Die Triebe der Sahlweide haben eine grüngraue mit kurzen weichen Flaumhaaren besetzte Rinde und ein großes weißes Mark. Sie sind unter allen baumartig wachsenden Weidenarten am häufigsten Kurztriebe, weniger ruthenförmige Langtriebe.
Auch der Stamm ist weniger schlank als bei andern Weiden, sondern meist etwas knickig, mit einer, namentlich im Winter bis zu bedeutender Aststärke und auch noch an etwa 10 Zoll starken Stämmen, grüngrauen bis graugrünen ziemlich glatten Rinde bekleidet, welche nur ganz unten borkenrissig wird. Wegen der nur wenigen und verschieden langen Haupt- äste ist die Krone locker und unregelmäßig. Die Wurzel hat wenige aber ziemlich tief eindringende Aeste. Das Holz ist weiß mit sehr zahl- reichen, nur manchmal paarweise, seltner zu 3 bis 5 verschmolznen kleinen Poren; Markstrahlen sehr zahlreich und fein; Jahresringe meist ziemlich breit, durch porenarmes Herbstholz bezeichnet. Das Holz hat ziemlich häufig braungelbe Markfleckchen. Obgleich das Sahlweidenholz sehr leicht und weich ist, so ist es doch zähe und ziemlich dauerhaft, ist leicht spaltig und brennt prasselnd mit träger Flamme.
Der Standort der Sahlweide ist ein frischer lockerer nicht zu felsiger oder, wenn dieses, wenigstens sehr klüftiger und humusreicher Boden des Mittelgebirges, während sie weder in der Ebene gern wächst, noch sehr weit in bedeutendere Höhen geht, wo sie sogar noch gegen die Buche zurückbleibt. Auf solchen Standorten ist sie in Deutschland sehr ver- breitet. Dagegen gedeiht sie in dem Ueberschwemmungsgebiet der Niede- rungen ebenso wenig wie in zu trocknen sonnigen Lagen.
Ihr Leben ist von dem der meisten übrigen, eben dadurch allgemein sich auszeichnenden Weiden in vielen Punkten verschieden. Wenn sie auch auf den Stock gestellt, viel weniger aus der Wurzel, ein starkes Aus- schlagsvermögen besitzt, so wächst sie doch, wie bereits angedeutet, als Baum viel weniger rasch und auch viel weniger hoch, als manche andere Weiden und eignet sich auch nicht zum Kopfholzbaum. Unter günstigen Verhältnissen kann sie in einem Sommer bis 6 Fuß lange und 1 Zoll starke Stocklohden mit riesigen Blättern treiben. Durch Stecklinge läßt sie sich leicht vermehren. Von Feinden und Krankheiten der Sahlweide ist um so weniger bekannt, als sie kaum ein Gegenstand forstmännischer Be- handlung ist. Daher ist sie auch ohne eigentliche forstliche Bedeutung,
Die Triebe der Sahlweide haben eine grüngraue mit kurzen weichen Flaumhaaren beſetzte Rinde und ein großes weißes Mark. Sie ſind unter allen baumartig wachſenden Weidenarten am häufigſten Kurztriebe, weniger ruthenförmige Langtriebe.
Auch der Stamm iſt weniger ſchlank als bei andern Weiden, ſondern meiſt etwas knickig, mit einer, namentlich im Winter bis zu bedeutender Aſtſtärke und auch noch an etwa 10 Zoll ſtarken Stämmen, grüngrauen bis graugrünen ziemlich glatten Rinde bekleidet, welche nur ganz unten borkenriſſig wird. Wegen der nur wenigen und verſchieden langen Haupt- äſte iſt die Krone locker und unregelmäßig. Die Wurzel hat wenige aber ziemlich tief eindringende Aeſte. Das Holz iſt weiß mit ſehr zahl- reichen, nur manchmal paarweiſe, ſeltner zu 3 bis 5 verſchmolznen kleinen Poren; Markſtrahlen ſehr zahlreich und fein; Jahresringe meiſt ziemlich breit, durch porenarmes Herbſtholz bezeichnet. Das Holz hat ziemlich häufig braungelbe Markfleckchen. Obgleich das Sahlweidenholz ſehr leicht und weich iſt, ſo iſt es doch zähe und ziemlich dauerhaft, iſt leicht ſpaltig und brennt praſſelnd mit träger Flamme.
