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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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sich ausbreiten läßt. Die Buche muß mit ihren Wurzeln tief eindringen
können; drum konnte sie der Fichte nicht auf den zweiten Standort folgen.

Neben der aus verweslichen Stoffen und zu Sand oder Schutt zer-
fallenen Gesteinstücken bestehenden Dammerde, welche oft nicht minder
fein und mild ist, wie auf dem Acker, und außer gröberen Steinen bis
selbst ansehnlichen Blöcken finden wir an einem guten Waldboden -- den
Untergrund lassen wir jetzt ganz aus dem Spiele -- an seiner Oberfläche
immer eine sogenannte Bodendecke, welche für das Gedeihen der Wald-
bestände von der größten Bedeutung ist.

Sie ist es besonders, wodurch der Waldboden, als ein Theil des
Gesammtbildes, als welches uns der Wald ergötzt, zum Gegenstande auch
unserer ästhetischen Betrachtung wird.

Nach der Natur des Bodens, so weit er aus Stein- und Moder-
stoffen besteht, nach der Art der Bäume, die den Waldbestand bilden,
und nach dem Feuchtigkeitsgehalte des Bodens und der Luft ist die Boden-
decke höchst verschieden. Man kann sie wesentlich als Pflanzendecke
und als Laub- oder Nadeldecke unterscheiden, wobei es sich von selbst
versteht, daß beide Klassen wohl niemals ganz scharf geschieden sind, weil
selbst die entschiedenste Pflanzendecke natürlich auch den Laub- und Nadel-
abfall enthalten muß und die dichteste Nadeldecke doch wenigstens einige
niedere Pflanzen aufkommen läßt.

Es kommt namentlich auf die Oertlichkeit an, ob der Laub- und
Nadelfall schnell oder langsam verwest. Verwest er nur langsam, so muß
sich nach und nach eine so dicke Laub- und Nadelschicht ansammeln, daß
Waldkräuter und Gräser kaum aufkommen können. Nicht minder ist hierbei
die dichte oder lockere Belaubung im Verhältniß zu dem räumlichen Um-
fang der Baumkronen von Einfluß. Die dichte Belaubung der reichver-
zweigten Buche verursacht darum meist eine hohe sehr reine Laubdecke, um
so mehr, als die Buche mehr trocknen Standort liebt, auf welchem das
abgefallene Laub nur langsam verwest. Die locker belaubte kleinblättrige
Birke macht einen geringen Laubfall, die Fichte einen dichteren als die
Kiefer. Obgleich die Erle sehr dicht belaubt ist, so duldet der feuchte
Standort, den sie liebt, niemals eine längere Ansammlung des schnell
verwesenden Laubes. Die lockeren durchsichtigen Kronen alter Kiefernorte
machen, daß die Nadeln lange unverwest bleiben, weil Sonnenschein und

ſich ausbreiten läßt. Die Buche muß mit ihren Wurzeln tief eindringen
können; drum konnte ſie der Fichte nicht auf den zweiten Standort folgen.

Neben der aus verweslichen Stoffen und zu Sand oder Schutt zer-
fallenen Geſteinſtücken beſtehenden Dammerde, welche oft nicht minder
fein und mild iſt, wie auf dem Acker, und außer gröberen Steinen bis
ſelbſt anſehnlichen Blöcken finden wir an einem guten Waldboden — den
Untergrund laſſen wir jetzt ganz aus dem Spiele — an ſeiner Oberfläche
immer eine ſogenannte Bodendecke, welche für das Gedeihen der Wald-
beſtände von der größten Bedeutung iſt.

Sie iſt es beſonders, wodurch der Waldboden, als ein Theil des
Geſammtbildes, als welches uns der Wald ergötzt, zum Gegenſtande auch
unſerer äſthetiſchen Betrachtung wird.

Nach der Natur des Bodens, ſo weit er aus Stein- und Moder-
ſtoffen beſteht, nach der Art der Bäume, die den Waldbeſtand bilden,
und nach dem Feuchtigkeitsgehalte des Bodens und der Luft iſt die Boden-
decke höchſt verſchieden. Man kann ſie weſentlich als Pflanzendecke
und als Laub- oder Nadeldecke unterſcheiden, wobei es ſich von ſelbſt
verſteht, daß beide Klaſſen wohl niemals ganz ſcharf geſchieden ſind, weil
ſelbſt die entſchiedenſte Pflanzendecke natürlich auch den Laub- und Nadel-
abfall enthalten muß und die dichteſte Nadeldecke doch wenigſtens einige
niedere Pflanzen aufkommen läßt.

