenn wir im Waldgebirge ganze weite Flächen von hohen dicht
geſchloſſenen Fichtenbeſtänden ſehen, ſo ſagen wir uns leicht ſelbſt, daß
wir einen Hochwald vor uns haben, deſſen andere ältere Benennung
Baumwald wir eben ſo ſchnell als eine gegenſätzliche zu den anderen
beiden Beſtandsarten erkennen, in welchen die Strauch- oder Buſchform
vorherrſcht. Nicht minder ſind wir darüber außer Zweifel, daß ein manns-
hohes Dickicht junger Fichten ein angehender Hochwald ſei. Eben ſo iſt
es bei allen übrigen Nadelhölzern, welche ſich unvermiſcht blos für die
Hochwaldswirthſchaft eignen, weil ihnen die Ausſchlagsfähigkeit nahezu ganz
abgeht, auf welcher Mittel- und Niederwaldwirthſchaft beruhen.
Bei den Laubhölzern zeigt ſich die Erſcheinung des Hochwaldes nicht
immer ſo klar und unzweifelhaft. Dadurch, daß ſich die weitäſtigeren
Laubhölzer — denen hierin nur die Kiefer und auch dieſe nur in den
höchſten Altersklaſſen gleichkommt — viel räumlicher ſtellen, nimmt der
Auenhochwald in ſehr fruchtbarem Stande, wie dies ſchon oben bemerk-
lich gemacht wurde, durch einen üppigen Unterwuchs oft das Anſehen
eines Mittelwaldes an, und am leichteſten kann ſich der Unkundige täuſchen,
indem er eine etwa mannshohe Eichen- oder Buchenkultur ihres buſchigen
Anſehens wegen für einen Niederwaldbeſtand hält, oder gar für einen
Mittelwald, wenn die Schutz- und Samenbäume noch darin ſtehen. Im
erſteren Falle belehrt ihn der Mangel der ausſchlagenden Stöcke, indem
er findet, daß die ſcheinbaren Büſche nicht Stockausſchlag ſind ſondern
junge Bäumchen, deren noch buſchiges Ausſehen ihn täuſchte.
Die räumliche Stellung der Laubhölzer und der Umſtand, daß
manche, z. B. die Eiche, ein großes Lichtbedürfniß haben, und daher
leicht unterdrückt werden, bringen es mit ſich, daß ein Laubholzhochwald
oft einen zu geringen Schluß zeigt, und daher auf der gegebenen Boden-
fläche zu wenig Holzmaſſe trägt.
Außer den Nadelhölzern eignen ſich für den Hochwaldbetrieb am beſten
Buchen, Eichen, Erlen, Hornbäume, Espen, Silberpappeln, Ahorne,
Rüſtern, Eſchen, Linden und allenfalls noch Birken.
Dem Hochwalde wird vom Sprachgebrauche der Name Wald vor-
zugsweiſe, ja beinahe ausſchließlich zuertheilt, während dem Mittelwalde
und noch mehr dem Niederwalde die Benennung Buſch, Gehölz, Holz
gegeben wird, es ſei denn, daß dieſe durch weite Ausdehnung das erſetzen,
Roßmäßler, der Wald. 37
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/633>, abgerufen am 23.12.2024.
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