hat ein ähnliches aber etwas längeres, schlanker zugespitztes und am Rande fein kerbzähniges Blatt, mit jederseits höchstens 3--4 gebogen aufwärts strebenden Seitenrippen; an den Kurztrieben stehen die Blätter deutlich kreuzweise gegenüber, an den Langtrieben mehr unregelmäßig zerstreut, welches letztere bei dem Wegedorn stets der Fall ist. Die an den Trieb angedrückten Knospen sind vollkommen, mit chocolatbraunen silaergrau umrandeten Schuppen.
Im Gegensatz zu dem vorigen hat der Kreuzdorn etwas Knorriges und Gespreiztes im Bau seiner auch viel stärker, selbst etwas baumartig werdenden Stämmchen. Die Rinde der Triebe ist silbergrau, die der Stämmchen schwärzlichbraun, und aufgerissen mit einer ganz absonderlichen Bastlage, weil in ihr die mit Krystallen überzogenen Bastbündel regel- mäßig in Quinkunx geschichtet sind. Von besonderer von allen anderen deutschen Holzarten abweichenden Art ist das Holz, indem darin die feinen Gefäße (Poren) und die Holzzellen in größere etwas flammige Gruppen von einander gesondert sind, wodurch das Holz etwas schräg gegen den Spaltschnitt gehobelt ein schönes geflammtes gewässertes Ansehen erhält. Das Kernholz ist gelbroth, der Splint hell grüngelblich. Es ist sehr hart und dauerhaft und ist eigentlich unser schönstes Holz für feine Kunst- tischlerarbeiten.
Als Standort verlangt der Kreuzdorn einen guten Boden an Wald- rändern und an Wiesen um seine größte Höhe von 20 bis 25 Fuß als 8--10 Zoll starkes Bäumchen zu erlangen; er findet sich aber krüppel- haft wachsend auch auf ärmeren selbst klippigen Bodenarten durch ganz Deutschland.
Forstlich wird er nicht besonders beachtet und daher auch nicht kulturmäßig behandelt, um so weniger als er sehr langsam wächst.
Außer seinem Holze, welches vielleicht hier oder dort eine ohne be- sondere Umstände sich ausführbar machende Pflege räthlich machen könnte, werden seine Beeren, Kreuzbeeren, zum Grünfärben benutzt.
Roßmäßler, der Wald. 32
Der Kreuzdorn, Rh. cathartica L.
hat ein ähnliches aber etwas längeres, ſchlanker zugeſpitztes und am Rande fein kerbzähniges Blatt, mit jederſeits höchſtens 3—4 gebogen aufwärts ſtrebenden Seitenrippen; an den Kurztrieben ſtehen die Blätter deutlich kreuzweiſe gegenüber, an den Langtrieben mehr unregelmäßig zerſtreut, welches letztere bei dem Wegedorn ſtets der Fall iſt. Die an den Trieb angedrückten Knospen ſind vollkommen, mit chocolatbraunen ſilaergrau umrandeten Schuppen.
Im Gegenſatz zu dem vorigen hat der Kreuzdorn etwas Knorriges und Geſpreiztes im Bau ſeiner auch viel ſtärker, ſelbſt etwas baumartig werdenden Stämmchen. Die Rinde der Triebe iſt ſilbergrau, die der Stämmchen ſchwärzlichbraun, und aufgeriſſen mit einer ganz abſonderlichen Baſtlage, weil in ihr die mit Kryſtallen überzogenen Baſtbündel regel- mäßig in Quinkunx geſchichtet ſind. Von beſonderer von allen anderen deutſchen Holzarten abweichenden Art iſt das Holz, indem darin die feinen Gefäße (Poren) und die Holzzellen in größere etwas flammige Gruppen von einander geſondert ſind, wodurch das Holz etwas ſchräg gegen den Spaltſchnitt gehobelt ein ſchönes geflammtes gewäſſertes Anſehen erhält. Das Kernholz iſt gelbroth, der Splint hell grüngelblich. Es iſt ſehr hart und dauerhaft und iſt eigentlich unſer ſchönſtes Holz für feine Kunſt- tiſchlerarbeiten.
Als Standort verlangt der Kreuzdorn einen guten Boden an Wald- rändern und an Wieſen um ſeine größte Höhe von 20 bis 25 Fuß als 8—10 Zoll ſtarkes Bäumchen zu erlangen; er findet ſich aber krüppel- haft wachſend auch auf ärmeren ſelbſt klippigen Bodenarten durch ganz Deutſchland.
Forſtlich wird er nicht beſonders beachtet und daher auch nicht kulturmäßig behandelt, um ſo weniger als er ſehr langſam wächſt.
Außer ſeinem Holze, welches vielleicht hier oder dort eine ohne be- ſondere Umſtände ſich ausführbar machende Pflege räthlich machen könnte, werden ſeine Beeren, Kreuzbeeren, zum Grünfärben benutzt.
Roßmäßler, der Wald. 32
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Der Kreuzdorn, Rh. cathartica L.
hat ein ähnliches aber etwas längeres, ſchlanker zugeſpitztes und am Rande
fein kerbzähniges Blatt, mit jederſeits höchſtens 3—4 gebogen aufwärts
ſtrebenden Seitenrippen; an den Kurztrieben ſtehen die Blätter deutlich
kreuzweiſe gegenüber, an den Langtrieben mehr unregelmäßig zerſtreut,
welches letztere bei dem Wegedorn ſtets der Fall iſt. Die an den Trieb
angedrückten Knospen ſind vollkommen, mit chocolatbraunen ſilaergrau
umrandeten Schuppen.
Im Gegenſatz zu dem vorigen hat der Kreuzdorn etwas Knorriges
und Geſpreiztes im Bau ſeiner auch viel ſtärker, ſelbſt etwas baumartig
werdenden Stämmchen. Die Rinde der Triebe iſt ſilbergrau, die der
Stämmchen ſchwärzlichbraun, und aufgeriſſen mit einer ganz abſonderlichen
Baſtlage, weil in ihr die mit Kryſtallen überzogenen Baſtbündel regel-
mäßig in Quinkunx geſchichtet ſind. Von beſonderer von allen anderen
deutſchen Holzarten abweichenden Art iſt das Holz, indem darin die feinen
Gefäße (Poren) und die Holzzellen in größere etwas flammige Gruppen
von einander geſondert ſind, wodurch das Holz etwas ſchräg gegen den
Spaltſchnitt gehobelt ein ſchönes geflammtes gewäſſertes Anſehen erhält.
Das Kernholz iſt gelbroth, der Splint hell grüngelblich. Es iſt ſehr hart
und dauerhaft und iſt eigentlich unſer ſchönſtes Holz für feine Kunſt-
tiſchlerarbeiten.
Als Standort verlangt der Kreuzdorn einen guten Boden an Wald-
rändern und an Wieſen um ſeine größte Höhe von 20 bis 25 Fuß als
8—10 Zoll ſtarkes Bäumchen zu erlangen; er findet ſich aber krüppel-
haft wachſend auch auf ärmeren ſelbſt klippigen Bodenarten durch ganz
Deutſchland.
Forſtlich wird er nicht beſonders beachtet und daher auch nicht
kulturmäßig behandelt, um ſo weniger als er ſehr langſam wächſt.
Außer ſeinem Holze, welches vielleicht hier oder dort eine ohne be-
ſondere Umſtände ſich ausführbar machende Pflege räthlich machen könnte,
werden ſeine Beeren, Kreuzbeeren, zum Grünfärben benutzt.
Roßmäßler, der Wald. 32
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/549>, abgerufen am 21.11.2024.
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