Der Standort der Sahlweide iſt ein friſcher lockerer nicht zu felſiger oder, wenn dieſes, wenigſtens ſehr klüftiger und humusreicher Boden des Mittelgebirges, während ſie weder in der Ebene gern wächſt, noch ſehr weit in bedeutendere Höhen geht, wo ſie ſogar noch gegen die Buche zurückbleibt. Auf ſolchen Standorten iſt ſie in Deutſchland ſehr ver- breitet. Dagegen gedeiht ſie in dem Ueberſchwemmungsgebiet der Niede- rungen ebenſo wenig wie in zu trocknen ſonnigen Lagen.
Ihr Leben iſt von dem der meiſten übrigen, eben dadurch allgemein ſich auszeichnenden Weiden in vielen Punkten verſchieden. Wenn ſie auch auf den Stock geſtellt, viel weniger aus der Wurzel, ein ſtarkes Aus- ſchlagsvermögen beſitzt, ſo wächſt ſie doch, wie bereits angedeutet, als Baum viel weniger raſch und auch viel weniger hoch, als manche andere Weiden und eignet ſich auch nicht zum Kopfholzbaum. Unter günſtigen Verhältniſſen kann ſie in einem Sommer bis 6 Fuß lange und 1 Zoll ſtarke Stocklohden mit rieſigen Blättern treiben. Durch Stecklinge läßt ſie ſich leicht vermehren. Von Feinden und Krankheiten der Sahlweide iſt um ſo weniger bekannt, als ſie kaum ein Gegenſtand forſtmänniſcher Be- handlung iſt. Daher iſt ſie auch ohne eigentliche forſtliche Bedeutung,
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Die Triebe der Sahlweide haben eine grüngraue mit kurzen weichen
Flaumhaaren beſetzte Rinde und ein großes weißes Mark. Sie ſind unter
allen baumartig wachſenden Weidenarten am häufigſten Kurztriebe, weniger
ruthenförmige Langtriebe.
Auch der Stamm iſt weniger ſchlank als bei andern Weiden, ſondern
meiſt etwas knickig, mit einer, namentlich im Winter bis zu bedeutender
Aſtſtärke und auch noch an etwa 10 Zoll ſtarken Stämmen, grüngrauen
bis graugrünen ziemlich glatten Rinde bekleidet, welche nur ganz unten
borkenriſſig wird. Wegen der nur wenigen und verſchieden langen Haupt-
äſte iſt die Krone locker und unregelmäßig. Die Wurzel hat wenige
aber ziemlich tief eindringende Aeſte. Das Holz iſt weiß mit ſehr zahl-
reichen, nur manchmal paarweiſe, ſeltner zu 3 bis 5 verſchmolznen kleinen
Poren; Markſtrahlen ſehr zahlreich und fein; Jahresringe meiſt ziemlich
breit, durch porenarmes Herbſtholz bezeichnet. Das Holz hat ziemlich
häufig braungelbe Markfleckchen. Obgleich das Sahlweidenholz ſehr leicht
und weich iſt, ſo iſt es doch zähe und ziemlich dauerhaft, iſt leicht ſpaltig
und brennt praſſelnd mit träger Flamme.
Der Standort der Sahlweide iſt ein friſcher lockerer nicht zu felſiger
oder, wenn dieſes, wenigſtens ſehr klüftiger und humusreicher Boden des
Mittelgebirges, während ſie weder in der Ebene gern wächſt, noch ſehr
weit in bedeutendere Höhen geht, wo ſie ſogar noch gegen die Buche
zurückbleibt. Auf ſolchen Standorten iſt ſie in Deutſchland ſehr ver-
breitet. Dagegen gedeiht ſie in dem Ueberſchwemmungsgebiet der Niede-
rungen ebenſo wenig wie in zu trocknen ſonnigen Lagen.
Ihr Leben iſt von dem der meiſten übrigen, eben dadurch allgemein
ſich auszeichnenden Weiden in vielen Punkten verſchieden. Wenn ſie auch
auf den Stock geſtellt, viel weniger aus der Wurzel, ein ſtarkes Aus-
ſchlagsvermögen beſitzt, ſo wächſt ſie doch, wie bereits angedeutet, als
Baum viel weniger raſch und auch viel weniger hoch, als manche andere
Weiden und eignet ſich auch nicht zum Kopfholzbaum. Unter günſtigen
Verhältniſſen kann ſie in einem Sommer bis 6 Fuß lange und 1 Zoll ſtarke
Stocklohden mit rieſigen Blättern treiben. Durch Stecklinge läßt ſie ſich
leicht vermehren. Von Feinden und Krankheiten der Sahlweide iſt
um ſo weniger bekannt, als ſie kaum ein Gegenſtand forſtmänniſcher Be-
handlung iſt. Daher iſt ſie auch ohne eigentliche forſtliche Bedeutung,
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/506>, abgerufen am 12.01.2025.
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