Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

obgleich sie, mit andern Holzarten gemischt, im 8--10 jährigen Niederwald-
betrieb in der Holzproduktion für holzarme Gegenden von wenigen Holz-
arten übertroffen werden dürfte.

Die Benutzung des Sahlweidenholzes außer zur Heizung, ist zwar
sehr manchfaltig aber auf Dinge geringerer Maaße beschränkt, weil die
Sahlweide keine bedeutende Stamm-Stärke und Langschaftigkeit zeigt.
Zu groben Korbgeflechten und zu Reifen sind die Stocklohden brauchbar.

19. Die Ohrweide, Salix aurita L.

Ein seltner mehr als 4--5 F. hoher feinästiger sperriger Busch,
welcher ebenfalls vor den Blättern blüht und wesentlich kleinere schmal
eiförmige Kätzchen hat, von denen die männlichen sich durch sehr lange
Staubfäden auszeichnen. Die Blätter sind ziemlich klein, verkehrt ei-
förmig, zugespitzt, am Grunde meist deutlich keilförmig verschmälert, mit
undeutlich gezähneltem Rande und blaugrüner Rückseite. Die Nebenblätter
sind sehr entwickelt, nierenförmig und fast ganzrandig; (sie haben der Art
den Namen gegeben und lassen sie leicht von andern Arten unterscheiden).
(LXXI. auf folg. S.)

Fast ohne alle forstliche Bedeutung ist die Ohrweide hier nur
deshalb aufgenommen, weil sie namentlich in den Waldungen der Vor-
berge außerordentlich verbreitet vorkommt, wo sie sich in jungen Be-
ständen und etwas erwachsenen Kulturen aller Holzgattungen leicht ein-
nistet und wegen ihres ausschlagskräftigen reichbewurzelten Stockes schwer
ausrotten läßt. Sie thut jedoch kaum Schaden, da sie nicht verdämmt
und nützlicheres Holz nie überwächst. Sie liebt denselben Standort
wie die vorige, am meisten strengen Lehmboden, kommt aber auch auf
anderen Bodenarten vor, selbst auf Moorboden, wo sie kleinblättrig wird.
Wegen der Blattähnlichkeit führt die Ohrweide auch den sehr bezeichnenden
Namen Salbei-Weide.

Uns mit diesen 2 Weidenarten für unsere genauere Betrachtung be-
gnügend, brauche ich kaum zu wiederholen, daß zahlreiche andere Weiden-
arten in dem Bereich des Waldes auftreten, sobald in ihm Weiher und
Sümpfe, Flußläufe und größere Bäche liegen. Da begegnen wir an den
Flußufern selbst den Korbweiden deren nützliche Ruthen an manchen

obgleich ſie, mit andern Holzarten gemiſcht, im 8—10 jährigen Niederwald-
betrieb in der Holzproduktion für holzarme Gegenden von wenigen Holz-
arten übertroffen werden dürfte.

Die Benutzung des Sahlweidenholzes außer zur Heizung, iſt zwar
ſehr manchfaltig aber auf Dinge geringerer Maaße beſchränkt, weil die
Sahlweide keine bedeutende Stamm-Stärke und Langſchaftigkeit zeigt.
Zu groben Korbgeflechten und zu Reifen ſind die Stocklohden brauchbar.

19. Die Ohrweide, Salix aurita L.

Ein ſeltner mehr als 4—5 F. hoher feinäſtiger ſperriger Buſch,
welcher ebenfalls vor den Blättern blüht und weſentlich kleinere ſchmal
eiförmige Kätzchen hat, von denen die männlichen ſich durch ſehr lange
Staubfäden auszeichnen. Die Blätter ſind ziemlich klein, verkehrt ei-
förmig, zugeſpitzt, am Grunde meiſt deutlich keilförmig verſchmälert, mit
undeutlich gezähneltem Rande und blaugrüner Rückſeite. Die Nebenblätter
ſind ſehr entwickelt, nierenförmig und faſt ganzrandig; (ſie haben der Art
den Namen gegeben und laſſen ſie leicht von andern Arten unterſcheiden).
(LXXI. auf folg. S.)

