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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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kirsche, Prunus Cerasus L., unterscheidet sie sich durch den Mangel des
dieser sehr eigenthümlichen Wurzelausschlags. Vor dem Laubfall färben
sich die Blätter dunkel purpurroth. Von Krankheiten der wilden wie
der zahmen Kirsche ist namentlich der Brand des Stammes und der un-
richtig so genannte Harzfluß zu nennen. Um letzteren nicht hervorzurufen
dürfen die Kirschbäume auch nur sehr wenig und sehr vorsichtig ausgeästet
und beschnitten werden.

Die vielfache Verwendung des Kirschbaumholzes ist bekannt und
ebenso daß dessen aus Samen erzogene Stämmchen zur Veredelung dienen.
Um kräftige Wildlinge sicher zu erziehen muß man die Vogelkirschen un-
mittelbar nachdem sie vollkommen reif sind mit dem Fleische säen und nur
sehr wenig bedecken. Das berühmte schweizer und schwarzwälder Kirsch-
wasser ("Kirschengeist") wird nur aus den kleinen Vogelkirschen, und zwar
auf dem Schwarzwalde nur aus der rothfrüchtigen Spielart, bereitet.

46. Die Felsenkirsche, Prunus Mahaleb L.

Die kleinen angenehm duftenden weißen Blüthen stehen in lockeren
eirunden Doldensträußen zusammen an den Seiten der Langtriebe; die
Anfang August reifenden, kaum erbsengroßen, eirunden, blauschwarzen
Früchte haben einen länglichen Stein und nur wenig Fleisch von bitter-
süßem Geschmack, welcher gewissermaßen die concentrirte Wirkung des
Geruches ist, welchen das Gewächs in allen Theilen, namentlich in der
Rinde verbreitet; denn nach dem Genuß behält man lange Zeit den diesem
Geruch gleichkommenden Hauchgeschmack -- wie man wohl ganz richtig
sagen darf -- im Munde. Dieser Geruch ist der bekannte Geruch der
noch immer beliebten "Weichselrohre" welche von der Felsenkirsche kommen.
Die Blätter, viel kleiner als die Kirschblätter, eirund, kurzzugespitzt, am
Rande fein und stumpfsägezähnig, mit 2 Drüsen am Blattstiele.

Die Felsenkirsche bleibt ein mehrstämmiger Busch, der allerdings eine
Höhe von 20--30 Fuß erreichen kann und einen gespreizten sperrigen
Wuchs mit lockerer durchsichtiger Krone und langen sehr feinen und daher
meist etwas niederhängenden Trieben hat. Die Rinde der ziemlich stark
werdenden Stämmchen ist meist von häutigen Peridermfetzen rauh, die der
Zweige gelbbraun mit aschgrauem Schimmer, quergestreift und mit zahlreichen

kirſche, Prunus Cerasus L., unterſcheidet ſie ſich durch den Mangel des
dieſer ſehr eigenthümlichen Wurzelausſchlags. Vor dem Laubfall färben
ſich die Blätter dunkel purpurroth. Von Krankheiten der wilden wie
der zahmen Kirſche iſt namentlich der Brand des Stammes und der un-
richtig ſo genannte Harzfluß zu nennen. Um letzteren nicht hervorzurufen
dürfen die Kirſchbäume auch nur ſehr wenig und ſehr vorſichtig ausgeäſtet
und beſchnitten werden.

Die vielfache Verwendung des Kirſchbaumholzes iſt bekannt und
ebenſo daß deſſen aus Samen erzogene Stämmchen zur Veredelung dienen.
Um kräftige Wildlinge ſicher zu erziehen muß man die Vogelkirſchen un-
mittelbar nachdem ſie vollkommen reif ſind mit dem Fleiſche ſäen und nur
ſehr wenig bedecken. Das berühmte ſchweizer und ſchwarzwälder Kirſch-
waſſer („Kirſchengeiſt“) wird nur aus den kleinen Vogelkirſchen, und zwar
auf dem Schwarzwalde nur aus der rothfrüchtigen Spielart, bereitet.

