und Mittelmäßigkeit, über welche sich selten einzelne Bäume oder kleine Bestände, bevorzugt durch günstigere Bodenverhältnisse, emporarbeiten. Buschige Weidenarten, von denen die kriechende Weide mit ihren kleinen Lanzettblättern sich kaum einen Fuß über Moorwiesenplätze erhebt, bilden hier und dort truppweise das Unterholz, besonders die Ohrweide und die krüppelhaft bleibende Sahlweide (S. 460 und 456).
Die Moorheiden schließen gewöhnlich weite Wiesenflächen ein oder sind von ihnen umgürtet und unter diesen ruht gewöhnlich ein Torflager, dessen Ausbeutung meist einen bessern Ertrag liefert, als das saure Gras darüber.
Den Moorheiden Nordostdeutschlands, die aber meist baumlose Moor- brüche sind, verdanken wir die lästige Gabe des Höhenrauchs, auch Haarrauch, Heerrauch, am richtigsten aber Moorrauch genannt, weil er durch das Abbrennen großer Moorflächen entsteht, was in der trockensten Jahreszeit, Juli und August, namentlich in Ostfriesland, vorgenommen wird, um durch die Asche den Boden zu düngen. Es ist unbegreiflich, wie man diese durch den Geruch schon zu deutende Erscheinung in den südöstlich gelegenen Breiten Deutschlands lange Zeit falsch deuten und für meteorischen Ursprungs halten konnte.
Wie auch sonst oft die äußersten Gegensätze nahe bei einander liegen, so gränzt oft dicht an die Moorheide die Sandheide*), wo der Wald nur seine beiden anspruchlosesten Kinder, Kiefer und Birke, zu erhalten vermag, freilich zu einem kümmerlichen Dasein. Während wir eben auf der Moorheide eine einförmige Mittelmäßigkeit des Baumwuchses fanden, der doch innerhalb der gezogenen Schranken eine gewisse geschlossene Ge- deihlichkeit zeigt, so ist die Heide des Sandbodens ein Ringen um ein armseliges Sein, welches Leben kaum genannt werden kann, weil ihm die Frucht des Lebens, Wachsen und Gedeihen, kaum anzusehen ist. Oft findet auch ein Schluß der Bäume zu einem eigentlichen Bestande nicht statt, sondern es scheint als ob jeder Baum eine um so größere Fläche bedürfte, je ärmer der Boden ist; und wenn die Mühe des Forstmanns dennoch einigen Schluß herzustellen vermocht hat, so bleibt dieser doch
*) Eine ausführliche Schilderung beider Heideformen habe ich in meinen "die vier Jahreszeiten" (Breslau bei Leuckart) versucht, (S. 186--218).
und Mittelmäßigkeit, über welche ſich ſelten einzelne Bäume oder kleine Beſtände, bevorzugt durch günſtigere Bodenverhältniſſe, emporarbeiten. Buſchige Weidenarten, von denen die kriechende Weide mit ihren kleinen Lanzettblättern ſich kaum einen Fuß über Moorwieſenplätze erhebt, bilden hier und dort truppweiſe das Unterholz, beſonders die Ohrweide und die krüppelhaft bleibende Sahlweide (S. 460 und 456).
Die Moorheiden ſchließen gewöhnlich weite Wieſenflächen ein oder ſind von ihnen umgürtet und unter dieſen ruht gewöhnlich ein Torflager, deſſen Ausbeutung meiſt einen beſſern Ertrag liefert, als das ſaure Gras darüber.
Den Moorheiden Nordoſtdeutſchlands, die aber meiſt baumloſe Moor- brüche ſind, verdanken wir die läſtige Gabe des Höhenrauchs, auch Haarrauch, Heerrauch, am richtigſten aber Moorrauch genannt, weil er durch das Abbrennen großer Moorflächen entſteht, was in der trockenſten Jahreszeit, Juli und Auguſt, namentlich in Oſtfriesland, vorgenommen wird, um durch die Aſche den Boden zu düngen. Es iſt unbegreiflich, wie man dieſe durch den Geruch ſchon zu deutende Erſcheinung in den ſüdöſtlich gelegenen Breiten Deutſchlands lange Zeit falſch deuten und für meteoriſchen Urſprungs halten konnte.