Faſt ohne alle forſtliche Bedeutung iſt die Ohrweide hier nur
deshalb aufgenommen, weil ſie namentlich in den Waldungen der Vor-
berge außerordentlich verbreitet vorkommt, wo ſie ſich in jungen Be-
ſtänden und etwas erwachſenen Kulturen aller Holzgattungen leicht ein-
niſtet und wegen ihres ausſchlagskräftigen reichbewurzelten Stockes ſchwer
ausrotten läßt. Sie thut jedoch kaum Schaden, da ſie nicht verdämmt
und nützlicheres Holz nie überwächſt. Sie liebt denſelben Standort
wie die vorige, am meiſten ſtrengen Lehmboden, kommt aber auch auf
anderen Bodenarten vor, ſelbſt auf Moorboden, wo ſie kleinblättrig wird.
Wegen der Blattähnlichkeit führt die Ohrweide auch den ſehr bezeichnenden
Namen Salbei-Weide.

Uns mit dieſen 2 Weidenarten für unſere genauere Betrachtung be-
gnügend, brauche ich kaum zu wiederholen, daß zahlreiche andere Weiden-
arten in dem Bereich des Waldes auftreten, ſobald in ihm Weiher und
Sümpfe, Flußläufe und größere Bäche liegen. Da begegnen wir an den
Flußufern ſelbſt den Korbweiden deren nützliche Ruthen an manchen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0507" n="459"/>
obgleich &#x017F;ie, mit andern Holzarten gemi&#x017F;cht, im 8&#x2014;10 jährigen Niederwald-<lb/>
betrieb in der Holzproduktion für holzarme Gegenden von wenigen Holz-<lb/>
arten übertroffen werden dürfte.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#g">Benutzung</hi> des Sahlweidenholzes außer zur Heizung, i&#x017F;t zwar<lb/>
&#x017F;ehr manchfaltig aber auf Dinge geringerer Maaße be&#x017F;chränkt, weil die<lb/>
Sahlweide keine bedeutende Stamm-Stärke und Lang&#x017F;chaftigkeit zeigt.<lb/>
Zu groben Korbgeflechten und zu Reifen &#x017F;ind die Stocklohden brauchbar.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">19. Die Ohrweide, <hi rendition="#aq">Salix aurita L.</hi></hi> </head><lb/>
              <p>Ein &#x017F;eltner mehr als 4&#x2014;5 F. hoher feinä&#x017F;tiger &#x017F;perriger Bu&#x017F;ch,<lb/>
welcher ebenfalls vor den Blättern blüht und we&#x017F;entlich kleinere &#x017F;chmal<lb/>
eiförmige <hi rendition="#g">Kätzchen</hi> hat, von denen die männlichen &#x017F;ich durch &#x017F;ehr lange<lb/>
Staubfäden auszeichnen. Die <hi rendition="#g">Blätter</hi> &#x017F;ind ziemlich klein, verkehrt ei-<lb/>
förmig, zuge&#x017F;pitzt, am Grunde mei&#x017F;t deutlich keilförmig ver&#x017F;chmälert, mit<lb/>
undeutlich gezähneltem Rande und blaugrüner Rück&#x017F;eite. Die Nebenblätter<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;ehr entwickelt, nierenförmig und fa&#x017F;t ganzrandig; (&#x017F;ie haben der Art<lb/>
den Namen gegeben und la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie leicht von andern Arten unter&#x017F;cheiden).<lb/>
(<hi rendition="#aq">LXXI.</hi> auf folg. S.)</p><lb/>
              <p>Fa&#x017F;t ohne alle <hi rendition="#g">for&#x017F;tliche Bedeutung</hi> i&#x017F;t die Ohrweide hier nur<lb/>
deshalb aufgenommen, weil &#x017F;ie namentlich in den Waldungen der Vor-<lb/>
berge außerordentlich <hi rendition="#g">verbreitet vorkommt</hi>, wo &#x017F;ie &#x017F;ich in jungen Be-<lb/>
&#x017F;tänden und etwas erwach&#x017F;enen Kulturen aller Holzgattungen leicht ein-<lb/>
ni&#x017F;tet und wegen ihres aus&#x017F;chlagskräftigen reichbewurzelten Stockes &#x017F;chwer<lb/>