46. Die Felſenkirſche, Prunus Mahaleb L.

Die kleinen angenehm duftenden weißen Blüthen ſtehen in lockeren
eirunden Doldenſträußen zuſammen an den Seiten der Langtriebe; die
Anfang Auguſt reifenden, kaum erbſengroßen, eirunden, blauſchwarzen
Früchte haben einen länglichen Stein und nur wenig Fleiſch von bitter-
ſüßem Geſchmack, welcher gewiſſermaßen die concentrirte Wirkung des
Geruches iſt, welchen das Gewächs in allen Theilen, namentlich in der
Rinde verbreitet; denn nach dem Genuß behält man lange Zeit den dieſem
Geruch gleichkommenden Hauchgeſchmack — wie man wohl ganz richtig
ſagen darf — im Munde. Dieſer Geruch iſt der bekannte Geruch der
noch immer beliebten „Weichſelrohre“ welche von der Felſenkirſche kommen.
Die Blätter, viel kleiner als die Kirſchblätter, eirund, kurzzugeſpitzt, am
Rande fein und ſtumpfſägezähnig, mit 2 Drüſen am Blattſtiele.

Die Felſenkirſche bleibt ein mehrſtämmiger Buſch, der allerdings eine
Höhe von 20—30 Fuß erreichen kann und einen geſpreizten ſperrigen
Wuchs mit lockerer durchſichtiger Krone und langen ſehr feinen und daher
meiſt etwas niederhängenden Trieben hat. Die Rinde der ziemlich ſtark
werdenden Stämmchen iſt meiſt von häutigen Peridermfetzen rauh, die der
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[514/0566] kirſche, Prunus Cerasus L., unterſcheidet ſie ſich durch den Mangel des dieſer ſehr eigenthümlichen Wurzelausſchlags. Vor dem Laubfall färben ſich die Blätter dunkel purpurroth. Von Krankheiten der wilden wie der zahmen Kirſche iſt namentlich der Brand des Stammes und der un- richtig ſo genannte Harzfluß zu nennen. Um letzteren nicht hervorzurufen dürfen die Kirſchbäume auch nur ſehr wenig und ſehr vorſichtig ausgeäſtet und beſchnitten werden. Die vielfache Verwendung des Kirſchbaumholzes iſt bekannt und ebenſo daß deſſen aus Samen erzogene Stämmchen zur Veredelung dienen. Um kräftige Wildlinge ſicher zu erziehen muß man die Vogelkirſchen un- mittelbar nachdem ſie vollkommen reif ſind mit dem Fleiſche ſäen und nur ſehr wenig bedecken. Das berühmte ſchweizer und ſchwarzwälder Kirſch- waſſer („Kirſchengeiſt“) wird nur aus den kleinen Vogelkirſchen, und zwar auf dem Schwarzwalde nur aus der rothfrüchtigen Spielart, bereitet. 46. Die Felſenkirſche, Prunus Mahaleb L. Die kleinen angenehm duftenden weißen Blüthen ſtehen in lockeren eirunden Doldenſträußen zuſammen an den Seiten der Langtriebe; die Anfang Auguſt reifenden, kaum erbſengroßen, eirunden, blauſchwarzen Früchte haben einen länglichen Stein und nur wenig Fleiſch von bitter- ſüßem Geſchmack, welcher gewiſſermaßen die concentrirte Wirkung des Geruches iſt, welchen das Gewächs in allen Theilen, namentlich in der Rinde verbreitet; denn nach dem Genuß behält man lange Zeit den dieſem Geruch gleichkommenden Hauchgeſchmack — wie man wohl ganz richtig ſagen darf — im Munde. Dieſer Geruch iſt der bekannte Geruch der noch immer beliebten „Weichſelrohre“ welche von der Felſenkirſche kommen. Die Blätter, viel kleiner als die Kirſchblätter, eirund, kurzzugeſpitzt, am Rande fein und ſtumpfſägezähnig, mit 2 Drüſen am Blattſtiele. Die Felſenkirſche bleibt ein mehrſtämmiger Buſch, der allerdings eine Höhe von 20—30 Fuß erreichen kann und einen geſpreizten ſperrigen Wuchs mit lockerer durchſichtiger Krone und langen ſehr feinen und daher meiſt etwas niederhängenden Trieben hat. Die Rinde der ziemlich ſtark werdenden Stämmchen iſt meiſt von häutigen Peridermfetzen rauh, die der Zweige gelbbraun mit aſchgrauem Schimmer, quergeſtreift und mit zahlreichen

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/566>, abgerufen am 24.11.2024.