Wie auch ſonſt oft die äußerſten Gegenſätze nahe bei einander liegen, ſo gränzt oft dicht an die Moorheide die Sandheide*), wo der Wald nur ſeine beiden anſpruchloſeſten Kinder, Kiefer und Birke, zu erhalten vermag, freilich zu einem kümmerlichen Daſein. Während wir eben auf der Moorheide eine einförmige Mittelmäßigkeit des Baumwuchſes fanden, der doch innerhalb der gezogenen Schranken eine gewiſſe geſchloſſene Ge- deihlichkeit zeigt, ſo iſt die Heide des Sandbodens ein Ringen um ein armſeliges Sein, welches Leben kaum genannt werden kann, weil ihm die Frucht des Lebens, Wachſen und Gedeihen, kaum anzuſehen iſt. Oft findet auch ein Schluß der Bäume zu einem eigentlichen Beſtande nicht ſtatt, ſondern es ſcheint als ob jeder Baum eine um ſo größere Fläche bedürfte, je ärmer der Boden iſt; und wenn die Mühe des Forſtmanns dennoch einigen Schluß herzuſtellen vermocht hat, ſo bleibt dieſer doch
*) Eine ausführliche Schilderung beider Heideformen habe ich in meinen „die vier Jahreszeiten“ (Breslau bei Leuckart) verſucht, (S. 186—218).
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[559/0615]
und Mittelmäßigkeit, über welche ſich ſelten einzelne Bäume oder kleine
Beſtände, bevorzugt durch günſtigere Bodenverhältniſſe, emporarbeiten.
Buſchige Weidenarten, von denen die kriechende Weide mit ihren kleinen
Lanzettblättern ſich kaum einen Fuß über Moorwieſenplätze erhebt, bilden
hier und dort truppweiſe das Unterholz, beſonders die Ohrweide und
die krüppelhaft bleibende Sahlweide (S. 460 und 456).
Die Moorheiden ſchließen gewöhnlich weite Wieſenflächen ein oder
ſind von ihnen umgürtet und unter dieſen ruht gewöhnlich ein Torflager,
deſſen Ausbeutung meiſt einen beſſern Ertrag liefert, als das ſaure Gras
darüber.
Den Moorheiden Nordoſtdeutſchlands, die aber meiſt baumloſe Moor-
brüche ſind, verdanken wir die läſtige Gabe des Höhenrauchs, auch
Haarrauch, Heerrauch, am richtigſten aber Moorrauch genannt, weil
er durch das Abbrennen großer Moorflächen entſteht, was in der trockenſten
Jahreszeit, Juli und Auguſt, namentlich in Oſtfriesland, vorgenommen
wird, um durch die Aſche den Boden zu düngen. Es iſt unbegreiflich,
wie man dieſe durch den Geruch ſchon zu deutende Erſcheinung in den
ſüdöſtlich gelegenen Breiten Deutſchlands lange Zeit falſch deuten und
für meteoriſchen Urſprungs halten konnte.
Wie auch ſonſt oft die äußerſten Gegenſätze nahe bei einander liegen,
ſo gränzt oft dicht an die Moorheide die Sandheide *), wo der Wald
nur ſeine beiden anſpruchloſeſten Kinder, Kiefer und Birke, zu erhalten
vermag, freilich zu einem kümmerlichen Daſein. Während wir eben auf
der Moorheide eine einförmige Mittelmäßigkeit des Baumwuchſes fanden,
der doch innerhalb der gezogenen Schranken eine gewiſſe geſchloſſene Ge-
deihlichkeit zeigt, ſo iſt die Heide des Sandbodens ein Ringen um ein
armſeliges Sein, welches Leben kaum genannt werden kann, weil ihm die
Frucht des Lebens, Wachſen und Gedeihen, kaum anzuſehen iſt. Oft
findet auch ein Schluß der Bäume zu einem eigentlichen Beſtande nicht
ſtatt, ſondern es ſcheint als ob jeder Baum eine um ſo größere Fläche
bedürfte, je ärmer der Boden iſt; und wenn die Mühe des Forſtmanns
dennoch einigen Schluß herzuſtellen vermocht hat, ſo bleibt dieſer doch
*) Eine ausführliche Schilderung beider Heideformen habe ich in meinen „die vier
Jahreszeiten“ (Breslau bei Leuckart) verſucht, (S. 186—218).
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/615>, abgerufen am 25.11.2024.
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