ausrotten läßt. Sie thut jedoch kaum Schaden, da &#x017F;ie nicht verdämmt<lb/>
und nützlicheres Holz nie überwäch&#x017F;t. Sie liebt den&#x017F;elben <hi rendition="#g">Standort</hi><lb/>
wie die vorige, am mei&#x017F;ten &#x017F;trengen Lehmboden, kommt aber auch auf<lb/>
anderen Bodenarten vor, &#x017F;elb&#x017F;t auf Moorboden, wo &#x017F;ie kleinblättrig wird.<lb/>
Wegen der Blattähnlichkeit führt die Ohrweide auch den &#x017F;ehr bezeichnenden<lb/>
Namen <hi rendition="#g">Salbei-Weide</hi>.</p><lb/>
              <p>Uns mit die&#x017F;en 2 Weidenarten für un&#x017F;ere genauere Betrachtung be-<lb/>
gnügend, brauche ich kaum zu wiederholen, daß zahlreiche andere Weiden-<lb/>
arten in dem Bereich des Waldes auftreten, &#x017F;obald in ihm Weiher und<lb/>
Sümpfe, Flußläufe und größere Bäche liegen. Da begegnen wir an den<lb/>
Flußufern &#x017F;elb&#x017F;t den <hi rendition="#g">Korbweiden</hi> deren nützliche Ruthen an manchen<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[459/0507] obgleich ſie, mit andern Holzarten gemiſcht, im 8—10 jährigen Niederwald- betrieb in der Holzproduktion für holzarme Gegenden von wenigen Holz- arten übertroffen werden dürfte. Die Benutzung des Sahlweidenholzes außer zur Heizung, iſt zwar ſehr manchfaltig aber auf Dinge geringerer Maaße beſchränkt, weil die Sahlweide keine bedeutende Stamm-Stärke und Langſchaftigkeit zeigt. Zu groben Korbgeflechten und zu Reifen ſind die Stocklohden brauchbar. 19. Die Ohrweide, Salix aurita L. Ein ſeltner mehr als 4—5 F. hoher feinäſtiger ſperriger Buſch, welcher ebenfalls vor den Blättern blüht und weſentlich kleinere ſchmal eiförmige Kätzchen hat, von denen die männlichen ſich durch ſehr lange Staubfäden auszeichnen. Die Blätter ſind ziemlich klein, verkehrt ei- förmig, zugeſpitzt, am Grunde meiſt deutlich keilförmig verſchmälert, mit undeutlich gezähneltem Rande und blaugrüner Rückſeite. Die Nebenblätter ſind ſehr entwickelt, nierenförmig und faſt ganzrandig; (ſie haben der Art den Namen gegeben und laſſen ſie leicht von andern Arten unterſcheiden). (LXXI. auf folg. S.) Faſt ohne alle forſtliche Bedeutung iſt die Ohrweide hier nur deshalb aufgenommen, weil ſie namentlich in den Waldungen der Vor- berge außerordentlich verbreitet vorkommt, wo ſie ſich in jungen Be- ſtänden und etwas erwachſenen Kulturen aller Holzgattungen leicht ein- niſtet und wegen ihres ausſchlagskräftigen reichbewurzelten Stockes ſchwer ausrotten läßt. Sie thut jedoch kaum Schaden, da ſie nicht verdämmt und nützlicheres Holz nie überwächſt. Sie liebt denſelben Standort wie die vorige, am meiſten ſtrengen Lehmboden, kommt aber auch auf anderen Bodenarten vor, ſelbſt auf Moorboden, wo ſie kleinblättrig wird. Wegen der Blattähnlichkeit führt die Ohrweide auch den ſehr bezeichnenden Namen Salbei-Weide. Uns mit dieſen 2 Weidenarten für unſere genauere Betrachtung be- gnügend, brauche ich kaum zu wiederholen, daß zahlreiche andere Weiden- arten in dem Bereich des Waldes auftreten, ſobald in ihm Weiher und Sümpfe, Flußläufe und größere Bäche liegen. Da begegnen wir an den Flußufern ſelbſt den Korbweiden deren nützliche Ruthen an manchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/507
Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/507>, abgerufen am 21.11.2024.