Es kommt namentlich auf die Oertlichkeit an, ob der Laub- und
Nadelfall ſchnell oder langſam verweſt. Verweſt er nur langſam, ſo muß
ſich nach und nach eine ſo dicke Laub- und Nadelſchicht anſammeln, daß
Waldkräuter und Gräſer kaum aufkommen können. Nicht minder iſt hierbei
die dichte oder lockere Belaubung im Verhältniß zu dem räumlichen Um-
fang der Baumkronen von Einfluß. Die dichte Belaubung der reichver-
zweigten Buche verurſacht darum meiſt eine hohe ſehr reine Laubdecke, um
ſo mehr, als die Buche mehr trocknen Standort liebt, auf welchem das
abgefallene Laub nur langſam verweſt. Die locker belaubte kleinblättrige
Birke macht einen geringen Laubfall, die Fichte einen dichteren als die
Kiefer. Obgleich die Erle ſehr dicht belaubt iſt, ſo duldet der feuchte
Standort, den ſie liebt, niemals eine längere Anſammlung des ſchnell
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[30/0054] ſich ausbreiten läßt. Die Buche muß mit ihren Wurzeln tief eindringen können; drum konnte ſie der Fichte nicht auf den zweiten Standort folgen. Neben der aus verweslichen Stoffen und zu Sand oder Schutt zer- fallenen Geſteinſtücken beſtehenden Dammerde, welche oft nicht minder fein und mild iſt, wie auf dem Acker, und außer gröberen Steinen bis ſelbſt anſehnlichen Blöcken finden wir an einem guten Waldboden — den Untergrund laſſen wir jetzt ganz aus dem Spiele — an ſeiner Oberfläche immer eine ſogenannte Bodendecke, welche für das Gedeihen der Wald- beſtände von der größten Bedeutung iſt. Sie iſt es beſonders, wodurch der Waldboden, als ein Theil des Geſammtbildes, als welches uns der Wald ergötzt, zum Gegenſtande auch unſerer äſthetiſchen Betrachtung wird. Nach der Natur des Bodens, ſo weit er aus Stein- und Moder- ſtoffen beſteht, nach der Art der Bäume, die den Waldbeſtand bilden, und nach dem Feuchtigkeitsgehalte des Bodens und der Luft iſt die Boden- decke höchſt verſchieden. Man kann ſie weſentlich als Pflanzendecke und als Laub- oder Nadeldecke unterſcheiden, wobei es ſich von ſelbſt verſteht, daß beide Klaſſen wohl niemals ganz ſcharf geſchieden ſind, weil ſelbſt die entſchiedenſte Pflanzendecke natürlich auch den Laub- und Nadel- abfall enthalten muß und die dichteſte Nadeldecke doch wenigſtens einige niedere Pflanzen aufkommen läßt. Es kommt namentlich auf die Oertlichkeit an, ob der Laub- und Nadelfall ſchnell oder langſam verweſt. Verweſt er nur langſam, ſo muß ſich nach und nach eine ſo dicke Laub- und Nadelſchicht anſammeln, daß Waldkräuter und Gräſer kaum aufkommen können. Nicht minder iſt hierbei die dichte oder lockere Belaubung im Verhältniß zu dem räumlichen Um- fang der Baumkronen von Einfluß. Die dichte Belaubung der reichver- zweigten Buche verurſacht darum meiſt eine hohe ſehr reine Laubdecke, um ſo mehr, als die Buche mehr trocknen Standort liebt, auf welchem das abgefallene Laub nur langſam verweſt. Die locker belaubte kleinblättrige Birke macht einen geringen Laubfall, die Fichte einen dichteren als die Kiefer. Obgleich die Erle ſehr dicht belaubt iſt, ſo duldet der feuchte Standort, den ſie liebt, niemals eine längere Anſammlung des ſchnell verweſenden Laubes. Die lockeren durchſichtigen Kronen alter Kiefernorte machen, daß die Nadeln lange unverweſt bleiben, weil Sonnenſchein und

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/54>, abgerufen am 22.12.2024.